Zwischen Tod und Leben




Es gibt mehr als nur das, was wir sehen können. So genannte Ebenen, die parallel zu unserer Wirklichkeit existieren, zeigen Facetten ebendieser, die normalen Augen verborgen bleiben. Und manchmal tun sich Wege auf, diese Ebenen zu betreten...

Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Di 18. Okt 2022, 11:17

Still und aufmerksam beobachtete ich den Kleinen noch ein paar Momente, nachdem er genickt hatte. Dass ihn das ganze trotzdem beschäftigte, war nicht schwer zu erkennen. Nun... Ich würde wachsam sein müssen. Und vielleicht konnten wir uns mit unserer Erholung doch nicht ganz so viel Zeit lassen, wie ich gehofft hatte. Er würde bestimmt auch nicht ruhen...
Der Junge schien aber dann von selbst darauf zu kommen, sich auf andere Gedanken zu bringen, was ich sehr begrüßte. Ich lächelte leicht und warf ebenfalls einen Blick durch das Wohnzimmer, als müsste ich es mir auch noch einmal ansehen. Es war eine gute Frage.
"Kommt drauf an, wie man's nimmt", sagte ich zunächst und blickte den Jungen wieder an. "Wir haben uns hier eingenistet, also auf dieser Ebene wohnen wir hier. Aber es stimmt, das Haus gehört uns nicht. Ich weiß nicht genau, wer in der Wirklichkeit hier wohnt, aber die, hmm... sagen wir, die Energie oder die Magie dieses Ortes hat uns hierher geführt. Wie gesagt, es ist das sicherste, das ich auf die Schnelle auftreiben konnte."
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von Anzeige » Di 18. Okt 2022, 11:17

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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Mo 31. Okt 2022, 18:53

Wie auch für andere Fragen war die Antwort des Mädchens nicht unbedingt leicht zu verstehen. Sie begann wieder, etwas von Ebenen zu sagen, was ihn nun aber nicht ganz so sehr verwirrte wie als sie ihm zum ersten Mal davon erzählt hatte. Er meinte sogar in etwa zu verstehen, wie es gemeint war. Und seine unausgesprochene Frage, ob sie denn hier wohnten, beantwortete sie ja auch. Dies war also ihr Zufluchtsort in dieser...Ebene...
"Wie lange bleiben wir hier?" Hatte er sie so etwas nicht schon einmal in der Richtung gefragt? Gerade war er sich nicht so sicher, aber die Antwort darauf wusste er zumindest gerade nicht.
Wieder glitten seine Gedanken zu diesen roten Augen und ihn beschlich das ungute Gefühl, das sie etwas damit zu tun hatten dass das Mädchen auf die schnelle einen Unterschlupf für sie hatte finden müssen. Doch da ihm gesagt wurde, dass er sich davon ablenken oder nicht allzu sehr darüber nachdenken sollte, versuchte er, dies auch nicht zu tun.
Er seufzte langsam und schüttelte leicht den Kopf und senkte den Blick auf den Fußboden. Nein, er sollte nicht so viel nachdenken und aufhören, sich so viele Fragen zu stellen...
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Do 3. Nov 2022, 17:50

Die nächste Frage des Jungen ließ mich die Schultern nach oben ziehen. Das war eine Frage, die sich nicht ganz so leicht beantworten ließ.
"So lange wie es dauert", antwortete ich und erwiderte seinen Blick ein paar Momente lang nachdenklich. Vielleicht stimmte es nicht ganz und wir würden früher aufbrechen müssen. Einen anderen halbwegs sicheren Ort finden. Aber es war nicht so einfach, die Balance zwischen einem sicheren Ort für ihn und einen für mich zu finden.
Noch war ich aber auch nicht bereit, völlig mit offenen Karten zu spielen - was ich ja sowieso kaum tat. Der Kleine sollte erstmal Zeit haben, sich zu erholen. Wieder zu lernen, wie ein richtiges Lebewesen tickte. Danach war hoffentlich immer noch genug Zeit für die Herausforderungen seines neuen Daseins.
Also lächelte ich schließlich wieder und stand schwungvoll auf. "Wie sieht's aus? Hast du Hunger? Scheinbar ist frisches Brot da, hab ich gesehen", sagte ich und stapfte hinüber in die Küchenecke, wo ich einen der Schränke aufriss, wo eine Papiertüte vor mir lag. Ich warf einen Blick zurück zu dem Jungen.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Mo 14. Nov 2022, 08:20

Auch die Antwort auf diese Frage viel eher spärlich aus und sorgte nicht unbedingt dafür, dass der Junge schlauer aus dem wurde, was das Mädchen sagte. Solange wie was dauert?, fragte er sich in Gedanken, sprach es jedoch nicht aus, da er gerade wenig Lust darauf hatte, sich mit Fragen und schwammigen Antworten im Kreis zu drehen. Die Zeit, in der er nun hier zusammen mit dem Mädchen war, hatte ihm ja bereits gezeigt, dass sie kaum richtige oder gar präzise Antworten auf Fragen gab. Aber vielleicht war es auch genau das und er musste sich gedulden und sehen, was kam.
Er seufzte lautlos und wandte den Blick von ihr ab, als sie aufstand, um ihn ein weiteres Mal durch diesen Raum gehen zu lassen. Er kehrte jedoch schnell wieder zurück zu dem Mädchen, die gerade dabei war, die Schränke zu inspizieren...und ihn fragte, ob er Hunger hatte.
"Nicht wirklich", antwortete er leise und warf einen Blick in den Schrank, in dem er, in eine Tüte verpackt, einen Laib Brot erkannte. Es musste der Selbe sein, von dem er bereits...vor einiger Zeit gegessen hatte. Wie lange auch immer es nun her war.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Di 15. Nov 2022, 13:18

