Zwischen Tod und Leben




Es gibt mehr als nur das, was wir sehen können. So genannte Ebenen, die parallel zu unserer Wirklichkeit existieren, zeigen Facetten ebendieser, die normalen Augen verborgen bleiben. Und manchmal tun sich Wege auf, diese Ebenen zu betreten...

Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Fr 25. Mär 2022, 19:07

Wieder glitt mein Blick zu dem Jungen, um zu sehen ob er verstanden hatte, oder sonst einen Eindruck seiner Überlegungen preisgab. Zu gerne hätte ich in seinen Kopf hineingeschaut. Aber... wahrscheinlich war da ohnehin noch nicht allzu viel los. Nichts Spannendes jedenfalls.
Er stellte immerhin die richtigen Fragen.
"Aus mehreren Gründen", sagte ich zunächst langsam und überlegte kurz, was ich ihm sagen sollte. Mein Blick schweifte erneut über die Umgebung und die schemenhaften Gestalten. Ein wenig musste ich immerhin auch aufmerksam sein, denn ob sie uns wirklich so ignorierten oder zumindest gewähren ließen, wie es bisher den Anschein machte, wusste keiner von uns. Ich war gerade nicht in der Verfassung für ein großes Kräftemessen, falls es dazu kommen sollte. Höchstens ein kleines. Wogegen ich eigentlich selten etwas hatte. Aber das war ein anderes Thema.
"Erstens gehören wir nicht hierher. Das hier ist nicht ein Ort, wo wir normalerweise sein sollten. Aber nun gut, manchmal kommt es vor, dass gewisse Wesen so etwas tun, von daher..." Ich zuckte mit den Schultern. "Zweitens... wegen dem was uns hierher gebracht hat, wie wir hierher gekommen sind. Ich würde sagen, dass das ziemlich einzigartig ist. Und das führt zu drittens: was uns, oder besser gesagt dich hierher gebracht hat, hat dich auf eine Art verändert, die man wohl kaum ein zweites Mal finden wird." Von mir selbst fing ich mal nicht erst an. Schließlich ging es hier ja auch nicht um mich. Aber ich bezweifelte ohnehin, dass der Kleine irgendetwas von dem verstand, was ich ihm gerade gesagt hatte. Das musste er jetzt auch noch nicht verstehen, wenn sein Innenleben noch nicht soweit war. Aber wenn doch... konnte er sicherlich weitere Fragen stellen. Es war ja nicht so, dass ich ihm etwas verheimlichen wollte. Aber ich wollte eben langsam machen. Und außerdem war geradeheraus reden nunmal nicht so meins.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Fr 15. Apr 2022, 13:24

Er nickte langsam, auch wenn das Mädchen ihm durch ihre erste Aussage ja noch gar keine richtige Antwort gab. Es war also eher eine Aufmerksamkeitsbekundung, denn seine sich allmählich entwickelnde Neugier war noch nicht gestillt...und mit dem, was das Mädchen schließlich von sich gab, konnte er auch nicht so wirklich anfangen, weswegen sich weitere Fragen in ihm bildeten, anstatt das sich diese lösten. Gut, das sie nicht her gehörten, verstand er...aber..."warum sind wir dann hier, wenn wir nicht her gehören?", fragte er leise nach, " und was meinst du mit gewisse Wesen?" Mit dieser Aussage konnte er nichts anfangen.
"Wir sind hierher gebracht worden?" Das verstand er nun, aber...es hatte ihn verändert? Es waren so viele zweitens und drittens...und dann wieder zweitens...
Er sah an sich hinab, als vermutete er die Antwort irgendwo bei sich, doch natürlich fand er nichts. Er runzelte die Stirn und zerbrach sich den Kopf darüber, was ihm diese Aussagen und Erklärungen sagen wollten. Es war...schwer zu verstehen...aber das sie hierher gebracht wurden, oder nur er, das erklärte zumindest schon einmal, warum sie anders waren und vielleicht auch gar nicht her gehörten? Wie war er denn her gekommen? Er erinnerte sich nicht daran. Er erinnerte sich an gar nichts...
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Mo 6. Jun 2022, 10:26

