[Jareth]

Fires und Jareths Blicke wanderten zurück zu Ninui, als diese von dem Hafen sprach. "Ich glaube nicht dass es eine gute Idee ist, dort hinzugehen", sprach Jareth leise, aber auch ein wenig langsam und nachdenklich. Sicher, die Möglichkeit, einen fahrbaren Untersatz dort zu finden, war sicher größer wenn sich alles und jeder auf den Weg dort hin gemacht hatte, aber der mögliche Pulk an Leuten dort gab Jareth zu denken. Er konnte nicht einschätzen, wie aggressiv die Menschen bei all dem Chaos geworden waren und deswegen wollte er nicht riskieren, das sie zwischen irgendwelche Fronten gerieten.
Außerdem lag der Hafen nicht unbedingt auf ihrer Route. In jedem Fall führte er sie nicht nach Norod.
"Wir sollten uns einfach auf den Weg zu Dave machen. Vielleicht finden wir zwischendurch eine Möglichkeit, schneller voran zu kommen..." Fire widersprach Jareth da nicht. Er schien auch keine bessere Idee zu haben.
Dafür richtete der Rotschopf sich an die Sylphe, indem er die Hand hob und in Richtung des Feuers deutete. "Es gibt ein paar Leute, die sich für die Rationsverteilung bereit gestellt haben. Sie sind dort beim Feuer, zusammen mit dem kläglichen Rest, den wir noch haben auftreiben können. Mehr als kleine Snacks sind es leider nicht."
"Wir können unterwegs ansonsten auch die Augen offen halten", meinte Jareth noch leise, um Ninui die Sorge zu nehmen, hungern zu müssen. Wenn sie Glück hatten, fanden sie in dem ein oder anderen Haus vielleicht noch einige Lebensmittel. Sofern entsprechendes Gebäude nicht einsturzgefährdet sein würde.

[Ninui]

Fragend erwiderte ich Jareths Blick, als er die Einwendung einbrachte, dass eine Fahrzeugsuche beim Hafen keine gute Idee sei. Trotzdem fragte ich nicht nach, denn er war der Fahrzeugexperte von uns und würde schon wissen warum.
Darum zuckte ich nur kurz mit den Schultern. Zurück zu diesem seltsamen Ufo und Dave klang erst einmal ganz gut. Vielleicht gab es auch noch ein bisschen mehr Proviant. „Okay, dann… müssen wir nur gucken, wie wir am Schnellsten zurück bis zur Stadtmauer kommen. Da ist er doch noch, oder?“ Nicht, dass Dave mittlerweile schon wieder mit diesem Flugding woanders hingeflogen war.
Mein Blick huschte kurz in Richtung der Feuertonnen, aber ich schüttelte schließlich den Kopf. „Wenn es nur noch so wenig Snacks gibt, dann muss das eben reichen was wir haben.“ Viel Essen benötigte ich ohnehin nicht, ein bisschen Sonnenschein war mir lieber. Vielleicht ließ sich ja wirklich zwischendurch etwas finden. In den nächsten Stunden würden wir schon nicht verhungern.
Ich klatschte kurz in die Hände und warf Jareth einen Blick zu. „Wollen wir los?“
Mir war es lieber, wenn wir so viel Strecke wie möglich im Hellen schafften, bevor mich die Müdigkeit und die Schlafstarre übermannte. Schlafend war ich für Jareth keine große Hilfe.

[Jareth]

„Ja, Dave müsste noch genau dort sein.“ Es war nicht abgesprochen das er eine andere Station anflog, außer natürlich es hatte einen Zwischenfall gegeben. Jareth hoffte einfach mal, das es in der Hinsicht glatt lief und sie keine böse Überrachung erleben würden wenn sie dort ankamen.
Ninui schien sich keine Kleinigkeit zu Essen mehr holen zu wollen, was Jareth nur mit einem leichten Nicken kommentierte. Sie würden sicher schon etwas auftreiben können und wenn nicht, würden sie bei Dave sicher noch fündig werden. Sie hatten ja zuvor zumindest ein wenig zwischen die Zähne bekommen und solange sie acht gaben, genügend zu trinken, würden sie schon nicht umkippen.
Auch Jareth wollte schnellstmöglich los, weswegen er sich an Fire wandte, der seinen Blick erwiderte. „Passt auf euch auf“, sagte der Rotschopf leise als die beiden die Hände hoben und sie dem anderen als Abschied auf die Schulter legten. Auch Ninui warf er noch einen kurzen Blick zu, nickte und lächelte ihr leicht zu. „Wird schon alles schief gehen.“
„Bestimmt. Das tut es doch immer.“ Auch Jareth lächelte leicht, warf der Sylphe anschließend einen Blick zu und wandte sich von dem Platz, auf dem das Feuer prasselte ab, um mit ihr zusammen in die zerstörten Reste Octron Citys einzutauchen.