Die Antwort des Jungen sorgte dafür, dass ich die Tüte wieder nach hinten schob und die Schranktür zufallen ließ. "Na gut", sagte ich leichthin und kam zurück zu ihm, blieb aber vor dem Sofa stehen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ein Lebewesen brauchte, bis es wieder Hunger bekam. Bei mir war das schon ein Weilchen her. Außerdem war hier sowieso alles anders, und er war anders, daher war es sowieso kaum vorherzusehen. Na, er würde sich hoffentlich schon melden. Mehr als nachfragen konnte ich auch nicht.
"Ich muss jetzt einen kleinen Ausflug machen und etwas erledigen. Du kannst mitkommen, wenn du willst." Ich schwieg kurz und überlegte. "Vielleicht ist es keine schlechte Idee wenn du mitkommst. Ist sicher interessanter, als hier zu sitzen. Vielleicht gibt's was zu sehen", meinte ich dann und lächelte ihn an. Auch wenn das nicht der eigentliche Grund war, weshalb ich ihn bei mir haben wollte. Wer wusste schon, was alles passieren konnte, wenn er alleine hier blieb. Nein nein, ich hatte echt keine Lust, dass meine ganze Mühe umsonst gewesen war. Besser er kam mit und ich konnte ein Auge auf ihn haben.
"Na, was meinst du?", fügte ich munter hinzu.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Sa 26. Nov 2022, 12:39

Der Junge beobachtete, wie das Mädchen die Brottüte wieder in den Schrank schob und diesen schloss, womit das Thema Essen fürs Erste erledigt zu sein schien. Und da es ansonsten nichts gab, das seine Aufmekrsamkeit erforderte, blieb sein blick auf der einzigen Person ruhen, die sich mit ihm zusammen hier in diesem Raum aufhielt. Er wusste nicht, warum, doch das Mädchen vermittelte den Eindruck, als würde sie selbst nicht genau wissen, was sie nun tun sollte. Es schien jedoch eher eine subjektive Einschätzung von ihm zu sein, denn sie hob nach einem Moment bereits wieder die Stimme und verkündete, dass sie einen Ausflug machen musste…was auch immer das bedeutete. Es war nicht so, dass er nicht wirklich erpicht darauf war, hier zu bleiben, doch er wunderte sich trotzdem einen Moment lang, wieso sie ihn dabei haben wollte, denn es klang eher so, als wolle sie etwas privates erledigen. Außerdem waren sie ja eben erst draußen gewesen. Er nickte dann aber leicht, ohne nachzufragen und schob seine Hände in die Taschen seiner Hose. „Okay.“ Sie hatte ja schon recht; hier gab es für ihn nichts zu tun und er hätte auch nicht gewusst, womit er sich die Zeit vertreiben sollte. Schlafen gehen wollte er zumindest nicht sofort wieder. Er war nicht müde und…sowieso…
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Do 1. Dez 2022, 13:07

Wie ich schon erwartet hatte, stimmte der Kleine meinem Vorschlag zu und wollte mitkommen. Ich lächelte. "Wunderbar! Dann lass uns mal loslegen, hm? Oder brauchst du noch was?" Nunja, was sollte er auch brauchen? Geschlafen hatte er gerade und essen wollte er nicht. Daher erwartete ich auch keine Antwort, ließ ihm aber trotzdem kurz einen Augenblick, wartete aber nicht wirklich sondern schritt zum Ausgang hin und dann in den kleinen Flur, wo ich die Tür nach draußen öffnete und hinaus trat.
Draußen sah es genauso aus wie gestern, mit blassen Farben, dem trüben, nebelähnlichen Licht, das keine weite Sicht erlaubte und auch keinen blauen Himmel freigab. Es war ruhig, wie zu erwarten, an einem Ort wie diesem.
Ich wartete, bis der Junge mir nach draußen gefolgt war, dann schloss ich die Tür hinter uns - falls er das nicht selbst schon tat - und durchquerte den Garten, wo ich auch durch das Törchen trat und den Kleinen mit mir hinaus ließ.
"Sag mal, Kleiner", begann ich währenddessen im Plauderton und sah ihn an. "Hast du eigentlich ein Ziel?" Ich lächelte leicht, und auch wenn meine Stimme locker klang, war ich mir der Bedeutung meiner Worte bewusst. Ich hatte beschlossen, dass es Zeit war, ihn ein klein wenig anzustupsen. Nur ein wenig. Auf eine andere Art, als es meine Antworten auf seine Fragen taten.
Ich kannte die Antwort natürlich schon, aber ich hatte die Frage auch für ihn eingeworfen und nicht für mich.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Mo 5. Dez 2022, 07:22

