Re: Weitläufige Ruinen
von Suque » Mo 19. Okt 2020, 11:38
Es stimmte nicht, dass alle von Suques Sorgen ausgeräumt waren, nur weil die Krähe ihm gesagt hatte, dass er sich nicht sorgen musste. Was wiederum bedeutete, dass sie nichts darüber äußern würde, worum es hier wirklich ging. Er war zwar nicht mehr ganz so unruhig, aber immer noch angespannt, weil das Gespräch sich weiterhin um dieses Thema drehte und weder zunächst Ronja, noch Niamh – wenn auch mit anderer Intention – sich mit ihrer Erklärung zufrieden gaben. Ronja war von ihnen beiden zwar als diejenige aufgetreten, von der er den Eindruck bekam, dass sie genau durchschaut hatte, was hier eigentlich ablief, doch dadurch, dass sie nur noch kurz ihre Bedenken äußerte und dann einlenkte, provozierte sie nicht, dass er am Ende noch selbst meinte, etwas sagen zu müssen. Das wäre vermutlich nach hinten losgegangen.
Die Präsenz der Krähe war immer noch groß und sehr deutlich und kühler und auch sehr viel weniger freundlich als noch am Anfang, doch es war noch immer nichts Abweisendes von ihr wahrzunehmen, das darauf hingedeutet hätte, dass sie etwas verheimlichen wollte. Was nicht bedeutete, dass sie es nicht tat. Dabei war sie von ihnen beiden nicht diejenige, die ein großes Geheimnis daraus zu machen plante. Er war es. Er wollte nicht, dass jemand es wusste, aus Angst, dass ihm dann nur Zweifel kommen würden. Weil andere sagten, dass es nicht richtig war und dass es einen anderen Weg geben musste. Er wollte auch nicht erreichen, dass er jemandem leidtat. Oder dass jemand ihm sagen konnte, dass er ihm fehlen würde. Die Wahrscheinlichkeit war bei Iduna und Niamh nicht so groß, bei Ronja war er sich nicht mehr sicher. Er hatte das Gefühl, dass sie ein Talent dafür hatte, ihm auch ohne Augenlicht hinter die Stirn zu schauen, wenn es um heikle Themen ging, während er eigentlich nur mit dem arbeiten konnte, was sie ihm sagte. Na ja, und manchmal hatte auch Fragen geholfen, manchmal konnte man ja auch sehen, dass sie etwas beschäftigte. So wie jetzt zum Beispiel.
“Aber daran könnte niemand etwas ändern. Weder ich, noch du, noch der Waldgeist, noch das Einhorn“, erwiderte die Krähe auf Ronjas Worte, und dabei klang sie nun fast schon sanft und mit einem Hauch Resignation oder einer bestimmten Gewichtigkeit, die vermitteln sollte, dass es egal war, ob sie da war oder nicht, die Spuren, die der Dämon hinterlassen hatte, würden nie ganz heilen. Es verpasste selbst Suque ein seltsames Gefühl, obwohl er das ja längst wusste und obwohl ihm auch klar war, dass es darum letztlich nicht ging. “Nein. Ich weiß nicht, ob die Ruinen uns helfen werden und wohin wir gelangen, wenn wir sie erfolgreich betreten können“, gab sie am Ende zu und der kleine Vogel auf seinem Schoß faltete die Flügel neu.
Er atmete einmal langsam ein und aus, denn Ronja war nur eine Instanz, die es zu überwinden galt – Niamh und Iduna waren die zweite. Das Einhorn schwieg zwar wieder, aber sicher gab es bei Niamhs Frage auch gerade nichts weiter nachzuhaken. Und er war nicht sicher, wie die Krähe diese so richtig konkrete Frage denn umschiffen wollte.
Aber sie ließ sich nicht weiter beirren – obwohl sie zuvor natürlich mit Absicht nicht so recht auf diese Frage eingegangen war. Ob nun in der Hoffnung, dass Niamh nicht weiter fragte oder damit niemand es bemerkte, konnte wohl dahinstehen. “Suque geht erst mit mir, wenn er stirbt“, erklärte sie. Und damit hatte sie natürlich recht. Mehr zu sagen gab es dazu nicht – so oder so nicht. “Und damit wir uns wieder voneinander lösen können, brauchen wir bestimmte Voraussetzungen. An diesem Ort hier ist es uns nicht möglich. Deshalb hoffe ich, dass die Ruinen uns an einen anderen Ort bringen können, an dem dies funktionieren kann.“ Da schloss sich dann der Kreis wieder. Im Grunde war die Erklärung, die alles erklärte und gleichzeitig nichts erklärte, nun komplett.
~+~Suque~+~[sú-ke]
~Death Crow~...please, please forgive me...
...but I won't be home again...Maybe someday, you'll look up
and barely concious, you'll say to no one
"Isn't something missing?"-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-Even though I'm the sacrifice, you won't try for me, not now.
If only you could tell me.Why?-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-