Re: Das verlassene Dorf
von Farûna » Fr 10. Apr 2020, 20:57
Ich kam tatsächlich auch nicht dazu etwas zu sagen, oder zu überlegen was ich sagen sollte. Mein müder Blick folgte Darts Bewegungen und ich sah auch dass er mir einen Blick zuwarf, aber dann verschwand er auch gleich wieder. Ooookay... Schien wohl noch sauer zu sein. Wobei er eigentlich gar keinen Grund dazu hatte, wenn ich es mir mal recht überlegte. Er war schließlich derjenige der mich getriezt hatte! Für ihn war ja alles schön und gut - oder jedenfalls nicht schlechter als sonst auch. Tse...
Na, sollte er doch beleidigt sein. Ich könnte mich darum gerade auch wieder über ihn aufregen, und dummerweise hatte ich abgesehen davon auch nicht wirklich viel zu tun. Schlafen. Essen. Husten. Medizin nehmen. Ätzend...
Da ich jetzt schonmal wach war und es sicher Zeit war, machte ich mich noch einmal zu dem kleinen Tischchen auf und nahm eine von den Tabletten, wobei ich langsam wirklich etwas sparsam mit dem Wasser umgehen musste, bevor ich nicht wusste wie ich an neues herankam. Mein Blick huschte zu dem kleinen Sofa, wo Dart das Zeug abgeladen hatte. Es schien noch mehr Verbandszeug und Medizin zu sein, also nichts was ich im Augenblick brauchte. Und da ich nicht wusste wie es in der Nacht aussehen würde, legte ich mich wieder hin und versuchte zu schlafen.
Es gelang mir tatsächlich - bis ich eine ziemlich unliebsame Unterbrechung erlebte. Ich spürte wie es sich anbahnte und wusste was es bedeutete, weil ich es inzwischen schon oft erlebt hatte. Meine Atmung wurde schneller. Schmerzen wurden schlimmer; mein ganzer Körper schmerzte. Nein, nein nein! Ich krümmte mich zusammen, und im Laufe der nächsten Minuten, die sich für mich eeeewig in die Länge zogen, zwängte sich mein Körper zurück in meine normale Fuchsgestalt. Still ging das ganze nicht vonstatten, ich konnte die Schmerzlaute nicht verhindern, vor allem nicht weil zusätzlich zu dem ganzen noch meine Schulter ganz eigene Schmerzen aussandte. Es war die Hölle...
Und als es vorbei war, lag ich noch eine Weile erschöpft auf dem Sofa, mit rasendem Herzen und verrückt spielendem Kreislauf. Es war schlimmer, jetzt wo ich ohnehin schon in schlechtem Zustand war. Und daher dauerte es eine Weile, bis ich wieder soweit beisammen war, dass ich aufstehen und auf den Boden hinabspringen konnte. Ich schüttelte mich, rieb meine Schnauze am roten Fell, das ich so sehr vermisste, streckte meine Flügel vorsichtig und leckte mir über die Lefzen.
Toll... Gaaaaanz toll... Ja, eigentlich hätte ich mich freuen sollen. Aber ich wusste, dass es in ein paar Stunden, wenn die Dunkelheit einbrach, wieder losgehen würde, und das war nicht gut. Natürlich war ich aus der Kleidung herausgerutscht und der Verband hing nur noch lose um meine Schulter, sodass ich ihn mit den nächsten Schritten abstreifte. Laufen war tatsächlich kein so großes Problem. Ich war zwar schwach, aber auf vier Beinen - oder im Augenblick eher drei - immer noch besser zu Fuß als auf zweien. Daher nutzte ich auch die Gelegenheit und sah mich im Haus um. Die Treppe war zwar nicht ganz einfach, aber auch das klappte auf drei Beinen immer noch gut genug. Oben fand ich zwei Schlafzimmer und stöberte eine Strickjacke mit einem Band zum Zubinden auf, die vielleicht ganz praktisch war weil ich es mit einem Pullover alleine schwer hinkriegen würde. Ich bekam ohne Hände die Schränke auch nicht auf, daher konnte ich da auch nicht mehr suchen.
Die Haustür bekam ich dafür nach ein paar Versuchen schon auf und schlüpfte nach draußen. Tat das gut, wieder den Wind und die Natur zu riechen! Selbst hier wo sie nicht so stark war wie in der Wildnis, aber dennoch war es immer wieder erstaunlich, wie stumpf die Menschennase doch war. Ein paar Minuten blieb ich auch einfach stehen und ließ mir die Abendsonne auf den Pelz scheinen, die zwischen den Wolken hervorschien. Außerdem erschöpfte mich das ganze schon etwas...
Trotzdem machte ich mich auf den Weg und stöberte noch eine große Pfütze vom gestrigen Regen auf, wo ich meinen Durst stillte. Darts Spur roch ich zwar, aber ich folgte ihr nicht. Ich rechnete damit, dass ich wohl auf mich allein gestellt war, und vielleicht war es besser so. Ich würde jedenfalls nicht daran sterben, es nicht versucht zu haben.
Zurück im Haus traf ich noch ein paar kleinere Vorbereitungen für die Nacht. Ich hatte mir zwei trockene Holzscheite aus einem Unterstand hereingeholt, für mehr war keine Zeit, denn es dämmerte schon und ich wollte nicht draußen von der Verwandlung überrascht werden. Was ich sonst noch brauchte fand ich im Haus. Ich zerrte mir aus der Küche eine große Pfanne ins Wohnzimmer, suchte mir Papier und Stoffe zusammen und anderes Brennmaterial. Ich spürte schon die Unruhe, während das Licht draußen weniger wurde. Oh, wie ich das hasse...
Das ganze hatte mich auch ziemlich geschafft. Ich hatte Hunger, aber ich wusste inzwischen dass ein voller Magen auch nicht besonders gut war bei der Verwandlung. Und mir blieb auch keine Zeit mehr.
Es war fast das Schrecklichste daran, zu sitzen und darauf zu warten - zu wissen dass es kam, und dass ich nichts dagegen tun konnte. Und natürlich kam es. Genauso schmerzhaft, endlos und unerträglich wie zuvor.
Und als es endlich vorbei war und ich wieder in der verhassten Menschengestalt auf dem Boden zusammengekauert auf der Seite lag, nackt und zitternd, konnte ich nicht mehr. Die beiden Verwandlungen hatten einige Krusten meiner Wunde wieder aufbrechen lassen und sie blutete ein wenig. Ich schaffte es nur gerade so, die Decke zu mir herab zu ziehen und halb über mich zu ziehen, halb an mich zu drücken. Ich war wieder vollkommen erschöpft und am Ende... und brauchte erst einmal etwas Zeit, bevor ich anfangen konnte, mich wieder zu berappeln und irgendwie die Nacht zu überstehen.
ط ئ ~ Feuerfuchs in Menschengestalt ~ ئ ط~Immer wenn ich einsam bin, zieht es mich zum Feuer hin
Warum ist die Sonne rund? - Warum werd ich nicht gesund?
Verbrannt ist alles ganz und gar.
Aus der Asche ganz allein
steig ich auf zum Sonnenschein.
Das Feuer liebt mich... ئ ~ ط ~ ئ