Alles, was der Junge tat, war den Kopf zu schütteln als das Mädchen ihn fragte, ob er noch etwas brauchte. Wirklich warten tat sie schließlich auch nicht und er setzte sich gleich nach ihr in Bewegung und folgte ihr zurück in den Flur und aus dem Haus heraus. Traurig darüber, nun wieder hinaus zu gehen, war er nicht. Nach dem Albtraum war er sogar ein wenig froh, wieder hinaus ins Freie zu kommen; er hatte keine Angst vor den Schattengestalten...was nicht bedeutete, dass sein Blick unaufmerksam war als er diesen durch den Vorgarten schweifen ließ, der genauso aussah wie gestern oder...vor einigen Stunden eben.
Er wartete noch, bis das Mädchen die Haustüre zugezogen hatte und folgte ihr dann durch den Vorgarten und hinaus auf die Straße. Seine Augen wanderten einmal über die Landschaft, blieben schließlich aber wieder an dem Mädchen hängen, als diese ihn fragte...
"Ein Ziel?", wiederholte er langsam und runzelte die Stirn. Die Frage kam für ihn wie aus dem Nichts und...ehrlich gesagt konnte er nicht so viel damit anfangen, auch nachdem er es versucht hatte. "Was...meinst du damit?", fragte er schließlich nach. Nicht, dass er nicht wusste, was ein Ziel war...aber...es war seltsam, er konnte mit dieser Frage einfach nichts anfangen...und es fiel ihm außerdem schwer, darüber nachzudenken. Das war etwas, das er selbst feststellte und das er seltsam fand. Als hätte das Mädchen ihm eine besonders schwere Aufgabe gegeben.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Mo 26. Dez 2022, 15:37

Mein Blick blieb auf den Jungen gerichtet, während er hinter mir durch das Gartentörchen trat und von meiner Frage offenbar ziemlich überrascht schien. Kein Wunder. Für ihn musste sie auch sehr plötzlich kommen. Ich ließ ihm die Zeit, meine Frage zu verdauen und darüber nachzudenken, aber seine anschließende Gegenfrage kam für mich trotzdem nicht überraschend.
Ich schloss das Törchen hinter uns und setzte mich den Weg entlang in Bewegung, darauf achtend, dass der Kleine mitkam.
"Nun, ich erkläre es mal so: Wir leben im Jetzt. Aber es gibt nicht nur ein Jetzt, sondern auch ein Vorher. Und ein Später." Ich sah den Kleinen von der Seite her an.
So klein war er eigentlich gar nicht mehr. Aber immer noch kleiner als ich. Und bis er mich in mehr als nur körperlichem Sinn überholte, würde wohl noch einiges an Zeit vergehen - wenn überhaupt.
"Das was du für dein Später möchtest, das ist dein Ziel. Man kann eins haben - oder eben nicht." Ich zuckte mit den Schultern. "Manche machen sich überhaupt keine Gedanken um Später und leben nur im Jetzt." Ich ließ meine Erklärung erst einmal so stehen, ohne sie zu bewerten. Und auch ohne ihn in eine bestimmte Richtung zu treiben. Außer natürlich, ins Nachdenken. Vielleicht auch ins Erinnern, sofern das überhaupt möglich war, wobei ich mir nicht sicher war, ob das was man als wirkliche Erinnerungen bezeichnen konnte - die Erlebnisse eines Lebens - überhaupt noch da waren. Aber selbst wenn sich seine Seele nur daran erinnerte, was es bedeutete, zu leben, wäre das schon ein Fortschritt. Dass das wohl seine Zeit brauchte, war mir bewusst. Aber da ich nach seinem Traum nicht wusste, wie viel Zeit uns noch blieb, war es mir lieber, den Prozess ein wenig anzustoßen.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » So 1. Jan 2023, 11:39

"Du meinst eine Zukunft und eine Vergangenheit?", fragte der Junge nach und runzelte wieder die Stirn. Er wusste sofort, was das Mädchen meinte, aber war sich auch sicher darüber, dass er noch fünf Sekunden vorher gar nicht darüber nachgedacht hatte. Vor allen Dingen über das vorher... Was war...sein vorher? Er konnte sich gar nicht daran erinnern...
"Ich...habe gerade kein wirkliches Ziel", gestand er dann und richtete seine Augen in das blasse Gesicht des Mädchens. So wie es klang, schien das kein ganz so großes Problem zu sein wenn auch andere einfach nur im Hier und Jetzt lebten. Aber das er sich nicht an das vorher erinnern konnte, das nagte irgendwie an ihm. Aber das sprach er nicht aus und behielt es erst einmal für sich. Vielleicht...fiel ihm ja wieder etwas ein, wenn er nur lange genug darüber nachdachte.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Mi 4. Jan 2023, 15:07

