[Farûna]

Kurz nach meinem Einwand hielt Dart auch schon ein paar Pflaster in der Hand, die genau das richtige für diese Schnitte waren, einfach um sie ein bisschen zu schützen und damit kein Dreck reinkam. Er schmierte auch noch Salbe darauf, bevor er die Wunden mit Pflastern bestückte, und ich ließ ihn machen. Schadete sicher nicht.
Meine Ohren spitzten sich und ich sah von seinem Tun auf in sein Gesicht, als er das Thema wechselte und auf draußen zu sprechen kam. Ich erwiderte sein schiefes Lächeln auf die gleiche Weise. "Jaah, das wär wirklich gut", stimmte ich zu und ließ meine Beine wieder unter dem Stoff verschwinden, ehe ich mich auch schön wieder zudeckte und die Decke ein Stück meinen Oberkörper hochzog. "Wir könnten ja auch mal zur Abwechslung etwas Glück haben." Besondere Glückspilze waren wir ja beide nicht gerade. Man... Ich hatte mich noch nie so über Regen gefreut wie in diesen letzten Wochen. Und hier im Dorf war es sogar noch besser, denn dann wurde ich selbst auch nicht nass und es war nicht so kalt, wie wenn ich nackt im Wald rumhockte. Regen war im Moment eigentlich das beste was uns passieren konnte.

[Dart]

Als sich auch auf Farûnas Gesicht ein schiefes Lächeln zeigte, wurde meines ein bisschen breiter. Mit ihren Worten hatte sie Recht. Ich fand auch, dass wir uns auch mal ein bisschen Glück verdient hatten. Mich verfolgte ja grundsätzlich eher keine Glückssträhne, auch wenn ich von Pechsträhnen auch nicht direkt reden wollte. Aber meist war die Situation doch eher gegen als für mich. Und bei Farûna glaubte ich direkt mal, dass es ebenso war. Immerhin hatte ich sie jetzt in den letzten zwei Tagen nicht gerade als vom Glück verfolgt erlebt. Falscher Körper, ziemlich krank, schwach, ohne Lösung für ihr Problem.
Sogesehen hatte ich sogar noch Glück gehabt, ausgerechnet sie gefunden zu haben, mit der mich in der Vergangenheit offenbar einiges verband, auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte. Sie hatte mir eine Menge über mich gesagt. Ich konnte es zwar nicht überprüfen, aber ... wenn sie wirklich log, hatte sie sich diese Lügen echt sehr schnell und gut zurechtgelegt. Das sprach irgendwie dagegen. Teils leider, teils glücklicherweise...
Sie legte sich wieder hin und deckte sich bis oben hin zu. War wohl am besten, wenn sie sich noch ein wenig ausruhte. "Schlaf am besten noch ein bisschen. Ich weck dich, wenn was ist", sagte ich dann auch. War ja nicht nötig, dass sie wach ausharrte, wenn ich eh nicht schlief. Ich hoffte aber trotzdem, dass es anfing zu regnen, denn dann konnte ich mich auch einfach noch mal hinlegen.

[Farûna]

Eigentlich fand ich es ziemlich ätzend, dauernd schlafen zu müssen, nur weil mein Körper gerade nichts anderes auf die Reihe bekam. Ich hatte heute auch schon genug geschlafen. Aber ich fühlte mich trotzdem erschöpft, auch wenn das wohl eher daran lag, dass einfach alles sich gerade anstrengender anfühlte als normal, und weniger weil ich wirklich müde war. Das war ich nämlich eigentlich nicht.
Aber ich nickte trotzdem auf Darts Worte hin und legte mich vorsichtig hin, sodass ich mich richtig unter die Decke kauern konnte und es wieder wärmer wurde. "Ja. Ist wohl keine schlechte Idee." Selbst wenn ich nicht schlafen konnte, tat ausruhen mir sicher gut. Und wahrscheinlich würde ich früher oder später sowieso zumindest eindösen, wenn es ruhig blieb und nichts passierte, und vielleicht konnte ich ja wirklich ein paar Stunden schlafen. Ich schloss die Augen aber noch nicht, sondern sah Dart noch einen Moment lang an, wollte ihn aber auch nicht beobachten und sah stattdessen zum Fenster, auch wenn ich nicht hinausblicken konnte. Ganz dunkel war es draußen auch noch nicht, aber das würde es bestimmt bald werden.
Wenn es weiterhin still blieb, würden mir wohl auch bald doch die Augen zufallen.