"Ahh", machte ich, als würde es jetzt langsam interessant werden, als der Kleine weitere Fragen stellte, über die man wahrscheinlich alle jeweils eine ganze Weile hätte erzählen können. Natürlich hing auch alles irgendwie zusammen, und ich wusste sowieso nicht, ob er so wirklich verstehen konnte, was eigentlich passiert war. Aber ich fing trotzdem mal weiter vorne an.
"Weißt du, jedes Wesen wird irgendwo hineingeboren oder gehört irgendwo hin, es hat also den Bereich, in dem es leben soll. Aber wie schon gesagt, es gibt noch viel mehr als die Wirklichkeit, in der die meisten Wesen wohnen... Und manche...brechen aus ihren Grenzen aus und begeben sich in Ebenen, in denen sie normalerweise nichts zu suchen haben. So wie wir jetzt. Wir sind also sozusagen aus dem Raster gefallen. Oder besser geflohen." Ich warf ihm einen Blick zu und grinste. "Und warum wir hier sind, tja... Das ist eine etwas kompliziertere Geschichte. Jedenfalls..."
Ich hielt einen Moment lang inne in meinen Worten und blieb stehen, denn vor uns hatte sich eine Gruppe dieser Schattenwesen zusammengefunden, die uns den Weg versperrten. Die murmelnden Stimmen waren lauter geworden und einen Moment lang sah es so aus, als würden die Wesen uns keine Beachtung schenken. Dann aber war ich mir da plötzlich nicht mehr ganz so sicher, denn auch wenn man keine Gesichter ausmachen konnte, fühlte ich mich doch plötzlich sehr beobachtet. Ein paar der Gruppe begannen, sich in unsere Richtung zu bewegen.
Ich nahm den Kleinen beim Arm und zog ihn nach links in eine Seitengasse zwischen zwei Häusern hinein, die sich bald wieder zwischen einigen Gärten hindurch weitete. Bei der nächsten Kreuzung warf ich einen Blick zurück und ließ ihn los. Bisher folgte uns jedenfalls keiner. Vielleicht war es auch nur Zufall gewesen...
"Jedenfalls", fuhr ich fort, als wenn nichts geschehen wäre, "war ich es, die dich hierher gebracht hat", sagte ich und warf ihm einen Seitenblick zu. "Um das zu verhindern, was sonst mit dir passiert wäre. Und damit du wieder zu dir selbst finden kannst."
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Mi 22. Jun 2022, 06:10

Die Augen des Jungen richteten sich wieder auf und auf das Mädchen, das nun zu einer längeren Antwort ansetzte. Diesmal konnte er auch einigermaßen folgen, denn sie sprach weniger in Rätseln als zuvor. Zumindest war das für ihn der Fall. Das jedes Wesen irgendwo hin gehörte und es Grenzen überschreiten konnte, so wie sie es scheinbar getan hatten, das war nachvollziehbar für ihn, auch wenn er nicht so sicher war, was seine Begleiterin denn nun genau mit Wirklichkeit meinte. Er nahm es erst einmal so hin, denn direkt wichtig für das, was das Mädchen dann noch weiter erklärte, war es erst einmal nicht. Es musste sich dabei einfach um einen bestimmten Ort handeln. Das sie von dort geflohen waren, verstand er wiederum.
Auf das warum musste er schließlich einen Moment warten. Er blinzelte als das Mädchen stockte und ließ den Blick zur Seite gehen. Von diesen Schattenwesen befand sich mittlerweile eine kleine Gruppe direkt bei ihnen. Er konnte nicht sagen, wie lange sie schon bei ihnen standen oder ob es zufällig war, doch dann griff ihn das Mädchen am Arm und zog ihn in eine kleine Gasse zwischen zwei Häusern, der sie nun zu folgen begannen. Er warf einen Blick über die Schulter zurück, doch sie blieben nun fürs Erste alleine.
Das Mädchen schien nicht sonderlich beunruhigt, denn es fuhr schließlich mit seiner Erklärung fort, weswegen auch er sich keine großen Gedanken mehr um die Schatten machte, sondern lieber zuhörte. Das war ja auch kompliziert genug.
"Du?", wiederholte er und blickte nun überrascht. Er hätte es sich vielleicht denken können, war das Mädchen ja immerhin die Einzige, die auch eine Art Gestalt besaß und nicht nur ein Schatten war. Er war jedoch irgendwie davon ausgegangen, das sie sich beide einfach hier befanden, ohne sich zu fragen, ob sie eventuell etwas damit zu tun hatte. Und...
"Was mit mir...passiert wäre?" Er runzelte nun die Stirn und bekam zum ersten Mal, seit er aufgewacht war und sich mit seiner Begleiterin unterhielt, das Gefühl als hätte sie ihm noch längst nicht alles gesagt, was es zu erzählen gab. Ihm wurde nun auch bewusst, dass sie offenbar ganz gut bescheid wusste...und ihm, so wie es klang, im Grunde alles darüber erzählen konnte, warum er hier war.
Doch da war etwas in ihm, das sich sträubte, noch mehr Fragen zu stellen, als wollte er gar nicht genau wissen, was denn mit ihm passiert wäre oder was überhaupt passiert war, bevor er aufgewacht war.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » So 26. Jun 2022, 11:05