[Ninui]

Ich hob die Hand zum Abschied und wartete darauf, dass Jareth die Richtung vorgab. Ich hatte schließlich gesagt, dass ich ihn begleiten würde. Außerdem wollte ich nicht zugeben, dass ich mich in der nun zerstörten Stadt kaum zurechtfand. Schon vorher musste ich mich an meinen Merkpunkten entlanghangeln, um nicht in Octron verloren zu gehen. Einige Ecken kannte ich gar nicht, wie diese Straße mit dem Altenheim. Jetzt, wo aber auch noch viele Häuser und Gebäude zerstört waren, fühlte ich mich wie in einer fremden Stadt.
Mittlerweile waren mehr Menschen auf den Straßen unterwegs, man hörte laute, aufgeregte Stimmen schon bevor man die Leute sah. Die Stimmung war angespannt. Man sah es den Bewohnern Octrons nicht nur an, sondern man konnte es auch schon aus den Stimmen hören. Langsam verstand ich, warum Jareth lieber mit einem Wagen zurück zur Grenze gefahren wäre. Nicht, weil sie schneller vorangekommen wären, denn das wäre vermutlich nicht der Fall gewesen. Hier und da lag Geröll auf der Straße, abgeknickte Laternenmasten oder sogar Bäume. Die Straßen waren in den wenigen Stunden nicht geräumt worden. Mein Blick huschte nachdenklich zu einem Haus, dessen Mauer eingefallen und Einblick ins Innere gab. Wenigstens lauerte kein dunkles Wesen in der Ecke.
Wir passierten eine Straße, an dem ein kleiner Kiosk, vor dem sich zwei junge Männer stritten und sich begannen gegenseitig zu schupsen. Das Glas des Kiosks war gesprungen, aber es sah nicht so aus, als hätten darin die schwarzen Wesen eine Plünderung vorgenommen.
„Glaubst du, jemand könnte auf die Idee kommen uns überfallen zu wollen?“ Ich wurde einen Schritt schneller um Jareths raschen Gang mithalten zu können, als einer der Männer interessiert auf meinen Rucksack starrte.

[Jareth]

Ninui war nicht die Einzige, die in der Stadt nicht mehr besonders viel wiedererkannte. Auch Jareth hatte Mühe, bekannte Orte wiederzufinden, doch das hier war ja glücklicherweise nicht ihr erster Marsch durch die lädierte Stadt und er konnte sich gut Wege merken, weswegen er sich an der Karte in seinem Kopf orientierte.
Da die Straßen teilweise verschüttet und von Geröll versperrt waren, würde der ohnehin etwas längere Weg in Richtung des Schiffs wohl noch etwas länger benötigen, auch wenn Jareth einen recht zügigen Schritt vor legte. Seine Augen glitten wachsam über die Umgebung, denn sie waren längst nicht mehr die Einzigen, die unterwegs waren. Es war zumindest wieder so etwas wie Leben in die Stadt zurück gekehrt...doch ansonsten sah alles noch immer wie nach einer Schlacht aus. Und ob es so gut war, dass nun wieder so etwas wie ein reges Treiben in der Stadt herrschte?
Sein Blick blieb nachdenklich auf die beiden sich streitenden jungen Männer hängen während Ninui eine berechtigte Frage stellte. "Um ehrlich zu sein kann ich es mir unter den aktuellen Umständen ganz gut vorstellen..." Leider keine Worte der Beruhigung, doch er wollte die Sylphe auch nicht in Sicherheit wiegen. Ein Fahrzeug hätte ihnen etwas mehr Schutz geboten auf dem Weg zurück zu Dave... Jetzt waren sie jeder sich nähernden Konfrontation mehr oder minder ausgeliefert. Jareth hoffte einfach, dass die Leute noch nicht so verzweifelt waren, sich gegenseitig komplett auszurauben oder ernsthaft zu verletzen.
Auch wenn er in der Vergangenheit schon anderes erlebt hatte...
"Was ist mit deiner Familie?", fragte er nach einem Moment leise und warf Ninui einen Blick zu. Bisher hatte es nicht so gewirkt als würde sie sich Sorgen um ihr Heimatdorf machen. "Willst du dort vorbei und nach dem rechten sehen?"