[Dart]

Ich erwiderte ihren Blick einen Moment lang und nickte dann einmal leicht, sagte jedoch nichts mehr. Weniger, weil sie zack sofort einschlafen würde, sondern einfach aus dem Grund, dass ich keine Ahnung hatte, was ich noch sagen sollte. Musste ich wohl auch nicht. Während sie sich zusammenkauerte und dann wirklich nur noch ihr Kopf unter der Decke hervorschaute, begann ich, die Sachen ein bisschen zusammenzuräumen. Ich hatte zwar eigentlich keinen Ordnungsfimmel, aber wenigstens gab es mir eine Beschäftigung, der ich ohne großes Nachdenken eine kleine Weile lang nachgehen konnte. Und die nichts damit zu tun hatte, irgendwelchen schwarzen Viechern die Kopfe abzuhacken. Anfangs war es noch ganz lustig gewesen, aber mittlerweile nervte es. Und es war ja ganz offensichtlich auch nicht immer so ungefährlich für mich. Und für Farûna erst recht nicht.
Ich brachte die leere Dose und was sich hier ansonsten noch so für "Müll" angesammelt hatte in die Küche, dann sah ich noch einmal nach draußen, wo es mittlerweile fast dunkel war. Aber eins von den Viechern sah und spürte ich nicht - und als ich ein paar Minuten später leise und vorsichtig die Haustür öffnete, konnte ich die ersten winzigen Flecken auf dem Boden sehen. Es regnete.
Na, ein Glück!
Ich seufzte leise, oder atmete vielmehr einmal durch, trat dann nach draußen und schloss die Tür hinter mir, damit es drinnen nicht noch kälter wurde. Vor der Haustür war ein kleines Vordach, sodass ich mich im Trockenen auf den Boden davor setzen konnte und nicht nass wurde. Ich sah dem Regen zu und lauschte dem leisen Rauschen und Platschen der Tropfen, während es ganz dunkel wurde. Und so würde ich dort auch die nächsten paar Stunden verbringen. Und mich dann drinnen auf das zweite Sofa legen, sofern Farûna nicht vor Kälte zitterte oder wach war und was brauchte.

[Farûna]

Dart räumte noch ein wenig auf und verschwand dann durch die Haustür, so klang es jedenfalls, denn sehen konnte ich nichts weil ich dafür über die Sofalehne hinweg hätte sehen müssen. War aber auch egal, er konnte sich ja die Beine vertreten, oder was auch immer er tun wollte. Mir war immer noch kalt und ich fühlte mich ziemlich angeschlagen. Es dauerte auch tatsächlich nicht mehr lange, bis ich die Augen schloss und zumindest wieder ein wenig vor mich hin döste, vielleicht auch etwas einschlief, wie auch immer. Besonders tief schlief ich nicht, oder jedenfalls nicht besonders lange, denn irgendwann registrierte ich die Geräusche von Regen draußen. Als ich die Augen öffnete, war es zu dem Zeitpunkt schon stockfinster. Aber das Regengeräusch war eine Erleichterung, und vielleicht beruhigte das auch mein Unterbewusstsein wieder soweit, dass ich wieder einschlief, wenn auch immer noch nicht besonders tief. Trotzdem bekam ich nicht mit, wie Dart wieder reinkam, oder jedenfalls nicht so sehr dass ich es bewusst wahrnahm.
Erst als ich merkte wie das Schmerzmittel langsam nachließ, döste ich irgendwann nicht mehr weg, sondern wurde aus meinem halben Dämmerschlaf langsam immer wacher. Die Schulter tat verdammt weh und juckte auch, und sie fühlte sich für mich warm an. Mir war aber immer noch kalt; und ich hatte ein wenig Schüttelfrost. Hatte auch nicht erwartet, dass es so schnell besser gehen würde. Im Gegenteil fühlte ich mich immer noch ziemlich matschig und auch etwas fiebrig. Ich versuchte mich tiefer in die Decke zu kauern, ohne das Gesicht darin zu vergraben, aber viel mehr ging nicht. Im Zimmer war es immer noch dunkel, aber entweder meine Augen hatten sich daran gewöhnt, oder es war schon nicht länger tiefste Nacht. Vom Regen hörte ich nichts mehr, aber vielleicht war er auch nur schwächer geworden.
"Dart", sagte ich schließlich leise mit leicht kratziger Stimme. Ich sagte es auch nur weil ich wusste, dass er nicht schlief. Ob er überhaupt in der Nähe war, dessen war ich mir nichtmal sicher. "Kannst du mir nochmal Schmerzmittel geben?"