Ich linste zur Seite zu dem Kleinen, während wir die Nebenstraße weitergingen. Er schien überrascht zu sein, dass ich es war, die ihn hierher gebracht hatte. So gesehen war ich ja auch nicht wirklich dafür verantwortlich, dass er hier war, aber hierher gebracht hatte ich ihn nunmal trotzdem.
In seinem Kopf schien so einiges zu rattern und vielleicht auch ineinander zu greifen. Man konnte ihm praktisch dabei zusehen, wie Bereiche in seinem Inneren erwachten, die vorher geschlafen hatten. Gut so - glaubte ich zumindest. Ein richtiges Lebewesen, das in der Wirklichkeit zurechtkommen wollte, musste nunmal über gewisse Fähigkeiten verfügen, und ein ordentlicher Denkapparat war eins davon.
"Hmmm", machte ich auf seine Halb-Frage hin, halb bestätigend, aber mehr sagte ich nicht. Ein leichtes Schmunzeln lag wieder um meine Mundwinkel und ich beobachtete den Jungen aufmerksam von der Seite her, ließ ihn aber mit seinen Gedanken allein. Es schien nicht so, als wollte er weiteres wissen, und sicherlich gab es einiges zum Nachdenken für ihn. Soweit er dazu in der Lage war.
Stattdessen warf ich einen Blick nach vorne, wo einige der schwarzen Schatten unseren Weg kreuzten und auf der Straße kurz stehen blieben. Auch wenn die Schatten weder Gesichter noch Augen hatten, fühlte ich mich sehr beobachtet. Manchmal war es besser, sein Glück nicht allzu lange herauszufordern.
"Komm, lass uns zurück gehen", sagte ich und wandte mich einer anderen Straße zu, die uns wieder mehr oder weniger in eine Richtung bringen könnte, die zum Haus zurück führte.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Di 19. Jul 2022, 09:08

Es folgte keine weitere Erklärung von Seite seiner Begleiterin, doch er hatte ja auch schließlich keine weitere Frage mehr gestellt. Zumindest keine, die wirklich an sie gerichtet war. Das, was er gerade gehört hatte, reichte bereits aus, um ihn ins Grübeln zu bringen und darüber nachzudenken, auch wenn es sich aus irgendeinem unbestimmten Grund sehr unangenehm für ihn anfühlte, sich damit zu beschäftigen.
Seine Gedanken wurden jedoch noch einmal unterbrochen als einer dieser Schatten ihren Weg kreuzten und auch wenn er vielleicht kein geschultes Gespür oder eine spezielle Fähigkeit besaß, spürte er trotzdem, das die Aufmerksamkeit des augenlosen Wesens auf sie gerichtet war. Es fühlte sich wirklich unangenehm an...doch vielleicht fühlte er sich gerade auch generell nicht wohl in seiner Haut. Er spürte so ein leichtes Kribbeln im Nacken...
"Okay." Ich nickte langsam und folgte dem Mädchen, das jetzt erst einmal wieder zurück gehen wollte. Es schien so als wäre es aus irgendeinem Grund gerade nicht mehr ganz so sicher für sie beide, hier unterwegs zu sein. "Sind wir in dem Haus denn sicher?", fragte der Junge als sie den Weg erreichten, der sich zwischen den Hügeln entlang zurück zu dem alleinstehenden Gebäude schlängelte.
Musste es ja...sonst würde sie sicher nicht wieder zurück wollen...
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Di 26. Jul 2022, 16:55

Ich wich den Schattengestalten aus und versuchte ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen, während ich den Jungen durch die schmalen Straßen lotste. Wir waren bereits am Dorfrand und gingen an diesem entlang, bis vor uns die kleine Landstraße lag, über die wir hierher gekommen waren. Ich warf keinen Blick zurück um zu sehen, wie die Schatten uns hinterher sahen.
"Sicher?", wiederholte ich und lächelte schief, ohne zu dem Jungen hinab zu sehen. Ich schwieg ein paar Augenblicke lang. So ganz einfach war die Frage tatsächlich nicht, und dann war da noch die weitere Frage, wie ehrlich ich sein wollte. "Es ist vermutlich das sicherste, was ich auf die Schnelle auftreiben konnte", antwortete ich schließlich und warf dem Kleinen einen kurzen Blick zu. "Lass uns hoffen, dass die Nachbarn fürs Erste friedlich bleiben", fügte ich hinzu und machte eine leichte Kopfbewegung nach hinten in Richtung Dorf. Wie sich das entwickeln würde, konnte ich tatsächlich nicht sagen. Und ich sagte dem Kleinen auch nicht, dass ich meine Kräfte schonen und mich erholen musste. Für mich war das hier mindestens ebenso ein Erholungsurlaub wie für ihn. Blieb zu hoffen, dass wir genügend Zeit dafür haben würden, bevor er uns wieder fand. Ich konnte mir vorstellen, dass es ganz schön wütend machte, wenn einem etwas so durch die Lappen ging - und dann auch noch von einem kleinen unbedeutenden Geist, ha!
Sicher? Oh nein, wir waren nirgends sicher... Nicht bevor wir wieder in der Wirklichkeit waren, und dann... vielleicht.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » So 31. Jul 2022, 14:24

Er runzelte sacht die Stirn als seine Begleiterin dieses eine Wort wiederholte und ihm ein nicht ganz so gutes Gefühl dabei gab. Es stellte sich für ihn mit ihren nächsten Worten schließlich auch heraus, das es scheinbar übertrieben war, das Haus als sicher zu bezeichnen...aber auf der anderen Seite waren sie bis jetzt ja auch sicher gewesen und auch wenn diese Schattengestalten an ihnen interessiert zu sein schienen, war bisher ja noch nichts geschehen. Das...musste ja etwas heißen, oder?
Der Junge nickte langsam und warf noch einen Blick zurück in Richtung ihrer Nachbarn. Er wollte definitiv nicht herausfinden, was passierte, wenn sie sich nicht mehr friedlich verhielten. Aber...sie hatten ihnen ja auch nichts getan, wieso also sollten sie sie angreifen?
Jetzt, wo er das alles wusste, war er schon erleichtert darüber, dass sie sich nun wieder von den Schattenwesen entfernten und zurück zu dem Haus gingen...auch wenn es scheinbar nicht so sicher war, wie gedacht. Nun, für ihn fühlte es sich schon irgendwie sicher an als sie das Gartentor passierten und wieder im Vorgarten ankamen und in Richtung Haustüre gingen. Und außerdem war ja das Mädchen bei ihm, das seltsamerweise über alles bescheid zu wissen schien.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Di 16. Aug 2022, 17:23