Ich nickte einmal bei der Nachfrage des Jungen. "So kann man es auch sagen", erklärte ich, auch wenn ich es so gewichtig nicht formulieren wollte. Doch natürlich hatte er Recht.
Seine Antwort hingegen überraschte mich nicht, ich hatte sie eher sogar erwartet. Daher lächelte ich nur, als er zu mir sah und ich seinen Blick erwiderte. "Das macht nichts, nicht jeder hat eins. Aber...", fügte ich hinzu und hob eine Hand mit dem Zeigefinger "...es kann manchmal helfen, eins zu haben. Dein Ziel ergibt sich aus dem was du willst. Irgendwann kommt es schon von allein, also keine Sorge."
Wenn der Lebenswille und das Potential dazu tatsächlich vorhanden war, was meine vorherigen Beobachtungen zumindest vermuten ließen, dann würde sich mit der Zeit schon etwas ergeben, auf das er hinarbeiten wollte, da war ich mir recht sicher. Auch wenn ich vielleicht den Prozess ein wenig anstoßen musste.
Dieses Mal gingen wir nur ein Stück die Straße entlang, bis wir am Fuß des Hügels angekommen waren. Dann bog ich von der Straße nach rechts ab und setzte unseren Weg über das blasse Gras fort. Der Boden wurde nebelig, und bald wurde der Nebel dichter und erschwerte die Sicht auf die Landschaft um uns herum.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Di 28. Feb 2023, 09:25

Das Mädchen beruhigte ihn mit den Worten, das es normal war, wenn man kein Ziel hatte. Das es helfen konnte, verstand er auch ganz gut. Es war immer besser wenn man wusste, warum oder für was man etwas tat, auch wenn er bei sich selbst nichts fand, das als Ziel dienen konnte.
Sie entfernten sich von dem Haus und den anderen Gebäude, um die herum Schatten gingen und setzten ihren Weg auf der Wiese fort. Schon bald war nichts mehr zu sehen außer das Gras um sie herum und der Junge bemerkte außerdem, das der Nebel zunahm und das ohnehin bereits blasse Gras noch mehr an Farbe verlor, wenn man das so sagen konnte. Ihm wäre es schwer gefallen, sich zielgerichtet fortzubewegen, doch das Mädchen schien zu wissen, wo es hin wollte und es gab auch keinen Grund, daran zu zweifeln. Er vertraute ihr ohnehin blindlinks, schon seit er aufgewacht war. Das Mädchen...war immerhin außer ihm die einzige Person, die überhaupt wirklich hier war...
Er wusste nicht, ob es Einbildung war, doch ihm fröstelte es leicht, sodass er die Hände in die Taschen seiner Hose schob, während seine Augen durch den Nebel glitten, auf der Suche nach etwas, das vielleicht bald auftauchen würde. Vielleicht würde ja aber auch gar nichts auftauchen und sie würden nun einfach so weiter gehen. Er fragte das Mädchen nicht, sondern wartete ab. Wenn er etwas in der Zeit, die er mit ihr zusammen hier war, gelernt hatte dann, das er Schwierigkeiten hatte, ihre Antworten zu verstehen.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Fr 3. Mär 2023, 19:01

Es war schwer zu sagen, wie lange wir durch die stille, nebelige, man konnte sogar sagen langweilige Landschaft wanderten. Zeit schien hier anders zu vergehen und es hätten genauso gut drei Minuten wie drei Stunden sein können.
Irgendwann aber begann sich die Umgebung zu verändern, nur nach und nach, nicht abrupt. Im Nebel tauchten Umrisse auf, von etwas das Bäume sein könnten. Alte, knorrige, gebeugte und krumme Bäume, wie sich herausstellte, als wir in der Nähe von einem von ihnen vorbeikamen; nur vielleicht doppelt so hoch wie ein Erwachsener und mit nur wenigen Blättern. Es war kein Wald, durch den wir gingen, sondern nur hier und da ein paar Bäume, auch wenn sie langsam häufiger wurden.
Außerdem schienen sie grau und farblos zu sein. Auch wenn man das in diesem Nebel schwer sagen konnte.
Doch auch der Nebel war nicht länger nur einheitlich. Es war schwer zu sagen, ob es Schatten oder Lichter waren, oder ob es der Nebel an sich war, der nicht mehr überall gleich dicht war, doch es waren hier und da hellere und dunklere Gegenden oder Flecken zu beobachten.
Nach einer weiteren Weile wurde klar, dass zumindest manche dieser Flecken tatsächlich Lichter waren. Es schienen so etwas wie irrlichter zu sein, die langsam durch die Gegend schwebten.
Und schließlich erweckten manche der dunkleren Stellen tatsächlich den Eindruck, Schattengestalten zu sein... größer als die in der Stadt und verschiedenformig. Aber der Nebel war zu dicht und sie kamen nicht näher, sodas es schwer war sie genau zu erkennen.
Was auf jeden Fall zunahm, war das Gefühl, beobachtet zu werden. Denn das wurden wir.
Auch Geräusche wurden nach und nach zunehmend hörbar. Ein leises Hauchen, das Wind hätte sein können - außer dass davon nichts zu spüren war - oder eben der Atem von etwas. Entfernte Geräusche, die an Heulen, Stöhnen oder Brummen erinnerten. Ein Zischen klang etwas näher, ab und an gab es ein Rascheln. Nichts davon war laut und es war auch nicht ständig, aber im Gegensatz zur Stille von vorher fiel es doch auf.
"Keine Sorge. Bleib einfach in meiner Nähe", sagte ich zu dem Kleinen, als die Veränderungen deutlicher wurden, während wir weitergingen. Ich lächelte ihm zu, beobachtete die Umgebung aber aufmerksam. Ob es wirklich so eine gute Idee für uns beide gewesen war, hierher zu kommen, würde sich wohl bald zeigen.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Mo 6. Mär 2023, 10:19