[Dart]

Farûna schien zu schlafen, als ich wieder hereinkam. Zumindest sah ich sie nicht zittern und ihre Augen öffneten sich auch nicht, sodass ich mich auf direktem Weg zu dem zweiten etwas kleineren Sofa begab und mich darauf legte. Eigentlich hatte ich gehofft, mich ausruhen zu können, besonders nach dem beruhigenden Regen. Doch wenn ich mir so vorstellte, dass mein Leben jetzt immer so weiterlief - und das tat ich -, dann kotzte mich das ganz schön an und ich war schon wieder unzufrieden. Klar. Wenn die Viecher nicht kamen, kamen die Gedanken. Alles andere wäre ja auch zu schön gewesen um wahrzusein.
Da war ich fast froh, dass Farûna doch irgendwann wieder wachwurde und sich meldete. Immerhin eine Winzigkeit zu tun gab es also für mich. "Klar..." Ich setzte mich mit einem unterdrückten Seufzen auf, trat zum Wohnzimmertisch und kramte für sie eine Schmerztablette hervor, gab ihr dann auch gleich neues Wasser in ihr Glas, auch wenn es nicht ganz leer geworden war. "Kannst du dich alleine aufsetzen? Wie fühlst du dich?" Nicht, dass ich erwartete, dass es nach ein paar Stunden schon besser war. Bei den meisten Wesen dauerte sowas halt einfach viel zu lange, wenn man mich fragte.

[Farûna]

Dart reagierte sofort und mein Blick heftete sich auf seine Silhouette im Halbdunkeln, während ich mich ein wenig aus meiner zusammengekauerten Position löste. Anstatt zu antworten - denn bevor ich es nicht ausprobiert hatte, wusste ich es gerade selbst nicht so genau - versuchte ich mich mit dem linken Arm aufzustützen und mich aufzusetzen. Ich musste ganz schön die Zähne zusammenbeißen und gab ein unterdrücktes Stöhnen von mir, weil die Anspannung in der verletzten Schulter ziemlich wehtat, aber auch wenn ich mich insgesamt ziemlich schrecklich fühlte, schien mein Kreislauf sich wieder etwas gefangen zu haben. Es klappte jedenfalls, dass ich mich in eine sitzende Position aufrichtete und mich dann mit einem Seufzen an die Sofalehne lehnte. Ein wenig schwindelig war mir schon dabei, aber es verging in den nächsten Augenblicken. Klappte immerhin. Ob ich wirklich sagen konnte, dass es mir 'besser' ging, da war ich mir aber nicht so ganz sicher.
"Ziemlich bescheiden", antwortete ich dann auch und wischte mir die roten Haare aus der Stirn. "Aber geht ja vielleicht gleich bisschen besser", fügte ich leise hinzu, und sobald Dart mir die Tablette und so gab, würde ich die auch sofort nehmen. Mit Schmerzen konnte es einem ja nur schlecht gehen...

[Dart]

Sie brauchte zwar wieder ein Weilchen, aber Farûna schaffte es mittlerweile immerhin schon mal allein, sich aufzusetzen. Ich ließ sie auch schön von selbst machen. Keine Ahnung, wie sehr sie Hilfe nervte, aber ich für meinen Teil hätte es gehasst, ständig angegrabscht zu werden, nur weil ich die einfachsten Sachen allein nicht hinbekam.
Ich zog bei ihrer Antwort eine Augenbraue leicht in die Höhe. Ah, also das, was ich erwartet hatte. Nicht wesentlich besser, bis auf das alleine Aufsetzen vielleicht. Ich gab ihr Tablette und Glas und würde letzteres auch wieder zurücknehmen, wenn sie damit fertig war. "Wenigstens scheinen wir heute Nacht wirklich Glück zu haben dank dem Regen. Viecher hab ich bisher keine gehört oder gespürt." Ich lehnte mich lieber nicht zu weit aus dem Fenster, aber immerhin war die halbe oder mehr von der Nacht schon rum und wir hatten immer noch Ruhe. Endlich mal...