Wir gingen den Weg zurück zu dem kleinen Haus schweigend. Ich war scheinbar entspannt und schritt munter voran, ab und an jedoch warf ich dem Kleinen noch Blicke zu; und außerdem fühlte ich in der Umgebung, wie es mir meine Fähigkeiten erlaubten. Ich war also durchaus beschäftigt.
Und daher merkte ich auch, dass wir selbst hier nicht so alleine waren, wie es den Anschein machte. Geister waren so eine Sache. Man konnte sie nicht immer sehen oder wahrnehmen, aber sie waren da. Und wir waren hier Fremde. Wir mussten aufpassen, wem wir vertrauten. Oder ich zumindest. Den Kleinen wollte ich möglichst noch vor anderen Begegnungen bewahren, sofern das möglich war.
Aber vielleicht konnte ich uns ein paar Verbündete finden. Wenn ich Glück hatte.
Ich ließ den Kleinen zuerst durch das Gartentor und in Richtung des Hauses gehen, nachdem ich sicher gegangen war, dass zumindest nach meiner Wahrnehmung niemand Gefährliches in der Nähe war. Wir traten in das Innere des kleinen Hauses.
"Du bist sicher müde, oder?", fragte ich, auch wenn ich keine Ahnung hatte, ob er müde war oder nicht. Aber ich wusste, dass bei Lebewesen das Unterbewusstsein im Schlaf arbeitete und Dinge ordnete. Vielleicht war das bei verlorenen Seelen ja auch so. Der Kleine konnte sicher einiges an Sortierung gebrauchen. Vielleicht reparierte sich seine Seele ja mit der Zeit von selbst.
Ich lächelte den Jungen an. Vielleicht war meine Frage auch ein kleiiiin wenig manipulativ, um ihn dazu zu bringen, schlafen zu gehen. Aber es war nur zu seinem Besten. "Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind so sicher, wie wir sein können. Und ich passe schon auf dich auf." Das hatte ich immerhin schon die ganze Zeit über getan.
Ich würde selbst nicht in diesem Schlamassel stecken, wenn er nicht wäre.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Mi 24. Aug 2022, 17:56

Das Mädchen ließ ihm den Vortritt und als er sich im Inneren des Hauses befand und sich die Tür hinter ihnen schloss, konnte er nichts dagegen tun als er den Drang verspürte, leise und schon etwas erleichtert auszuatmen. Sich in einem Haus zu befinden und das Gefühl zu haben, nicht mehr von diesen Schattenwesen gesehen zu werden, fühlte sich erleichternd an, auch wenn die Sicherheit nur ein Trugschluss war...
Sein Blick richtete sich auf das Mädchen und seine Stirn runzelte sich leicht als sie ihn fragte, ob er müde sei. Er wusste es selbst nicht, würde aber spontan sagen, dass er sich nicht wirklich müde fühlte. Vielleicht war ausruhen ja aber trotzdem keine so schlechte Idee. Es schien auch so als wäre es das Beste, wenn sie fürs Erste hier drinnen bleiben würden, da konnte er die Zeit ja sinnvoll nutzen und sich ein wenig hinlegen, auch wenn ihm direkt nicht danach war.
"Hm, ja ich kann mich ein wenig ausruhen", sagte er dann leise und lächelte für einen Moment lang sacht ehe ein zweites Stirnrunzeln in seinem Gesicht erschien, den Blick dabei während der gesamten Zeit in das Gesicht seiner Begleiterin gerichtet. "Musst du denn nicht schlafen?" Er war sich mittlerweile ziemlich sicher, dass sie beide schon in irgendeiner Art und Weise anders waren und dass das Mädchen eine andere Rolle spielte als er. Sie wirkte einfach sehr selbstsicher und nun war ja schon klar, dass sie einfach bescheid wusste...beispielsweise wo sie sich hier befanden...
Und was sie ihm erklärt hatte...das war auch etwas, worüber er nachdenken musste. Es machte schon alles irgendwie Sinn. Gleichzeitig war es einfach...seltsam...
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Do 25. Aug 2022, 15:01