Der Junge hätte nicht sagen können, wie lange sie durch diese nebelige und trostlose Landschaft gingen, ohne das er das Gefühl hatte, als würden sie überhaupt voran kommen. Selbst wenn sie im Kreis laufen würden, hätte er es nicht gemerkt, aus dem einfachen Grund, dass es keinerlei Anhaltspunkte gab, an denen sich seine Augen orientieren konnten. Deswegen ruhten seine Augen schon bald nur noch auf dem Mädchen, das vor ihm her ging. Schließlich tauchten nach einer unbestimmten Zeit Schemen im Nebel auf, die sich als Bäume entpuppten und dem Jungen dann auch das Gefühl gaben, nicht nur auf der Stelle zu treten. Die Veränderung, die der Nebel hingegen vollführte, während sie weiter voran schritten, bemerkte er erst nach einer ganzen Weile...verließen sie ihn endlich und der Nebel wurde lichter? Oder war es etwas anderes?
er staunte nicht schlecht als eines der Lichter sich schließlich unabhängig vom restlichen Nebel bewegte und es eher so wirkte, als würde ein überdimensional großes Glühwürmchen träge vor sich her schweben...auch die Schatten hoben sich mit der Zeit deutlicher hervor, sodass er schon ein wenig das Gefühl hatte als würde er sich in einer Menschenmenge hindurch bewegen...
Das Gefühl wurde mehr und mehr zu einem unangenehmen Ziehen im Nackenbereich, bis der Punkt erreicht war, an dem der namenlose Junge das Gefühl hatte, beobachtet zu werden und seine Blick unruhiger durch die Schemen glitten, auf der Suche nach der Ursache seiner inneren Unruhe. Das Mädchen beruhigte ihn auch nicht wirklich mit ihren Worten, doch er nickte und hielt sich auch weiterhin dicht hinter ihr. Er vertraute einfach darauf, dass sie wusste, wo sie hin gingen und was sie tat...warum sonst würde sie ihn hier her bringen wenn es nicht einen Grund hatte?
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Fr 10. Mär 2023, 17:48

Auch wenn der Junge nichts sagte, bemerkte ich seine Unruhe sehr wohl, weshalb ich das auch gesagt hatte. Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn er neben mir her gegangen wäre, weil ich dann besser auf ihn achten konnte, aber noch war das hoffentlich nicht allzu schlimm. Ich spürte allerdings, dass wir näher kamen.
Wir waren eindeutig nicht mehr länger allein. Ich versuchte auf unserem Weg die Schemen zu meiden, doch nicht nur wir, sondern auch sie bewegten sich durch den Nebel und gaben zumindest einige der Geräusche von sich, die wir hören konnten. Es waren Wesen, so viel stand zumindest für diejenigen, die sich bewegten, fest. Und sie waren unserer Ebene näher als die Schemen im Dorf.
Spätestens als ein etwa pferdegroßer und -förmiger Schemen näherkam und sich seine Konturen aus dem Nebel herausschälten war klar, dass sie uns tatsächlich auch wahrnahmen. Der Kopf des Wesens war größer als der eines Pferdes, mit großen, zur Seite gehenden Ohren. Es war grau, doch gerade als sich ein paar helle Streifen am Kopf abzusetzen begannen, waren wir daran vorbei und der Nebel begann es wieder zu verschlucken, als wir uns entfernten. Es blieb stehen und kam nicht näher, aber es sah uns nach.
Kurz darauf näherten wir uns einem sehr großen und dünnen, ansonsten aber sehr menschenähnlichem Schemen. Wieder wich ich ein wenig aus, doch es war trotzdem zu sehen, dass das Wesen näher kam. Es kam nicht nah genug, um es deutlich zu erkennen, aber es folgte uns langsam.
Und das gleiche taten auch zwei weitere, undeutlichere Schatten. Auch ein paar der Irrlichter schwebten in einigem Abstand neben uns her.
Insgesamt waren es nicht viele Wesen um uns herum, aber es wurden mit der Zeit mehr. Ich griff nach hinten und zog die Hand des Jungen zu mir, die ich festhielt, um ihn in meiner Nähe zu halten. Hier wollte ich nicht, dass er zurückblieb.
Als die ersten der Wesen begannen uns zu folgen, tauchten weitere Schemen aus dem Nebel auf, die sich diesmal nicht bewegten und sich beim Näherkommen als Felsen entpuppten. Hohe Felsen, die in einem großen Kreis angeordnet waren. Ich hielt darauf zu und blieb schließlich neben einem der Felsen stehen, wobei ich den Kleinen zwischen mich und den Felsen zog.
Noch mehr der geisterhaften Wesen schälten sich aus dem Nebel heraus und näherten sich dem Steinkreis. Viele blieben so wie wir an dessen Rand stehen und keiner von ihnen ging ins Innere, manche blieben auch weiter hinten, wo der Nebel sie halb verschluckte und nur undeutlich sichtbar machte. Insgesamt waren etwa zehn bis fünfzehn dieser Wesen erkennbar.
Manche hatten tierähnliche Formen, andere sahen aus wie Yokai oder auch menschenähnlich, so wie wir beide. Doch keiner von ihnen sah so richtig menschlich aus, soweit man das durch den Nebel beurteilen konnte. Der Junge und ich waren die, die am menschlichsten aussahen. Von den Zweibeinern waren manche ungewöhnlich groß und dünn, manche zwergenhaft, eine Frau sah zuerst sehr normal aus, bis sich ihr dünnes Gesicht mit den langen, schlitzförmigen Augen aus dem Nebel schälte. Andere hatten Flügel, lange Klauen oder andere ungewöhnliche Merkmale.
Sie beäugten uns, manche - vor allem der tierähnlicheren - zischten oder knurrten, aber sie ließen uns in Ruhe. Ein breites, felsähnliches Wesen mit kurzen, dünnen Armen befand sich auf der anderen Seite des Felsens neben dem Jungen. Auf meiner anderen Seite, rechts von mir, blickte eine sehr große Frau mit langen Haaren auf uns herab, die eine Dryade hätte sein können, sie sah aus wie ein Baum.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Do 23. Mär 2023, 09:13