[Ninui]

„mmmhh..“ Jareths Zustimmung, dass ein Überfall nicht ganz Unwahrscheinlich sein könnte, klang in meinen Ohren nicht gerade beruhigend. Mein Blick blieb an den streitenden Männern hängen. Der Mann, der meinen Rucksack interessiert betrachtet hatte, hielt meinem Blick allerdings eisern stand.
Es war sein Kontrahent, der die vollständige Aufmerksamkeit wieder zurückverlangte, in dem er den Anderen grob vor die Brust schupste.
„sind ja tolle Aussichten. Entweder wird man von Plünderern geplündert oder von schwarzen Wesen gefressen. Mit etwas Pech auch beides,“ murmelte ich mit gesenkter Stimme. Die Waffe, mit der mich Jareth am Anfang des Tages ausgestattet hatte, drückte dabei wie eine mahnende Erinnerung bei jedem Schritt gegen meine Hüfte. Jareth hatte sie mir vermutlich nicht ganz ohne Grund gegeben, denn leichtfertig verteilte er diese Dinger nicht.
Auf Jareths Frage hin presste ich die Lippen aufeinander und kletterte Schweigend über ein paar Trümmerteile eines Hauses hinweg, die nutzlos auf der Straße herumlagen.
Ich senkte den Blick zu Boden und sog die Luft hörbar ein. „Ich weiß nicht was mit meiner Familie ist und ich würde gerne dort vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Aber..“ Ich ließ den Blick weiter gesenkt. Die Wahrheit schmeckte so entsetzlich bitter.. „aber ich befürchte, ich würde sie nicht mehr finden, Jareth.“ Flüchtig huschte mein Blick zu ihm, ehe ich ihn wieder fest auf den Boden richtete, als wäre es besonders wichtig ihn nicht aus den Augen zu lassen. Nicht, dass sich plötzlich ein tiefes Loch unter den Füßen auftat und man hineinstürzte.
„Ich weiß nicht mehr, ob ich es dir schon einmal erzählt habe..Und..das ist ja auch das verdammte Problem!“ Meine Lippen bebten vor leichten Zorn, der mich überkam. Ich atmete einmal durch, ehe ich mit nun leiserer Stimme erneut ansetzte.
„Der Weg zum Dorf ist nur auffindbar, wenn man weiß wo sich der Eingang befindet. Über das Sylphendorf, aus dem ich komme, liegt ein Zauber, der es nur möglich macht Wissenden das Dorf zu betreten. Aber ich weiß es nicht mehr, ich kann mich einfach nicht erinnern!“ Die Wut kehrte zurück, obwohl ich versucht hatte sie zu unterdrücken – erfolglos. Wut darüber, dass mein Gedächtnis mich einfach im Stich ließ..Wut darüber, dass man mich genau davor gewarnt hatte.

[Jareth]

(Huh...nee ich glaube nicht dass Ninui das Jareth mal erzählt hat, oder? ._.)

Ein schmales Lächeln zuckte über Jareths Gesicht, doch es hielt sich nicht lange, denn eigentlich war auch nicht lustig, was Ninui sagte. Stimmen tat es aber schon: Entweder sie mussten Gefahr laufen, von diesen seltsamen Kreaturen angefallen zu werden oder befürchten, bestohlen oder anderweitig angegriffen zu werden. Von verzweifelten Menschen, die nicht weniger gefährlich sein konnten...
"Wir müssen einfach vorsichtig sein, dann passiert schon nichts", fügte er nun noch hinzu, um seine Aussage von zuvor wenigstens ein wenig zu entschärfen. Solange sich niemand von hinten an sie anschleichen konnte, fühlte er sich bewaffnet relativ sicher. So sicher, wie man sich in dieser Umgebung eben fühlen konnte.
Da Jareth die Umgebung auch weiterhin aufmerksam beobachtete und das vielleicht jetzt, wo sie darüber gesprochen hatten, noch ein wenig mehr, bemerkte er nicht, das er bei der Sylphe offenbar einen wunden Punkt getroffen hatte. Erst, als diese den Mund öffnete und seine Frage beantwortete.
Der Weißhaarige verlangsamte unwillkürlich seine Schritte und richtete seine grünen Augen auf seine Begleitung während sich seine Stirn runzelte. Er...konnte sich nicht daran erinnern, das Ninui ihm das schon einmal gesagt hatte. Das...war natürlich ein ziemlich großes Problem für sie. Nicht nach Hause zu können...
"Das...wusste ich nicht", sagte er langsam und überflüssigerweise, denn Ninui hatte ja bereits ebenfalls festgestellt, dass sie ihm dies noch nicht erzählt hatte. Sein Blick glitt nachdenklich von der Sylphe in Richtung eines zertrümmerten Hochhauses.
"Na gut, dann...ist das eine weitere Sache, die wir in Angriff nehmen, sobald wir in Sicherheit sind und mehr über diese Wesen wissen." Er blickte zu ihr zurück und lächelte leicht. "Keine Sorge, ich bin mir sicher, dass wir dafür auch sicher eine Lösung finden." Er war eben ein Optimist und wollte daran glauben, dass Ninui eines Tages wieder zurück in ihr Heimatdorf fand.