Wieder einmal erweckte der Junge den Eindruck, als wüsste er selbst nicht so wirklich, was in ihm vorging, oder als wüsste er nicht, wie er sich überhaupt fühlen sollte - oder wie man diese Gefühle nannte, sofern er überhaupt welche hatte. Naja, irgendetwas fühlte er wohl schon, das hatte er ja bereits gezeigt. Aber von einem richtigen, vollwertigen Lebewesen war er noch ein wenig entfernt. Genau deshalb war er ja hier, also machte das nichts.
Ich bemerkte sehr wohl, dass seine Antwort nichts von Schlafen beinhaltete, aber ausruhen war schonmal ein Anfang und ich nickte leicht, mein Lächeln eine Spur breiter. Daran änderte sich auch nichts, als er seinerseits eine neue Frage stellte. "Nein. Ich schlafe nicht", antwortete ich und beobachtete ihn still, wie um herauszufinden, welche Gedanken bei meiner Antwort jetzt durch seinen Kopf schwebten. Natürlich konnte ich keine Gedanken lesen - nicht hier.
Dafür kam der Gedanke in mir auf, inwieweit sich eine ungeformte, unvollständige Seele in etwas anderes formen ließ, als sie bisher gewesen war. Er hatte niemand anderen wie ihn selbst hier, nach dem er sich richten und was er als normal ansehen konnte, ob bewusst oder unbewusst. Es gab nur mich. Würde seine Seele von selbst zurück zu sich selbst - oder etwas Ähnlichem - finden, oder würde sie die Lücken mit dem füllen, was sie um sich herum wahrnahm? Mit Dingen, die vielleicht nicht so ganz menschlich waren. Funktionierte so etwas?
Es gab immer wieder neue Sachen zu bedenken...
Ich machte eine einladende Geste nach rechts in Richtung Schlafzimmer. "Ich werde in der Nähe bleiben", sagte ich und zwinkerte.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » So 11. Sep 2022, 12:00

Die Antwort des Mädchens überraschte den Jungen nicht ganz so sehr wie es das vielleicht unter "normalen" Umständen gewesen wäre. Hier war aktuell nichts normal und er wusste ja noch nicht einmal, was es überhaupt bedeutete wenn etwas normal war, weswegen er nur ganz leicht die Stirn runzelte -eine unwillkürliche Reaktion auf die Antwort- und schließlich nickte.
"Danke", sagte er leise und lächelte nun auch leicht, weil er das Gefühl hatte, das er genau das tun musste. Dann wandte er sich um und betrat das kleine Schlafzimmer, in dem er vor einiger Zeit wach geworden war.
Müde oder erschöpft fühlte er sich tatsächlich nicht, doch er hinterfragte überhaupt nicht, wieso er dennoch tat, was das Mädchen ihm vorgeschlagen hatte und setzte sich auf das Bett, wo er zuerst die Schuhe auszog und sich schließlich hinlegte, ohne sich dabei unter die Decke zu legen. Er blieb auf dem Rücken liegen und blickte hinauf an die Decke, zunächst ohne über etwas bestimmtes nachzudenken. Dann tat er es jedoch, er dachte darüber nach, was er zuvor dort draußen gesehen hatte. Er dachte an die Schattengestalten und was das Mädchen ihm dazu gesagt hatte, was sie waren oder vielmehr wo sie waren...
Wie hinter einem Spiegel..., dachte der Junge noch, bevor ihm plötzlich und ohne das er es wirklich bemerkte, die Augen zufielen und er in einen Zustand fiel, der ansatzweise mit einem Schlaf vergleichbar sein konnte, obwohl er es ganz sicher nicht war...
Er träumte. Er träumte von einem riesigen Turm mit vielen gewundenen Treppen und einer dunklen Kammer mit einem großen Kessel darin, unter dem ein Feuer prasselte und in dem eine seltsame blaue Flüssigkeit vor sich her blubberte. Sie roch eigenartig, aber nicht abstoßend. Es war nur ein schwacher Geruch und er erinnerte ihn an eine Wiese, die mit Morgentau bedeckt war. Er musste dann aber plötzlich an hohe Berge denken...und an eine Stadt, die ihm sehr fremd vor kam, mit vielen seltsamen Geräten und Gebilden darin...
Und dann war da plötzlich nichts mehr. Nichts außer Dunkelheit und Leere. Er fühlte sich so einsam, er wusste, das er ganz alleine auf der Welt war und es niemanden gab, der ihm helfen konnte...Und...diese Augen in dieser Dunkelheit...

Es waren die Augen und die Leere, die ihn schließlich wieder weckten. Er schreckte auf und saß aufrecht auf dem Bett, noch bevor er selbst bemerkte, dass er sich aufgesetzt hatte. Verwirrt sah er sich im ersten Moment um unsicher, wo er sich befand. Bis er sich wieder an das blasse Mädchen und das Haus erinnerte und sich seine gehetzten Atemzüge langsam wieder beruhigten...
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Di 13. Sep 2022, 12:00