[Farûna]

Sobald Dart mir die Tablette gab, schob ich sie mir in den Mund und nahm ein paar Schlücke Wasser hinterher, vorsichtig, weil der Husten immer noch nicht wirklich besser war. Aber das Schlucken insgesamt ging ja ganz gut, und ich leerte das Glas auch mal lieber, denn schaden konnte es sicher nicht, auch wenn ich ein paar Minuten brauchte.
In der Zwischenzeit hob sich mein Blick wieder in Darts Gesicht und ein schiefes, aber durchaus erfreutes Lächeln erschien auf meinem Gesicht bei seinen Worten. Ich gab ihm das leere Glas zurück. "Ja, sehr gut. Sollen sie nur wegbleiben, die Mistviecher." Ich hätte ja gesagt: sonst würden wir es ihnen schon zeigen! Aber für solche Sprüche ging es mir im Moment wohl wirklich noch zu schlecht. Ich würde gerade niemandem etwas zeigen. Mein Lächeln verblasste wieder.
Keine Ahnung wie lange wir von dieser Nacht noch übrig hatten; ich konnte auch nicht sagen, wie lange ich geschlafen hatte. Ich fühlte mich zwar ziemlich erschöpft, aber bevor das Schmerzmittel nicht wirkte, würde ich wohl nicht mehr einschlafen können. Ich ließ mich trotzdem vorsichtig wieder auf die Seite sinken, denn so konnte ich mich immerhin wieder zudecken. Ich fröstelte nämlich schon wieder. Es machte schon einen Unterschied, ob ich einen Pulli anhatte oder nicht... Und außerdem war liegen weniger anstrengend.
"Erzählst du mir was? Keine Ahnung, irgendwas... Wie der Ort aussah wo du früher gelebt hast oder was weiß ich", sagte ich leise. Ich wollte einfach nur gern ein wenig Ablenkung haben. Und mal an etwas anderes denken als an meine beschissene Situation. Klar, Dart hatte nicht so viele Erinnerungen von der letzten Zeit, aber vielleicht fiel ihm ja immerhin irgendetwas ein, das nicht so schlimm zu erzählen war. "Oder meinetwegen dein Lieblingsmonster oder so", fügte ich daher mit einem schiefen Lächeln hinzu, das rasch wieder verblasste. Seine Vergangenheit war ja auch nicht gerade toll, und hey, ich konnte gut verstehen, wenn man über sowas nicht reden wollte.

[Dart]

"Wär schön, wenn sie das tun würden." Ich seufzte leicht und ließ den Blick noch einmal zum Fenster gleiten, das allerdings nach wie vor von einem Vorhang verdeckt war. Sicher war sicher. Na ja, oder eben auch nicht, man konnte uns ja irgendwie trotzdem wahrnehmen. Konnte ich ja auch, ehrlich gesagt. War ja klar, dass das kein Privileg für mich allein war.
Farûna war ein Momentchen mit Trinken beschäftigt gewesen, das Glas stand jetzt aber wieder auf dem Wohnzimmertisch und sie hatte sich wieder hingelegt. Das Zittern hatte ich gesehen, aber so ohne Pullover und halb ohne Decke über dem Oberkörper war es nicht verwunderlich, wenn einem Zweibeiner kalt war, außer es war Sommer. Unter der Decke wirkte Farûna aber zufriedener und sah nicht so aus, als müsste sie sich lange und angestrengt warmzittern. Deshalb fragte ich auch nicht, ob wir ihr den Pullover wieder anziehen sollten. Würde es auch schwer machen, nach der Wunde zu sehen - und für sie war es sicher gerade auch nicht leicht, sich an- und auszuziehen.
Mein Blick huschte zu ihr zurück, als sie mir eine Frage stellte, mit der ich nicht so wirklich gerechnet hatte. Nicht jetzt gerade jedenfalls. Ich musterte sie ein paar Sekunden lang, ohne etwas zu erwidern, drehte mich dann im Sitzen aber etwas mehr zu ihr und beugte mich vor, sodass ich mich mit den Unterarmen auf dem Rand des Sofas abstützen konnte, ohne Farûna dabei auf die Pelle zu rücken. "Mein Lieblingsmonster?", sagte ich dann und hob eine Augenbraue, wobei kurz ein leichtes schiefes Lächeln auf meinen Lippen zu erkennen war. "Wenn sie tot sind, vielleicht?" Ich schnaubte und senkte den Blick. Ein riesiges Monster, das momentan die anderen für uns wegschnetzelte, wäre mir noch lieber gewesen, ehrlich gesagt. Aber ich war auch nicht sicher, ob sie überhaupt nur die schwarzen Monster da draußen gemeint hatte. Sowas wie ein Lieblings- hatte ich trotzdem nicht.
Ich hob einen Moment an zu schweigen, aber das würde nicht so bleiben, wenn Farûna nicht noch selbst eine ellenlange Geschichte zu dem zu sagen hatte, was ich erwidert hatte.