[Ninui]

(nee, hat sie tatsächlich nicht die haben bis jetzt über ihre Heimat wenig gesprochen)

Mein Blick entgleiste mir in Richtung Fassungslosigkeit, als Jareth sich ein schmales Lächeln bei meinen Worten nicht verkneifen konnte. Was war denn daran zu witzig ausgeplündert und anschließend von Wesen gefressen zu werden?! Darin konnte ich nicht einmal Situationskomik verstehen. Aber vielleicht brauchte Jareth auch immer ein bisschen das Gefühl von Gefahr um Glücklich zu sein. Anders konnte ich mir sein Verhalten manchmal nicht erklären.
„Hoffe ich doch..“ murmelte ich leise auf seine beschwichtigenden Worte, wobei ich den Männern noch einmal einen skeptischen Blick zuwarf.
Ich merkte schließlich, wie er mich ansah, als ich mit bitteren Worten aussprechen musste, weshalb ich nicht nach meiner Familie sehen konnte. „Jetzt weißt du es.“ Stellte ich nüchtern fest. „Eigentlich hätte ich dir das auch gar nicht sagen dürfen, aber vielleicht ist das jetzt eh alles egal.“ Ich zuckte mit den Schultern. Wer wusste schon, ob der Zauber auch schwarze Wesen davon abhalten konnte einfach so aus dem Nichts aufzutauchen. Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, wie meine alte Heimat nun aussehen konnte.
„Ach und wie willst du das anstellen? Ich meine es wirklich ernst. Man muss wissen wo der Eingang zum Sylphendorf ist. Ansonsten kann man es nicht finden.“ Wiederholte ich erneut, wobei ich das Wort wissen äußerst langsam und betont aussprach.
„Ich kann mich an so viele Dinge daraus nicht mehr erinnern, weil es gefühlt eine Ewigkeit her ist, seitdem ich das letzte Mal dort war.“ Weil ich stattdessen hier gelebt und bei Jareth geblieben war.
Zerknirscht warf ich ihm einen Blick zu, als wäre es seine Schuld, dass ich das Dorf vergessen hatte. Dabei hätte er mich als Letztes aufgehalten, wenn ich den Wunsch gehabt hätte wieder zurückzukehren.
„Was ist jetzt eigentlich genau dein Plan?“ Versuchte ich von dem Thema wieder abzulenken. „Zunächst Dave mit diesem Flugschiff aufsuchen und danach irgendwie bis nach Norod kommen? Ohne ein Auto sind wir doch die ganze Nacht unterwegs.“

[Jareth]

(Eigentlich traurig oô xD)