Der Kleine nahm meine Antwort still hin und bedankte sich nur, woraufhin mein Lächeln eine Spur breiter wurde. Ich ließ ihn in Ruhe und sah ihm hinterher, wie er ins Schlafzimmer verschwand. Ich folgte ihm nicht.
Stattdessen trat ich noch einmal nach draußen, blieb aber direkt vor der Tür stehen und lehnte diese nur leicht an. Mein Blick schweifte über die Umgebung, als würde ich nach Etwas Ausschau halten, aber es blieb alles ruhig. Die blasse, nebelige Umgebung schien verlassen.
Ich lehnte mich neben der Tür an die Hauswand, schloss die Augen und verbrachte die nächste zeitlose Weile damit, die Umgebung zu erkunden, auf eine andere Art. Meine farblose Gestalt flackerte mehrmals, wurde durchsichtiger, aber sie verblasste nicht ganz. Ich hatte dem Kleinen gesagt, ich würde in der Nähe bleiben, und das tat ich auch. Aber gleichzeitig musste ich mich umsehen und sicher gehen, dass er keinen Weg hier hinein fand.
Und ich musste einen Weg finden, wieder zu Kräften zu kommen. Denn ich war bei weitem nicht auf der Höhe, auch wenn man das äußerlich nicht merkte. An einem Ort wie diesem allerdings könnte es mehr als genug Wesen geben, die so etwas sehr wohl bemerken könnten.
Deswegen suchte ich auch nach etwas Lebendigem, was gar nicht so einfach war.
Irgendwann trat ich wieder zurück ins Haus und wandte mich zur linken Seite des winzigen Flurs, wo ich in den Wohn- und Essbereich trat. Etwas hatte sich hier verändert: das Geschirr und das Essen, das wir auf dem Tisch hatten stehen lassen, war weggeräumt worden, alles war aufgeräumt und sauber.
Ich sah mich einige Augenblicke lang um und schien zu lauschen, dann trat ich ganz in den Raum hinein und begann, Schranktüren und Schubladen zu öffnen und hineinzusehen. Ich fing im Wohnzimmerbereich an, ließ die Finger über die Gegenstände in den Regalen gleiten, öffnete die Schubladen und wühlte langsam durch deren Inhalt. Ich zog ein Buch aus dem Regal und blätterte durch die Seiten. Sie waren alle leer, keine Schrift irgendwo, auch nicht auf dem Einband. Bei dem zweiten Buch war es genauso. Bei den Büchern im Schlafzimmer würde es genauso sein. Gut.
Ich stellte alles wieder zurück und widmete mich den Schränken in der Kochecke, die ich ebenfalls durchsuchte, etwas intensiver als vor einer Weile, als ich dem Kleinen etwas zu Essen gesucht hatte. Ich fand noch ein Buch, das wohl Rezepte beinhalten sollte, aber auch das war leer. Ansonsten gab es Essen zur Genüge.
Als ich zufrieden war, betrat ich das gefährlichste Zimmer: das Badezimmer. Langsam trat ich hinein, ließ den Blick über die Dusche in der hinteren rechten Ecke schweifen, bis mein Blick schließlich am Spiegel über dem Waschbecken an der linken Wand hängen blieb. Er sah nicht aus wie ein Spiegel, denn er war schwarz und matt. Nichts regte sich im Badezimmer, alles war ruhig.
Nach ein paar Momenten kam ich langsam näher und legte vorsichtig eine Hand auf die schwarze Spiegeloberfläche. Alles ruhig.
Zufrieden widmete ich mich auch hier den Schubladen des Schränkchens, und nachdem ich alles durchsucht hatte, verließ ich das Bad wieder und schloss sorgfältig die Tür.
Das Schlafzimmer würde ich mir später ansehen, jetzt wollte ich den Jungen nicht stören. Vorerst ging ich wieder zurück ins Wohnzimmer und ließ mich aufs Sofa sinken. Viel mehr gab es im Augenblick für mich nicht zu tun. Außer die Umgebung im Auge zu behalten, was ich auch tat.
Deswegen spürte ich auch irgendwann die Unruhe, die von der kleinen Seele im Nebenraum ausging. Wie die zitternden Wellen, die ein Stein im Wasser schlug; oder das Zittern, das eine Fliege im Netz einer Spinne machte. Ein Zeichen, ein Signal.
Ich blieb wo ich war, nur mein Blick richtete sich auf den Durchgang, wo die Tür zum Schlafzimmer lag.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Sa 24. Sep 2022, 17:43

Es tat sich nichts. Da waren keine glühenden Augen in der Dunkelheit, es blieb still und ruhig, ja beinahe schon friedlich, sodass die Erinnerung an das Augenpaar und die Eindrücke, die er in diesem seltsamen Traum gehabt hatte, allmählich wieder verblassten und sich seine Atemzüge langsam wieder beruhigten. Er legte sich jedoch nicht wieder hin, sondern blieb zunächst sitzen, während sich sein Blick aus keinem bestimmten Grund auf seine Hände gesenkt hatte. Er dachte über diese Bilder nach, die er eben im Schlaf gesehen hatte. Sie hatten sich so echt angefühlt, beinahe schon als wären es Erinnerungen gewesen, als hätte er das, was er gesehen hatte, selbst erlebt...und eigentlich war auch nichts passiert, doch er spürte, wie sich sein Kopf mit dem 'gesehenen' beschäftigte...
Das war auch der Grund, wieso er letztendlich nicht mehr einschlafen konnte und sich stattdessen irgendwann mit dem Rücken an die Wand lehnte, den Blick Richtung Zimmertür gerichtet. Er lauschte in die Stille...und schließlich hielt er es dann doch nicht mehr aus, stand auf und öffnete die Tür wieder, um aus dem Schlafzimmer hinaus in den Wohnbereich des kleinen Hauses zu treten, um zu sehen, wo sich das Mädchen befand. Eigentlich gab es keinen bestimmten Grund, wieso er sie suchte. Vielleicht wollte er sich einfach nur versichern, das er nicht alleine hier an diesem Ort war...
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » So 25. Sep 2022, 18:13