[Farûna]

Ich gab einen bestätigenden Laut von mir, sagte aber nichts mehr zu Darts Kommentar, weil ich mit Trinken und dann Hinlegen beschäftigt war. Wir wussten ja beide, dass wir nur das beste hoffen konnten. Ich jedenfalls. Wenn Dart irgendwann keine Lust mehr hatte, hier bei mir rumzuhocken - oder umgekehrt, Hunger bekam -, dann sah es für mich auch nicht mehr so wirklich gut aus. Ich konnte nur hoffen, dass ich schnell wieder besser zurecht und auf den Beinen war. Daher musste ich die Zeit nutzen, um mich zu erholen. Auch wenn mich das ziemlich nervte...
Dart sagte nicht sofort etwas zu meiner Frage, und ich überlegte schon, ob er einfach verneinen würde, weil er keine Lust drauf hatte oder so. Stattdessen griff er meine Worte nochmal auf, und mein schiefes Lächeln kehrte wieder zurück, zusammen mit einem kurzen, leisen Glucksen. Jaaa, gut. War vielleicht eine dämliche Idee. Aber sollten wir uns vielleicht besser übers Wetter unterhalten.
"Na was weiß ich", meinte ich, immer noch leicht lächelnd, denn so ganz ernst war es ja eh nicht gewesen. Aber das dürfte Dart ja auch klar sein. Irgendwie mussten wir die Zeit ja rumkriegen. "Tot klingt schonmal gut", fügte ich etwas leiser hinzu. Nein, über diese Mistviecher mussten wir eigentlich ja wirklich nicht reden. Aber Hauptsache irgendetwas.

[Dart]

"Hnnnn..." Ich schnurrte leise und mein Lächeln wurde bei ihren Worten etwas breiter. Dafür funkelte es allerdings auch einen Moment lang in meinen Augen. Tot war meistens gut. Bei anderen. Bei den meisten anderen. Farûna musste jetzt nicht so unbedingt sterben und mit Sicherheit gab es auch ein paar Leute, die mir nicht sofort tot lieber waren, aber die Menschen konnten mir gut und gern gestohlen bleiben. Und die Monsterviecher halt, allesamt. Nicht mal ernähren konnte man sich von ihnen, sie hatten einfach überhaupt keinen Nutzen. Jedenfalls nicht für mich, und auch ansonsten keinen Nutzen, den ich gekannt hätte.
Mein Blick senkte sich einen Moment lang etwas und mir war anzusehen, dass ich nachdachte oder zumindest kurz in Gedanken war. "Du hast gesagt, dass Niban sonst eine gefiederte Schlange war...", begann ich dann zögernd und in meinen Erinnerungen noch an einer Stelle ganz am Anfang meines Daseins. Ich neigte etwas den Kopf und fixierte Farûnas Gesicht wieder mit den Augen. "Ich bin aus dem Leib einer riesigen schwarzgefiederten Schlange gekrochen, weißt du? Das ist das erste, woran ich mich erinnere." Davor hatte es mich auch nicht gegeben, sogesehen. Ich betrachtete sie aufmerksam, um Anzeichen dafür zu finden, ob ihr das bekannt war, ob ich es schon mal erzählt hatte. "Genaugenommen wurde ihr der Bauch aufgeschnitten, um mich zu befreien."
Das war zwar nicht das, was Farûna gesagt hatte, wozu ich etwas erzählen sollte, aber es passte zum Monsterthema.

