Re: Zwischen Tod und Leben
von Josy » Do 17. Aug 2023, 21:18
Ich blickte zur Seite zu dem Jungen, als er sich nun ebenfalls zu Wort meldete, und nickte langsam. "Das denke ich auch", sagte ich und sah zurück zu dem kleinen Geistwesen. Warum erzählte es uns dieses ganze Zeug überhaupt? War es wirklich so naiv?
Naja. Vielleicht wollte es auch einfach nur seine eigene Haut retten.
"Warum glaubst du, dass das so funktionieren kann? Warum sollte er für uns den anderen auffressen, oder was auch immer?", hakte ich trotzdem weiter nach.
Das Eulenkaninchen schien ein wenig verunsichert, ob das nun an unseren offensichtlichen Zweifeln lag, oder weil es sowieso schon recht beunruhigt gewirkt hatte bei der Vorstellung dieses Geisterfressers, wie auch immer.
"Ich habe Geschichten gehört, dass er Kleinere für Größere in Ruhe lässt", sagte es schließlich etwas kleinlaut.
"Ah ja? Lässt er mit sich reden?", bohrte ich nach, immer noch nicht überzeugt.
Das kleine Wesen schlackerte mit den Ohren. "Ich weiß es nicht."
Ein paar Momente lang blieb ich still und ließ mir das ganze durch den Kopf gehen. Für eine gute Idee hielt ich es immer noch nicht, aber egal, es konnte trotzdem nicht schaden zu wissen, wovor man sich in acht nehmen musste.
"Nun gut, danke für die Info, aber wir müssen jetzt weiter", sagte ich schließlich, sofern von dem Jungen nichts mehr kam, und warf ihm noch einen Blick zu. Ich wollte so schnell wie möglich zurück zu dem Haus. Dort war es sicherer als hier. Und ich musste mich ausruhen...
Das Eulenkaninchen schien immer noch ein wenig eingeschüchtert, oder vielleicht enttäuscht. Naja, was erwartete es auch, wenn es uns erzählte, dass da noch einer mehr war, der uns vielleicht fressen wollte. Aber es schien uns nicht daran hindern zu wollen, zu gehen. "Vergesst nicht, was ich gesagt habe", sagte es nur. "Und dass ich es war, der es euch gesagt hat."
Ich nickte wieder. "Ja, sicher." Ob das kleine Wesen wohl vorhatte, uns wieder über den Weg zu laufen? Naja, ich konnte nicht behaupten, mich darüber zu freuen, wenn es so wäre. Aber...
Ich war bereits dabei, mich abzuwenden, als ich es mir doch noch einmal anders überlegte. Ich wandte mich wieder dem Eulenkaninchen zu und sah es an. "Ach ja, da wir nun Verbündete sind... Falls du etwas hören solltest, falls einer der beiden in die Nähe kommen sollte, oder du sonst etwas hörst, dass jemand uns schaden will... lass es mich wissen, ja?" Ich ging in die Hocke und sah den kleinen Geist ein paar Augenblicke an.
Das Wesen hob den Kopf wieder ein wenig mehr und kam ein paar Schritte in meine Richtung gehoppelt. "Ja. Das mache ich", sagte es und wirkte dabei wieder etwas zufriedener. "Wenn ihr dafür sorgt, dass... er verschwindet."
Ich lächelte schief und streckte die Hand nach ihm aus. "Ich geb mir Mühe."
Das Eulenkaninchen streckte nun eines seiner langen Ohren in meine Richtung und berührte damit meine Finger. Ein kleines Leuchten, wie eine schimmernde Murmel, war an der Stelle zu sehen, an der wir uns berührten, dann zogen wir uns beide zurück und ich stand wieder auf. Diesmal wandte ich mich um, sah den Jungen an und nickte ihm zu, und würde mich dann auch mit ihm in Bewegung setzen, wenn er mitkam.
Das Eulenkaninchen blieb wo es war und sah uns nach.