Es blieb eine Weile lang still und nichts tat sich. Auch ich blieb sitzen und wartete ab, beobachtete aufmerksam, soweit ich das konnte. Für den Moment schien keine akute Gefahr zu bestehen, aber... Wachsamkeit war angebracht.
Ich brauchte Verbündete. Ich brauchte Kraft. Das hier war gefährlich, mit so einem legte man sich nicht einfach so an. Aber ich konnte den Kleinen auch nicht hier alleine lassen. Das wäre noch riskanter. Für ihn zumindest. Und jetzt wo ich ihm den Kleinen weggeschnappt hatte, war ich vielleicht genauso eine Zielscheibe. Keine guten Voraussetzungen.
Warum nochmal hatte ich das gemacht?...
Leise Schritte waren zuerst zu hören in dieser unnatürlichen Stille, und dann öffnete sich die Tür, ehe ein paar Augenblicke später der Junge im Durchgang zum Wohnraum erschien. Mein Blick war auf ihn gerichtet.
"Hallo", grüßte ich und lächelte leicht. Ich schob die Beine vom Sofa, wo sie vorher noch neben mir oben gelegen hatten, um Platz zu machen. "Na? Wie geht's dir? Konntest du dich gut erholen?"
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Di 27. Sep 2022, 19:25

Er musste nicht lange suchen, denn das Mädchen saß im Wohnzimmer auf dem Sofa und schien...nichts zu tun. Generell lag das Innere des Hauses so da als würde die Zeit still stehen. Es hatte sich nichts verändert und nichts bewegt. Er wusste nicht, wieso ihm das auffiel oder ein wenig seltsam vor kam, doch einen kurzen Augenblick lang wunderte er sich eben darüber.
"Hallo", grüßte er zurück und zog die Tür zum Schlafzimmer hinter sich zu, bevor er zum Sofa hinüber trat, sich aber nicht setzte, sondern den Blick noch einmal durch den Raum schweifen ließ, bevor er sich in das Gesicht des Mädchens hinab senkte. Er lächelte leicht und nickte. "Ja, ich hab mich ausruhen können...denke ich...
Ich hatte einen seltsamen Traum, aber ich erinnere mich nicht mehr genau...er war nicht besonders schön gewesen..." Seltsam, die Erinnerung war verblasst sobald er das Schlafzimmer verlassen hatte. Er konnte sich nur noch an diese Augen in der Dunkelheit erinnern. Zwei leuchtende Punkte im Nichts...
Er seufzte leise und ließ sich neben dem Mädchen auf das Sofa sinken.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Do 29. Sep 2022, 17:57

Der Junge blickte sich zunächst kurz im Zimmer um und blieb stehen, ehe er zu mir ans Sofa heran trat und sich schließlich auch setzte. Mein Blick blieb auf ihn gerichtet und ich nickte zufrieden, als er meinte, er hätte sich ausgeruht. Das hatte er sicher nötig, auch wenn er das vielleicht nicht wusste. Seine Seele hatte es nötig. Auch er musste wieder zu Kräften kommen, sich sammeln.
Mein Lächeln verblasste aber und wich einem aufmerksamen Blick, als er von einem seltsamen Traum erzählte, an den er sich nicht mehr erinnern konnte. Oder nicht genau. "Ah ja? Woran erinnerst du dich denn noch?", fragte ich nach, auch wenn ich nicht wusste, ob er es überhaupt in Worte fassen konnte. Träume waren da manchmal sehr... flüchtig.
Ich konnte mir auch in etwa denken, in welche Richtung es gegangen war, doch sicher sein konnte ich natürlich nicht. Daher wusste ich auch nicht, ob es gut war, wenn er sich daran erinnerte. Aber neugierig war ich trotzdem. Und es konnte bestimmt nur gut sein, wenn er sein Köpfchen ein wenig anstrengte, von daher...
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Di 11. Okt 2022, 13:39