[Farûna]

Der leicht belustigte Ausdruck in meinem Gesicht wurde noch einmal etwas zufriedener bei dem Laut, den Dart da von sich gab, und als ich den Ausdruck in seinem Gesicht sah, den ich sehr gut kannte. Nicht nur von ihm, sondern auch von mir. Jetzt im Augenblick war ich wohl zu angeschlagen für so etwas - aber es würde schon wieder werden. Hoffentlich.
Ich schwieg, wusste auch nicht so recht was ich sagen sollte, und Dart schien dann auch nachzudenken. Tatsächlich wechselte er dann das Thema, mehr oder weniger zumindest, oder griff das von vorher wieder auf. Ich nickte sachte auf seine ersten Worte hin, immer noch schweigend, denn ich wusste nicht so recht wie gut es war, über die Dinge zu sprechen, die Dart nicht mehr wusste. Am Anfang hatte ich nicht so sehr darüber nachgedacht, hatte auch vielleicht gehofft, er würde sich wieder erinnern... Aber inzwischen war ich da vorsichtiger. Ich konnte mir auch vorstellen, dass das für ihn nicht so angenehm war. Und sicher war es ziemlich seltsam. Aber nun hatte er ja von selbst mit dem Thema angefangen, daher hatte ich auch nichts dagegen.
Außerdem sprach er schließlich dann doch von etwas, an das er sich noch erinnerte, und ich spitzte etwas überrascht die Ohren. "Ah ja?" Nein, das hatte er mir nicht erzählt... (glaub ich XD) Ein etwas nachdenklicher Ausdruck trat in mein Gesicht und ich runzelte leicht die Stirn. "Uh, das... klingt irgendwie nicht so prickelnd", meinte ich, als Dart fortfuhr zu erklären. Und nicht nur das, es klang seltsam. Aber gut... Dart war ja auch kein... normales Wesen, oder wie immer man das sagen wollte. "Also bist du so, hmm... 'geboren'?" Wenn man das überhaupt so sagen konnte. Konnte natürlich auch sein, dass er vorher schonmal einen Gedächtnisverlust gehabt hatte. Aber es war schon ziemlich bizarr, der Gedanke. "Seltsam...", murmelte ich. Ich wusste noch genau, wie vertraut Dart mit Niban immer gewesen war.

[Dart]

(glaub auch nicht xD)

Mein Blick wanderte etwas nachdenklich von Farûna weg und an der Rückenlehne des Sofas entlang, während meine Gedanken selbst noch kurz an dem Gesagten hingen. Ja, ich erinnerte mich sehr gut daran. An damals. Es war eigentlich meine erste Erinnerung überhaupt, soweit ich wusste, und wenn nicht, dann hatte ich den Rest vergessen oder kam eben nicht dran. Auch wenn es unwahrscheinlich war, dass noch irgendwelche interessanten Erlebnisse stattgefunden hatten, an die ich mich erinnern sollte, bevor ich den Körper der Schlange verlassen hatte. Farûna hatte nämlich Recht: Das war im Grunde meine Geburt gewesen.
Ich nickte. "So ungefähr." Mein Blick huschte zu ihr zurück und ich fixierte sie wieder mehr damit. "Auch wenn man meinen sollte, dass Schlangen andere Schlangen gebären, hn?" Ich neigte den Kopf auf meinen Unterarmen etwas und lächelte dabei schief und freudlos. Natürlich war klar, dass es keine echte Geburt im eigentlichen Sinn gewesen war. Farûna wusste doch, dass ich das Ergebnis schwarzer Magie und kaum auf natürlichem Weg entstanden war. Mehr oder minder; zumindest konnte sie es sich wohl denken. "Ja... Seltsam... Wie alles an mir und der ganzen Scheiße drumrum." Ich stieß ein tiefes Seufzen aus und schloss die Augen einen Moment lang.

[Farûna]

Wieder zuckte ein leichtes, schiefes Lächeln über mein Gesicht bei Darts Kommentar, mit dem er ja auch Recht hatte. "Jaah..." Aber hey. Wie ich eben schon gedacht hatte: er war eben kein normales Wesen. Auch wenn er sehr wohl eine Art Raubtier war, nur hätte ich vielleicht nicht unbedingt gesagt, dass er etwas von einer Schlange an sich hatte.
Machte irgendwie alles keinen Sinn... Aber was wusste ich schon über solche Dinge. Musste man wohl nicht verstehen...
"Hmm... Keiner sucht sich sowas aus", meinte ich halb bestätigend und eine Spur leiser. Dart konnte genauso wenig entscheiden als was er auf die Welt kam - oder durch was - wie ich, oder sonst jemand. Sein Schicksal wollte sicher auch niemand haben. Auch wenn ich mit meinem im Moment auch alles andere als zufrieden war. Zwar dachte ich noch ein wenig über diese Schlange und auch über Niban nach, aber ich sagte nichts dazu. War wohl nicht gerade das beste Thema, auch wenn er selbst damit angefangen hatte. Dart hatte auch nicht so geklungen als würde er es irgendwie mehr verstehen als ich.