Die Unruhe und das Gefühl, beobachtet zu werden, verstärkten sich während sie weiter durch den Nebel gingen, denn die diffusen Gestalten in ihm begannen, Form anzunehmen oder zumindest sich stärker aus dem Nebel heraus zu kristallisieren. Als das Mädchen bei ihm schließlich dem ersten Schatten auswich, war ihm endgültig klar, dass es ihm nicht nur so vor kam als würden sie beobachtet werden, sondern diese Gestalten folgten ihnen sogar teilweise. Oder zumindest schienen sie sie in irgendeiner Art und Weise wahrzunehmen...vielleicht konnten sie sie beide sehen, so wie er und das Mädchen die Schatten wahrnehmen konnte...
Letztendlich beunruhigte ihn die Situation zwar, doch er sprach auch weiterhin nicht, sondern hielt sich dicht an seiner Führerin, die versuchte, Abstand zwischen ihnen und jedem Schatten zu wahren, was er ihr nur zu gerne gleich tat.
Er zuckte unwillkürlich zusammen als das Mädchen dann die Hand ausstreckte und nach seiner griff, doch er protestierte nicht, sondern trat näher an sie und versuchte sich, noch dichter an ihr zu halten, während sie weiter gingen.
Als vor ihnen schließlich der Fels aus dem Nebel auftauchte, dachte er zunächst, dass es sich um einen weiteren sehr großen Schatten handelte, bis er den Fels als das erkannte, was er war. Da waren auch noch andere und sie schienen in eine Art Kreis zu bilden. Bevor er sich jedoch weitere Gedanken darüber machen konnte, zog das Mädchen ihn zu dem Felsen heran und sie blieben dort stehen, während die schemenhaften Gestalten nun noch näher heran gekommen waren. Der namenlose Junge hatte das Gefühl, von ihnen beobachtet zu werden und mittlerweile ließen sich auch Einzelheiten der Schatten erkennen, auf die er zuvor nicht geachtet hatte. "Warum...sind wir stehen geblieben?", flüsterte er leise und wagte es kaum, den Blick von der hohen Gestalt zu nehmen, die entfernte Ähnlichkeit mit einem Baum...hatte...
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Fr 24. Mär 2023, 20:31