Er drehte den Kopf und wandte den Blick erneut in Richtung des Mädchens, das neben ihm saß, als diese nachfragte, woran er sich denn noch erinnern konnte. Offenbar interessierte sie das und das brachte ihn dazu, doch noch etwas länger oder eher intensiver über diesen Traum nachzudenken, auch wenn er merkte, dass ein Teil von ihm das nicht unbedingt wollte. "Hm, nicht viel", wiederholte er seine Worte von zuvor mehr oder minder und runzelte nachdenklich die Stirn, "es war dunkel und kalt...und dieses Dunkel war nicht das Dunkel von einer Nacht, sondern es war wirklich sehr sehr schwarz und drückend. Verstehst du, wie ich das meine?" Er war sich nicht sicher, wie er es noch erklären konnte, aber es hatte sich einfach erdrückend in diesem Dunkel angefühlt. "Und in diesem Dunkel waren zwei Augen, die mich angestarrt haben.
Aber...an mehr erinnere ich mich nicht." Auch nicht als er noch einen Moment darüber nachdachte und über dieses unangenehme Gefühl in ihm grübelte. Er wusste auch nicht, woher so ein Traum kam. Es hatte keinen wirklichen Auslöser dafür gegeben, außer vielleicht diese Schattengestalten, denen sie dort draußen begegnet waren. Aber selbst diese hatten in ihm nicht so ein beklemmendes Gefühl ausgelöst wie diese Augen in seinem Traum.
Und dann war da doch noch etwas, etwas, das er sich ebenfalls nicht erklären und nicht in Worte fassen konnte, aber sich in etwa so anfühlte wie als hätte er etwas bekanntes gesehen, das er beispielsweise vergessen hatte. Nur...änderte es nichts daran, das er sich nicht erinnerte. Es war sehr verwirrend für ihn.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Josy » Di 11. Okt 2022, 15:21

Geduldig wartete ich ab, um zu hören was der Kleine sagen würde, und tatsächlich kam immerhin mehr dabei raus als nichts. Ich nickte langsam, diesmal ohne Lächeln. "Ja, verstehe", sagte ich leise und schwieg, um ihm weiter zuzuhören. Auch danach blieb ich noch einige Momente lang still und bedachte den Jungen nachdenklich. Er schien sich beim Gedanken an diesen Traum nicht wohlzufühlen, was kein Wunder war. Er hatte Recht damit. Zusammen mit dem Eindruck, den ich eben gehabt hatte, war das hier wirklich nicht etwas, das einem leicht auf der Seele lag. Vielleicht war es auch die eine Sache, an die er sich besser nicht erinnerte. Auch wenn ich nicht vorhatte, etwas vor ihm geheim zu halten, wenn er danach fragen sollte. Es war schließlich sein Leben.
Das alles zusammengenommen jedenfalls war durchaus ernst zu nehmen, auch wenn ich wohl nicht viel dagegen tun konnte. Dass sich sein Unterbewusstsein mit dem beschäftigte, was er erlebt hatte, war ja recht normal und für ihn zumindest auch gar nicht schlecht. Doch es war allgemein nicht besonders vorteilhaft, dass der Junge träumte - nicht für die Stabilität unserer kleinen heilen Welt hier jedenfalls. An einem Ort wie diesem, konnten Träume ungeahnte Wege öffnen, und das konnten wir gerade nicht gebrauchen. Vor allem nicht mit so einem Trauminhalt.
"Tja... Klingt nicht besonders angenehm... Versuch am besten, nicht allzu viel daran zu denken", meinte ich wieder ein wenig lockerer, auch wenn meine meist übliche Heiterkeit diesmal fehlte. Und ich wusste auch nur zu gut, dass man Träume nicht beeinflussen konnte. "Und sag mir bescheid, wenn du wieder sowas in der Art träumst, ja?" Diesmal lächelte ich ihn wieder an.
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Re: Zwischen Tod und Leben

Beitragvon Sohma » Di 18. Okt 2022, 06:14

Der Junge bemerkte, dass seine Worte dem Mädchen die übliche Gelassenheit nahmen, die es sonst immer ausstrahlte, doch es wunderte ihn auch nicht, denn immerhin erzählte er ihr gerade auch keinen Witz oder etwas anderes, positives. Sie fing sich dann auch wieder und schien wieder die Alte zu sein...oder zumindest so, wie er sie kannte.
Langsam nickte er und seufzte leise. Nicht mehr daran denken...das war gar nicht so einfach. Das sie ihm diesen Tipp nicht nur gab, damit er nicht mehr an etwas Schlechtes dachte, bemerkte er gerade nicht, denn wie sollte er auch wissen, welche Auswirkung ein solcher Traum auf ihre aktuelle Lage hatte? Es war jedenfalls gerade gar nicht so einfach, nicht an diese Augen und dieses Gefühl zu denken, das sie in ihm auslösten. Trotzdem versuchte er es, indem er die Gedanken versuchte, zu unterbinden und sich einfach etwas aufmerksamer in dem Haus umsah.
Nicht, dass es etwas bestimmtes zu sehen gab. Eigentlich gab es in dem Haus nicht wirklich etwas aufregendes zu sehen oder etwas, das von einer Geschichte erzählte wie beispielsweise Bilder oder persönliche Gegenstände. Es war fast schon so als stünde er in einem Musterzimmer, einfach ein Zimmer wie es sich jemand vorstellte. Ohne Leben und ohne privaten Inhalt.
Lebten sie beide hier? Immerhin war er hier ja aufgewacht und sie waren auch jetzt hier. "Wer wohnt hier?", wandte er sich mit der Frage wieder an das Mädchen und blickte sie an. Wenn sie hier wohnten, wieso gab es dann nichts, das den Eindruck machte als würde es ihm oder dem Mädchen gehören?
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