[Dart]

Ich schnaubte leise, halb belustigt, dals Farûna meinte, dass sich keiner sich "sowas" aussuchte. Ja, stimmte schon. Mein Schnauben rührte aber eher von einem Gedanken her, den ich nicht laut äußerte - meine Seltsamkeit zweifelte sie nicht an und dementierte sie auch nicht. Wirklich lustig war es nicht, denn ich hatte es nicht gesagt, damit jemand mir erwiderte, dass ich normal war. Ich und meine Geschichte. Aber ihren Kommentar fasste ich vielleicht auch genau deshalb eher positiv auf - auch wenn er nicht positiv war. Es gab Zeiten, oder hatte sie wenigstens gegeben, da war ich stolz auf das, gewesen, was ich war. Und natürlich hätte ich es schlechter treffen können, man stelle sich vor, ich steckte in dem stinknormalen Körper eines Menschen. Grausige Vorstellung. Ich hatte ein paar Dinge mit ihnen gemein, aber wenigstens war der Körper stärker, schneller und robuster. Leider auch viel sensibler. Segen und Fluch zugleich.
Ich zögerte noch einmal kurz, aber dann zeigte ich Farûna in Gedanken ein Bild von der gigantischen Schlange, die ich erwähnt hatte. Nicht das tote Exemplar, dessen schwarze Federn voll mit Blut waren, welches sich auch auf den Boden rings um es ergoss, sondern einfach eins, wie ich sie mir lebendig vorstellte. Sie würde sicherlich Ähnlichkeiten zu der Schlange Niban erkennen, auch wenn dieses Geschöpf zigfach so groß war wie sie. Der lange Rumpf war dicker als eine alte Eiche, der Körper länger als zwei Versionen dieses Hauses aneinandergereiht. Was zu erkennen war, weil ich in Gedanken ein Haus aus dem Dorf neben der Schlange platzierte. Sonst hätte Farûna ja keine Größenrelation gehabt. Die großen grünen Augen des Wesens waren allerdings dunkler als die einer gewissen anderen Schlange. Und nicht so grell. "So sah sie aus. Ungefähr", sagte ich dazu, damit sie sich nicht wunderte, warum dieses Bild plötzlich in ihrem Kopf aufploppte.

[Farûna]

Ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte, und irgendwie war die Stimmung auch ein wenig komisch, oder es kam mir zumindest so vor. Die Schmerzen wurden immerhin langsam erträglicher, aber nach Schlafen war mir immer noch nicht.
Ich hatte zwar nicht so ganz damit gerechnet, dass Dart trotz allem weiter an dem Thema blieb, aber ich hatte ganz bestimmt nichts dagegen, mich weiter mit etwas anderem als meinen Schmerzen zu beschäftigen. Meine Ohren spitzten sich aufmerksam mit einem kurzen Zucken, als ein Bild vor meinem inneren Auge erschien, das ganz sicher nicht von mir kam. Stimmte... Dart konnte ja solche Dinge auch. Es musste jedenfalls von ihm kommen, denn die Schlange war die, über die wir gerade gesprochen hatten, auch wenn ich zuerst dachte, es seit wirklich Niban. Eine Riesen-Niban. Als das Bild verblasst war, blinzelte ich.
"Ja. Sieht ziemlich aus wie Niban. Nur dass sie kleiner ist", sagte ich langsam und sah Dart wieder an. Seltsam war das ganze, oh ja. Schon seltsam genug, dass Dart aus einer Schlange rausgekommen war. Umso mehr, dass er eine Schlange bei sich hatte, die genauso aussah - und die jetzt ein Schwert geworden war... Verrückt? Allerdings!
"Keine Ahnung was das alles zu bedeuten hat", sprach ich meine Gedanken aus und machte es mir unter der Decke ein wenig bequemer, jetzt wo die Schmerzen nachließen. "Warum sie ausah wie diese tote Schlange. Und warum sie jetzt nicht mehr so ist." Wahrscheinlich hatte Dart genauso wenig eine Ahnung. Würde mich ja interessieren, was mit ihm passiert war... Aber auch das wusste er ja nicht. Niban hätte es bestimmt gewusst. Vielleicht.
"Hattest du es denn früher auch? Das Schwert?", fragte ich. Vielleicht war Niban gar keine Schlange... Naja, war sie wohl auch nicht so wirklich... Aber keine Ahnung.