Ich versuchte, die vielen Wesen nicht anzusehen, sie eher sogar zu ignorieren, oder zumindest ihre Blicke, ihre Laute und die Tatsache, dass sie sich uns genähert hatten. Das tat ich aber für den Jungen, dem ich versuchte Sicherheit zu geben. Ich wusste wie heikel diese Sache war.
Deshalb lächelte ich leicht, als der Junge schließlich sein Schweigen brach, und drückte seine Hand. Dass er im Gegensatz zu mir die Gestalt neben mir anstarrte, war nur verständlich. Die Baumfrau sah abschätzig oder vielleicht kritisch auf uns herab - der Gesichtsausdruck in dem mit Rinde überzogenem Gesicht war schwer zu lesen - und öffnete den Mund ein wenig zu einem Laut, der wie ein Rauschen von Blättern im Wind klang. Oder ein Zischen
"Wir sind hier um Freunde zu machen. Oder Verbündete", erklärte ich dem Jungen flüsternd zurück, ohne auf das Baumwesen zu achten. "Also sei nett." Ich versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Normalerweise hätte ich ihm noch mehr erklärt, aber das konnte ich später noch tun, denn das wollte ich nicht hier. Hier hörten uns zu viele zu.
"Freunde", wiederholte auch gleich eine zischende Stimme und schnaubte. Ich sah auf und entdeckte den Sprecher, ein vierbeiniges Wesen das am ehesten Ähnlichkeit mit einem Nashorn hatte, mit einem Horn das groß und flach war wie eine Schaufel. Er stand zwischen zwei der Felsen ein Stück entfernt und brauchte fast den ganzen Platz dazwischen für sich.
"Verbündete", korrigierte ich wohlwollend und lächelte.
"Einerlei", zischte das Hornwesen und blies Rauch aus seinen Nüstern. "Du bist schwach und suchst Hilfe. Das ist alles. Wir helfen nicht. Jeder ist für sich selbst. Wer schwach ist, wird gefressen."
Aus mehreren Ecken kam zustimmendes Murmeln, Grunzen, Knurren und andere Laute.
"Aber, aber", unterbrach ich das Gewimmel mit leicht gehobener Stimme, weiterhin in bemüht freundlichem und munterem Ton. "Verbündete zu haben hat doch auch Vorteile für alle! Man...-"
"Ah ja?" Ein sehr blasses, großes, ansonsten halbwegs menschenähnliches Wesen unterbrach mich. Es deutete mit einem langen, dünnen Finger auf den Jungen an meiner Seite. "Ist das dein Verbündeter? Was hat er für dich getan?"
"Was hast du davon, ihm zu helfen?", schnappte eine andere Stimme, ohne mir die Gelegenheit für eine Antwort zu lassen. "Scheint bisher nicht gut gelaufen zu sein für dich."
"Und jetzt kommst du und willst noch mehr von uns mit reinziehen?", grunzte eine andere, tiefere Stimme.
Allgemeine Zustimmung, teils mit Lauten, teils in durcheinander sprechenden Stimmen wurde laut. Sie schienen aufgebracht, teilweise sogar verärgert zu sein. Oder vielleicht waren sie auch einfach so. Geister konnten unberechenbar sein. Ich zog den Kleinen dichter an mich heran. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihn mitzubringen.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Sa 15. Apr 2023, 14:01

Wahrscheinlich war es ganz gut dass der Junge nicht wusste, in welcher Situation sie sich befanden. Mulmig zumute war ihm zwar, doch er verstand nach wie vor nicht, was hier vor sich ging...was die Sache zwar nicht besser machte, aber auch eben eine Art Schutzfunktion für ihn war. Unwissenheit konnte manchmal auch ein Segen sein. Außerdem vermittelte das Mädchen auch eine gewisse Art von Sicherheit. Er erwiderte leicht den Druck an der Hand und zuckte leicht zusammen, als das Wesen, das sich über sie beugte, einen seltsamen Laut von sich gab. "Ja", erwiderte er nur auf die Worte seiner Begleiterin. Sie waren also hier um Freunde so machen. Okay, das bedeutete immerhin, dass diese Schattengestalten direkt keinen Schaden verursachten oder von Grund auf böse waren. Oder?
Der Junge zuckte gleich noch einmal zusammen, diesmal vor Überraschung, als ein anderer vierbeiniger Schatten tatsächlich sprach und die Worte des Mädchens korrigierte. Er schwieg nun und ließ den Blick zwischen den Schatten hin und her gehen, soweit das möglich war, während er dem Gespräch lauschte. Er konnte mit dem Inhalt nicht besonders viel anfangen. Das Einzige, was geschah, war das die Worte ihm ein schlechtes Gewissen gaben, was dafür sorgte, dass er dem Mädchen nun wieder einen Blick zuwarf als sie ihn noch näher zu sich zog. Helfen? Und...was er für sie getan hatte? Was sollte das alles?
Ja und warum half dieses Mädchen ihm? Es schien...ja keine Selbstverständlichkeit zu sein das ihm geholfen wurde. Er runzelte die Stirn, während sich in ihm Fragen und Zweifel bildeten, ohne das er sich traute, etwas zu sagen oder fragen. Was hatte das alles hier zu bedeuten? Was war hier überhaupt los?
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Mo 1. Mai 2023, 06:06

(ich schick den Post jetzt einfach ab, der liegt schon ewig bei mir rum und ich wollte eigentlich weiterschreiben, aber muss mir erst noch Genaueres überlegen^^ hoffe du kannst trotzdem was mit anfangen)

