Re: Das verlassene Dorf
von Farûna » Fr 8. Mai 2020, 10:00
Von Niban kam nichts mehr, und da sie mir zuvor schon versichert hatte, dass sie das Feuer am Laufen halten konnte, gab es wohl auch keinen Grund mehr für mich, weiter wach zu bleiben. Ich schlief nicht sofort ein, sondern lag noch eine ganze Weile herum, schloss die Augen, döste irgendwann ein wenig ein, und da es weiterhin still blieb, driftete ich irgendwann schließlich doch in den Schlaf ab.
Niban war so leise, dass ich sie nicht hörte, als sie verschwand. Was mich wieder weckte, war irgendwann das Sonnenlicht, das durch den Spalt im Vorhang herein schien. Ich hatte nun wirklich genug geschlafen.
Es war niemand da, wie ich feststellte, als ich irgendwann einen Blick durch das Wohnzimmer warf. Ich konnte auch nichts hören, auch wenn das nicht allzu viel zu heißen hatte bei Niban oder Dart. Vielleicht war sie Wasser holen gegangen, denn als ich mich langsam aufsetzte, sah ich dass die Schüssel immer noch leer war. Das Feuer war inzwischen heruntergebrannt und rauchte nur noch ein wenig vor sich hin.
Ich rutschte hinab auf den Boden und zum Tischchen hin, wo ich mir eine von den kleinen Tabletten gegen die Infektion herausdrückte und sie ohne Wasser herunterschluckte, was auch halbwegs gut ging weil sie so klein war. Aber ich brauchte Wasser. Mein Blick huschte zum Fenster und nach kurzem Zögern stemmte ich mich auf dem Tisch hoch und stand auf. Im ersten Moment war mir schwindelig und ich stand etwas wackelig auf den Beinen, aber als ich ein paar Momente lang abwartete, ging es langsam wieder. Gut genug zumindest, dass ich die paar Schritte zum Fenster schaffte und mich dort wieder festhielt, ehe ich den Vorhang beiseite schob und hinaus sah.
Die Umgebung lag ruhig da im sonnigen Morgen, kein Lebewesen weit und breit. Die Sonne war angenehm warm und ich stand ein paar Momente lang an die Fensterbank gestützt da und überlegte, während ich mich aufwärmte. Da das Stehen auf Dauer aber anstrengend wurde, wankte ich schließlich zurück zum Sofa und setzte mich wieder hin. Ich schloss die Augen und wartete, döste vielleicht auch wieder ein bisschen ein, aber irgendwann wurde die Frage, wo Niban hingegangen war, doch stärker. Vielleicht war sie auch wieder... weg. Das würde ihre Abwesenheit jedenfalls erklären. Aber... ach, ich verstand das alles nicht. Was war dann mit Dart?
Mein Durst wurde stärker, und der Husten, den ich immer noch hatte, half dabei auch nicht gerade, sodass ich schließlich etwas tun musste. Ich wusste nicht wo Niban oder Dart waren oder ob überhaupt einer von beiden zurückkommen würde, und etwas tun konnte ich wohl auch nicht - nicht wenn ich so schlecht beisammen war. Aber zumindest um mich selbst kümmern musste ich mich.
Der lange Rock lag noch neben dem Sofa und mit ein wenig Mühe zog ich ihn wieder an, damit es draußen wenigstens etwas wärmer war. Auch die Jacke, die Dart mir gebracht hatte, zog ich über, nachdem ich meine Flügel vorsichtig an meinem Rücken angelegt hatte. Der eine tat dabei auch etwas weh, aber es war nichts gegen den Schmerz in meiner Schulter, der wieder stärker wurde. So sehr dass ich versuchte, eine der Schmerztabletten herunterzuwürgen, und tatsächlich gelang es mir nach einigen Versuchen, auch wenn es ziemlich eklig war und ich den bitteren Geschmack nicht los wurde. Ich brauchte dringend Wasser.
Da ich mir nicht zutraute, die Schüssel gefüllt zu tragen, oder überhaupt einen offenen Behälter mit Wasser ohne etwas zu verschütten, suchte ich in der Küche nach einer Flasche oder sonst einem Behälter, den man verschließen konnte. Tatsächlich fand ich ein paar Flaschen mit großen Plastikdeckeln, die ich nach kurzem Ausprobieren auch aufschrauben konnte, und steckte eine in jede Seitentasche des Mantels, sodass ich die Hände frei hatte. Die brauchte ich auch, um mich festzuhalten, denn das Laufen war immer noch ziemlich anstrengend. Ich ging zur Haustür und trat nach draußen - da ich keine Schuhe hatte, immer noch in Socken.
Ich wusste noch, wo das Haus mit dem Gartenschlauch gewesen war, wo es Wasser gegeben hatte. Aber weil ich noch so schwach auf den Beinen war, brauchte ich immer wieder eine Pause, um mich irgendwo abzustützen oder mich auf eine Mauer oder eine Bank oder was auch immer zu setzen, um mich auszuruhen. Ich merkte aber auch, dass es mir gut tat, draußen zu sein. Ich musste langsam wieder meine Kräfte sammeln. Die Sonne tat ihr übriges, sodass es trotz der Anstrengung eigentlich ganz gut klappte. Meine Ohren zuckten immer wieder und ich lauschte und behielt die Umgebung im Blick, und bei dem Wasser angekommen würde ich da die Flaschen auffüllen, meinen Durst stillen und wohl noch eine Pause machen.
ط ئ ~ Feuerfuchs in Menschengestalt ~ ئ ط~Immer wenn ich einsam bin, zieht es mich zum Feuer hin
Warum ist die Sonne rund? - Warum werd ich nicht gesund?
Verbrannt ist alles ganz und gar.
Aus der Asche ganz allein
steig ich auf zum Sonnenschein.
Das Feuer liebt mich... ئ ~ ط ~ ئ