[Dart]

Mich überraschte irgendwie nicht, dass Farûna meinte, die Schlange sähe aus wie Niban in größer. Komischer Zufall und gleichzeitig irgendwie auch nicht. Ich konnte mir nämlich eigentlich nicht vorstellen, dass es einer war. Vielleicht hing beides irgendwie zusammen. Jedenfalls hätte es durch ihre Erzählungen über Niban mehr Sinn gemacht, dass so eine Schlange in klein bei mir war. Sie hätte gut ins Bild gepasst. Nur hatte ich keine Schlange bei mir, sondern das Chokutou, das sich zwar anfühlte wie eine Armverlängerung, aber ansonsten nicht vertraut, besonders oder auch nur ansatzweise lebendig.
Nicht nur Farûnas Frage wegen, sondern auch aufgrund meiner eigenen Gedanken zog ich es mit der einen Hand aus den dunklen Schatten am Boden, setzte mich dabei auf, sodass Platz zwischen meinem Oberkörper und dem Sofa war, und betrachtete die Klinge einen Moment lang. Sie war ganz schmucklos, das Heft nur durch eine flache Kerbe statt eines Handschutzes von der scharfen Klinge getrennt. "Nein." Ich musterte das Schwert noch kurz, blickte dann aber wieder daran vorbei zu Farûna. "Das heißt, ich hatte ein Schwert. Aber nicht dieses. Es sah anders aus und war nicht so schnurgerade. Und es war nur eine unter anderen Waffen." Ich zuckte leicht die Schultern. Eigentlich brauchte ich die nicht zwingend, um mich zur Wehr zu setzen. Und wenn doch, dann waren es schon wirklich ernstzunehmende Gegner wie das Ding vergangene Nacht.

[Farûna]

Meine Ohren zuckten wieder leicht, als Dart anstatt etwas zu sagen zuerst wieder das Schwert aus seinem Schatten zog und es betrachtete. Ich hatte noch gut im Kopf wie er mir damit vor nicht allzu langer Zeit gedroht hatte, also musste das für mich jetzt nicht unbedingt sein. Aber es war nur im ersten Augenblick ein wenig komisch wegen diesem Gedanken und ihr behielt den Blick schweigend auf Dart gerichtet, bis dieser seinen Blick zu mir hob.
"Nicht so wie das hier", schloss ich aus seinen Worten, kurz nachdem er sie ausgesprochen hatte. Es war halb Vermutung, halb Feststellung. Wenn das Schwert wirklich Niban war, dann war das hier nicht nur irgendein Schwert, sondern musste irgendwie besonders für Dart sein. Und es konnte ja wohl kein Zufall sein, dass sein Schwert genauso hieß wie seine Schlange, die beide aus seinem Schatten herauskamen, nicht wahr?

[Dart]

Ich meinte Farûnas kurzes Unbehagen zu erahnen, beachtete es aber nicht weiter, da ich ja eh nicht vorhatte, ihr was damit anzutun. Bei ihrer Feststellung nickte ich leicht, auch wen das genauso wie ihre Worte an sich eigentlich überflüssig war. Ich ließ das Schwert langsam wieder sinken und legte es mir über den Schoß. Wenn ich rumsaß und es sich nicht in meinem Schatten verbarg, lag es oft dort. Nicht nur, weil ich es dann noch schneller zur Hand hatte, sondern... Keine Ahnung. War ja nicht so als wäre es ein Lebewesen, das mir Gesellschaft leisten konnte.
Oder doch.
Wenn es eigentlich eine Schlange war...
War es aber gerade nicht. Punkt.
"Ich wüsste es ja wirklich gerne, was passiert ist und warum das Ding jetzt keine Schlange mehr ist, aber... Ich hab echt keine Ahnung, wie ich das ohne die Erinnerungen herausfinden soll." Und dass Farûna es auch nicht wusste, war ja klar. Vielleicht war es wirklich das beste, mich von ihr zu diesem Kayle führen zu lassen, auch wenn ich bezweifelte, dass er mir helfen konnte. Dämonen waren auch keine Allwissenden.