Das Glas in der Hand, ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, wo sie eine erfreuliche Anzahl an fröhlichen Gesichtern ausmachen konnte. Da die meisten wohl erkannt hatten, dass sie offenbar eine kleine Pause machte, waren die wenigsten ihr derzeit noch zugewandt. Um so einfacher erkannte die Bardin daher ein ihr direkt zugewandtes und vor allem bekanntes Gesicht, Norah.
Asdis nickte ihr mit einem erfreuten Lächeln zu, sie verzichtete auf eine auffälligere Geste, da sie keine Aufmerksamkeit auf das Mädchen lenken wollte. Sie war froh, dass sie sich offenbar entschlossen hatte herein zu kommen und so wie es schien, hatten die anderen Gäste nichts offensichtlich erkennbares dagegen. Ihr Blick viel auf die Person neben Norah und ihre rechte Braue hob sich ein klein wenig. Das Mädchen hatte keine Freundin erwähnt, stattdessen nur eine Begleiterin mit der sie unterwegs war und doch gehörten die Beiden ganz offensichtlich zusammen. Zudem war da etwas an diesem zweiten Mädchen, etwas das nicht ganz zu stimmen schien. Asdis konnte nicht ganz sagen, was genau es war, etwas das in ihrer Haltung, ihrer Miene oder etwas das in dem Blick ihrer ungewöhnlichen Augen lag?
Nun was auch immer es war, es würde noch ein klein wenig warten müssen, denn sie fand, dass es jetzt Zeit für ein kleines Experiment war. Sie nahm noch einen großzügigen Schluck um ihre Kehle und Stimmbänder zu „schmieren“, stellte das Glas ab, dann räusperte sie sich und hob ihre Stimme,
„Wenn Sie erlauben, würde ich jetzt gerne ein kleines Experiment wagen. Oder, wenn man so sagen möchte eine Premiere.“, eröffnete sie und spürte wie der Raum plötzlich sehr ruhig wurde und die Aufmerksamkeit sich stärker denn je ihr zuwandte,
„Dazu muss ich allerdings ein klein wenig ausschweifen. Aber keine Angst, ich verspreche mich kurz zu halten, schließlich ist mein Job das musizieren und nicht Reden zu schwingen“, sie lächelte und zwinkerte in die Runde,
„Also! Leider war die Gegend in der ich zuvor unterwegs war nicht so friedlich wie hier und ich war gezwungen zur Sicherheit eine Waffe bei mir zu tragen . Ich bin kein Freund von solchen Dingen, doch leider ist es an einigen Orten auf dieser Welt notwendig.“, sie machte eine knappe wischende Bewegung mit der rechten Hand und redete übergangslos weiter,
„Wie auch immer, durch eine neue Bekanntschaft hier...“, ihr Blick wanderte für einen kurzen Moment zu Norah, bevor er wieder in die Raummitte schwenkte,
„...kam mir die großartige Idee, diesem gefährlichen Werkzeug einer neuen, sinnvolleren Bestimmung zu geben und euer großartiger Schmied hier hat mir heute aus einem Teil der Waffe dies hier geschmiedet.“. Asdis griff hinter sich und zog eine große Säge hervor, die sie jetzt so hielt, dass die Leute sie gut sehen konnten. Sie wirkte wie eine große Variante einer weit verbreiteten Einhandsäge, einem sogenannten Fuchsschwanz, dessen Blatt vom kräftigen Griff her zur Spitze hin immer schmaler wurde. Ein wesentlicher Unterschied war jedoch, dass das Blatt dünner und damit flexibler war, als es für eine normale Säge üblich war.
„Ich möchte mich hier noch einmal für die großartige und schnelle Arbeit bedanken.“, die Bardin erhob sich, so dass sie nun auf dem Stuhl stand und machte eine kleine Verbeugung in Richtung des Schmiedes, den sie im hinteren Teil des Raumes an einem Tisch entdeckt hatte und dessen Gesicht daraufhin vor Überraschung und Verlegenheit rot anlief. Bevor sie sich wieder setzte fügte sie noch hinzu, was den Schied nur noch roter werden ließ,
„Und seien sie versichert, falls es jetzt kein Meisterstück werden sollte, liegt das nicht an seiner wundervollen Arbeit, sondern nur an meinem bescheidenen Können. Da ich sie erst seit heute besitze, gab es nicht viel Möglichkeit zu proben. Ich hoffe trotzdem, dass es Ihnen gefällt.“Sie setzte sich hin, klemmte den Griff der Säge zwischen ihre Beine und griff mit ihrer linken Hand die Spitze des Sägeblatts und bog es in eine leichte S-Form. Mit ihrer rechten Hand griff sie wieder hinter sich und zog einen Geigenbogen heran, mit dem sie nun an dem Blatt strich und dem Instrument einem überraschend lauten und durchdringenden Ton entlockte. Durch Änderung der Blattbiegung veränderte sie die Tonhöhe, was sich zu einer eher getragenen, nicht zu schnellen Melodie reihte. Nach einem Moment in dem sich das Publikum an den ungewöhnlichen Klang gewöhnen konnte, setzte sie mit einer speziellen Art des Gesanges ein. Es erforderte etwas an Übung, aber wenn man es beherrschte, konnte man mit Einsatz des Kehlkopfes einem normalen Ton entweder einen überlagerten Oberton oder einen unterlagerten Unterton beifügen.
Zusammen ergab dies mit dem fast sphärischen Klang der Säge eine ungewöhnliche Mischung, welche einem die feinen Härchen am Körper aufstellen ließ.
Wann immer sie mit der Säge den Ton hochschraubte, stützte sie ihn mit dem rau kehligen Untertongesang, um ihn dann später wieder herabfallen zu lassen, um mit ihrer Stimme in den hohen Obertongesang zu wechseln. Einen wirklichen Text gab es hierbei allerdings nicht, sie nutzte stattdessen Rhythmisch unterstützende Silben oder Lautfolgen.
(Da eine Säge als Instrument eher ungewöhnlich ist, hier
https://www.youtube.com/watch?v=7E_U1xyK7Gw und
https://www.youtube.com/watch?v=9oxRQaR9A7k ein Beispiel, gauso bei dem Kehlkopfgesang
https://www.youtube.com/watch?v=41_d4D7T6uI und
https://www.youtube.com/watch?v=qhSEKxQjOpY)