Re: Felsen am Strand
von Cerielle » Mi 12. Jul 2023, 15:48
Ohne ein weiteres Wort setzte die Schlange sich in Bewegung, und ich tat es ihr gleich. Zuerst wagte ich mich noch immer nicht so ganz nah an sie heran und ging lieber in respektvollem - aber nicht zu großem, denn ich wollte sie ja nicht verlieren - Abstand hinter ihr her, doch so oft, wie sie sich umsah, um nach mir zu sehen, bewegte mich das bald zu einem etwas schnelleren Tempo, um ein wenig aufzuholen. Außerdem schien das Wesen auf mich zu warten, und ich wollte es nicht warten lassen. So kam es schließlich, dass wir mehr oder weniger nebeneinander her gingen - beziehungsweise... krochen, oder wie immer man ihre Fortbewegungsart auch nennen wollte.
Ein wenig beunruhigte mich, dass wir uns vom Meer entfernten, denn bisher hatte Wasser mir Sicherheit gegeben, schließlich hatte ich keine Möglichkeit, mich sonst wie gegen die Ungeheuer der Nacht zu wehren. Und dann war da natürlich noch der andere Grund... Das Meer war mein Zuhause, meine Heimat, und sein Anblick beruhigte mich immer. Es machte mich auch traurig, ja, weil ich nicht zurück konnte, aber es war trotzdem wie ein alter Freund und die Sehnsucht zerriss mich.
Bevor es ganz hinter einem Hügel verschwand, warf ich noch einen langen Blick zurück, ehe ich mir Mut fasste und entschlossen einmal tief durchatmete. Dann beeilte ich mich, rasch zu der Schlange aufzuholen.
Diese wäre ohne mich sicherlich deutlich schneller vorangekommen, denn auch wenn ich mir Mühe gab, ich war weite und schnelle Wanderungen einfach nicht gewöhnt. Erst recht nicht nach mehreren durchwachten Nächten voller Angst. Der Gedanke an das, was nach dem Sonnenuntergang passieren würde, trieb mich voran.
Wegen all dem kam ich gar nicht auf die Idee, ein Gespräch zu beginnen. Auch natürlich, weil ich in Gegenwart der Schlange noch immer zurückhaltend war. So war sie es also, die die Stille zwischen uns irgendwann brach.
Ich antwortete nicht sofort und ließ den Blick auf den Boden vor mich gesenkt. Was er ansprach, war kein ganz leichtes Thema. Und ich verstand es ja selbst nicht so ganz. Warum hatte ich Caelan, Yulivee und ihren Wolf zurückgelassen und war gegangen?
Sicher, ich musste zurück ans Meer. Doch ich hätte auch mit ihnen darüber reden können. Ich hätte Caelan mitnehmen können. Hätte ich...
Doch er hätte es nicht verstanden. Und... nun... Ich wusste, oder ahnte, wie er mir gegenüber fühlte. Und es war besser, hier einen Strich zu ziehen, bevor es... unangenehm wurde.
Geschichten über Selkies endeten immer traurig...
"Ja, nun... Ich...", begann ich verspätet, als mir auffiel, dass ich noch immer nicht geantwortet hatte. "Ich war nicht alleine, aber... ich musste gehen. Es... es ist kompliziert", sagte ich und schüttelte leicht den Kopf. Die Schlange sah nicht so aus, als würde sie es verstehen. "Ich bin alleine losgezogen."
Ja, toll gemacht... Und jetzt war ich hier, ganz alleine, und wusste immer noch nicht weiter. Nun, nicht mehr ganz alleine, glücklicherweise. Aber sehr viel besser machte das meine Situation auch nicht.
~Oh won't you come with me
Where the moon is made of gold
And in the morning sun
We'll be sailing free
Oh won't you come with me
Where the ocean meets the sky
And as the clouds roll by
We'll sing the song of the sea~ ~ ~ ~ ~