Ich wartete, bis die allgemeine Unruhe wieder leiser geworden war, wobei ich die Wesen um uns herum gut im Auge behielt, und den Jungen in meiner Nähe.
"Nun, was mich angeht, lasst das mal meine Sorge sein", antwortete ich zuversichtlich, sobald meine Stimme nicht mehr in dem Gemurmel unterging. "Lasst den Jungen mal da raus, das hier ist nur zwischen mir und euch."
"Ist es nicht", zischte das dürre Menschenwesen wieder. "Du weißt genau, dass du jetzt in den gleichen Schwierigkeiten steckst wie er, und nun willst du noch andere mit hineinziehen."
Okay, das war wirklich schwieriger als gedacht. Dann musste ich wohl die Taktik wechseln.
"Naaa, wollt ihr etwa sagen, das was für uns schwierig ist, ist für euch genauso schwierig? Ihr seid doch alle sehr viel stärker als... er. Oder nicht? Deswegen komme ich ja zu euch", sagte ich wohlwollend und blickte in die Runde. Ein paar der Wesen schnaubten oder grunzten, oder gaben sonstige Laute von sich. "Und gemeinsam erst!", fuhr ich fort. "Zusammen könnten wir ihn ein für alle mal vertreiben. Davon haben doch alle was, oder nicht?"
"Wir haben etwas davon, uns nicht einzumischen", knarzte ein Baumwesen.
"Deine Angelegenheiten gehen uns nichts an", sagte eine andere Stimme, deren Ursprung ich nicht zuordnen konnte.
Ich seufzte leise. Mir reichte es langsam, aber ich wusste, dass ich mich in Geduld üben musste.
"Und dann?", fragte ich schließlich, als es wieder ruhiger geworden war. "Wenn... er mit uns beiden fertig ist, was dann? Glaubt ihr vielleicht, er wird sich zufrieden geben? Und einfach gehen? Nein... Er wird stärker werden und sich den nächstbesten aussuchen, dem er gewachsen ist. Das könnte einer von euch sein."
"Falls es dazu kommen sollte, können wir uns dann darum kümmern", schnarrte das dürre Menschenwesen.
"Jeder kümmert sich um sich selbst", wiederholte das Nashornwesen.
"Ich könnte doch auch etwas für euch tun", bot ich gutmütig an, auch wenn mir langsam die Geduld ausging.
"Was willst du schon tun?", fragte ein großes, schattenähnliches Wesen verächtlich.
"Ich komme an Orte, in die ihr nicht kommt. Und scheinbar bin ich auch um einiges mutiger als ihr", antwortete ich und konnte mir den letzten Kommentar nicht verkneifen, wobei ich schmunzelte.
Ein Knurren und Grollen, zusammen mit einem lauten Rauschen war die Antwort. Ein paar der größeren Wesen stampften auf den Boden und das Baumwesen neben uns beugte sich herab und zischte uns seinen modrigen Atem entgegen, sodass ich einen Arm um den Jungen legte und ihn mit mir hinabzog, als ich mich duckte.
"Na na, schon gut, schon gut!", sagte ich beschwichtigend, hob die freie Hand und richtete mich langsam wieder auf, als es so aussah als würde uns niemand etwas tun. "Aber ihr müsst zugeben, dass nicht jeder das tun würde was ich getan habe."
"Du bist dumm, das ist alles", grunzte das Nashornwesen, und von mehreren Ecken erklang zustimmendes oder abschätziges Gemurmel.
Ich blickte wieder in die Runde. "Kommt schon. Ihr könnt mir doch nicht erzählen dass niemand von euch etwas hat das er braucht, für das er mir einen kleinen Gefallen tun würde."
Das Gemurmel hielt an, wurde aber langsam leiser, und mir fiel auf, dass im Nebel zwischen den Felsen nicht mehr ganz so viele der Schemen dieser Wesen zu sehen waren. Manche hatten sich scheinbar schon davongemacht. Niemand schien ein wirkliches Interesse daran zu haben, uns zu helfen. Geister, pfff...
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Mo 29. Mai 2023, 11:46

Der Junge schwieg auch weiterhin und war ein stummer Beobachter der Szenerie, die sich ihm bot. Er wusste nicht, worüber das Mädchen mit den Schattenwesen sprach, aber das es auch um ihn ging, verstand er sehr wohl...und um jemand anderen, mit dem alle scheinbar nichts zu tun haben wollten. Es klang als würden sie über einen Eindringling sprechen. Und als wären sie nicht besonders erfreut darüber, dass das Mädchen irgendwelche Dinge tat, die es tat...oh man, das war vielleicht verwirrend.
Er zuckte zusammen, gab aber der Geste nach, mit der seine Begleiterin ihn hinunter zog als sie es geschafft hatte, die Schattenwesen zu verärgern und eines davon sich über sie beugte und somit auch näher kam. Der Geruch von Moder stieg ihm in die Nase und er musste husten, weil der Geruch plötzlich kam und recht intensiv für ihn war...dann jedoch beruhigte sich die Situation wieder etwas und das laute Stimmengewirr legte sich wieder etwas. Das einige der Schatten verschwunden waren, fiel ihm nicht auf, weil seine Aufmerksamkeit mehr auf den Schatten in seiner unmittelbaren Umgebung lag und deren Anwesenheit ihm Unbehagen bereite. Das und weil er nicht wusste, was hier los war und um was es überhaupt ging, traute er sich auch nicht, die Stimme zu heben und sich einzumischen. Bisher hatte es auch immer so gewirkt als wüsste das Mädchen, was es tat und daran hatte sich aus seiner Sicht auch eigentlich nichts geändert. Nur das diese Schattengestalten es als dumm bezeichneten, irritierten ihn. Auf jeden Fall bildeten sich nicht wenige Fragen in seinem Kopf, die er dem Mädchen stellen wollte. Doch vielleicht besser erst, wenn sie dann hoffentlich aus dieser Situation draußen waren...
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