Sofern Jareth den fassungslosen Blick der Sylphe bemerkte, reagierte er nicht weiter darauf. Sein Blick ruhte auch nicht während der gesamten Zeit auf Ninui, sondern wandte sich von ihr ab und glitter immer wieder über die Umgebung. Nun, wo sie das Thema kurz angesprochen hatten, wurde ihm umso mehr bewusst, wie gefährlich es aktuell hier sein konnte...
Sie entfernten sich langsam von den sich streitenden Männern und Jareths grüne Augen gingen zurück in Ninuis Gesicht. Er nickte leicht. Ja, jetzt wusste er es. Er hatte sich nie wirklich gefragt, warum Ninui nie von ihrer Heimat sprach oder nicht dorthin zurück ging, weil er einfach davon ausgegangen war, dass sie keine Lust hatte, nach Hause zurück zu kehren. Das sie es jedoch gar nicht konnte, darauf war er nicht gekommen...
"Ich werde es nicht weiter sagen." Das meinte er ernst, egal, ob es nun ohnehin überflüssig war oder nicht. Er wollte ja nicht, das Ninui Ärger von ihren Familienmitgliedern oder Angehörigen bekam. Die Sylphen schienen ein Zusammenleben scheinbar nicht zu wollen, weswegen er sich umso mehr fragte, was Ninui letztendlich dazu getrieben hatte, ihr Dorf zu verlassen. Vielleicht einfach die Neugier?
Er empfand die aktuelle Situation jedoch nicht als passend, das Gespräch in diese Richtung auszuweiten. Vielleicht hatte er ja später noch Zeit, ihr einige Fragen darüber zu stellen.
"Ich weiß es nicht, aber ich bin mir sicher, dass es irgendeine Möglichkeit gibt, dich wieder nach Hause zu bringen. Vielleicht sind auch andere Dorfbewohner irgendwo auf der Insel unterwegs...", überlegte er laut und wandte den Blick erneut von ihr ab, um den Blick wachsam umher schweifen lassen, den unfreundlichen Blick in seine Richtung dabei ignorierend. Er kannte sie ja mittlerweile lange genug, um ihre Gefühlslage nicht persönlich zu nehmen. Er wäre auch frustriert, würde er nicht nach Hause gehen können...
Das glaubte er zumindest. Er hatte keine feste Heimat, in die er zurück gehen könnte und wusste nicht, wie es sich anfühlte. Nicht so ganz; in Norod hatte er immerhin nun einige Zeit verbracht und er hatte sich dort wohl gefühlt. Es war schön gewesen, eine Zeit lang ein mehr oder weniger normales Leben zu führen.
"Genau. Wir gehen jetzt zurück zu Dave. Vielleicht kann er uns dort hin bringen...wenn nicht, haben wir im Schiff noch ein Transportmittel, das hoffentlich noch einsatzbereit ist." Die Wahrscheinlichkeit, dort einen fahrbaren Untersatz zu finden, war höher als hier irgendwo in der Stadt nach einem zu suchen. Außerdem musste sich Jareth bei den Fahrzeugen in ihrem Schiff keine Sorgen um fehlendes Benzin oder dergleichen machen. Ihre Technologie war da schon etwas weiter.
Es war jedenfalls eine schlechte Idee, den ganzen Weg bis nach Norod Village zu laufen. Vor allen Dingen wenn sie nicht wussten, wo diese Kreaturen hin verschwunden waren.

[Ninui]

(Jareth ist einfach zu Ich-Bezogen. Der interessiert sich halt nicht für Andere! )

Mir entfuhr ein leises Seufzen, als Jareth mir beteuerte niemanden etwas zu sagen. „Das glaube ich dir auch.“ Meine Worte klangen jetzt etwas beschwichtigter. Allerdings gab es auch nicht viel, was er überhaupt sagen konnte. Während wir stumm durch die Straßen gingen, immer wieder an den zerstörten Häuserfassaden entlang, versuchte ich mich dennoch zu erinnern. Es ärgerte mich, dass ich mich nicht daran erinnern konnte, wo sich der Eingang befand. Ich erinnerte mich vage an die Häuser, an die Meeresbucht und auch an die Bewohner. Bei manchen wusste ich noch den Namen, konnte mich aber nicht einmal mehr an ihre Gesichter erinnern. Nur ganz grobe Skizzen von ihnen waren in meiner Erinnerung zurückgeblieben.
„Lilian wüsste es vielleicht noch.“ Gab ich unvermittelt von mir. „Sie hatte mich einmal dort abgesetzt. Aber ich kann sie nicht mehr rufen.“ Sie hatte mir damals einmal erklärt, dass sie nicht immer hier war.
Als Jareth einwandte, dass vielleicht noch andere Sylphen auf der Insel unterwegs waren, schüttelte ich traurig, aber auch halb belustigt den Kopf. „Nein, ich denke nicht. Es gibt einen Grund, dass die Sylphen sich abgeschottet haben, weißt du? Und ich befürchte dieser Grund..“ Ich machte eine ausladende Handbewegung, die auf einem kaputten Wohnblock hängen blieb. „Hat sich hier jetzt auch ausgebreitet.“
Bei dem Gedanken daran, wie es sich angefühlt hatte von diesem Flugschiff eingesaugt zu werden, erschauderte ich kurz. Hoffentlich war das Ding noch auf dem Boden, damit man einfach wieder über die Luke hinein marschieren konnte.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie endlich wieder die Mauer erreicht hatten, über die sie in das Innere der Stadt gelangt waren. „Willst du hier wieder rüber, oder möchtest du den offiziellen Weg durch das Stadttor nehmen?“ Das Stadttor war noch ein ganzes Stück Fußmarsch entfernt, aber ich erinnerte mich auch dass das Geröll recht rutschig gewesen war.
Vom ganzen Gelaufe taten mir langsam die Füße weh, aber diesbezüglich hielt ich tapfer den Mund. Jareth hatte mich schließlich nicht gebeten mitzukommen – ganz im Gegenteil.

[Jareth]

(Ja...unglaublich, dieser Egoist!)

Als die Sylphe das nächste Mal die Stimme hob, klang sie nicht mehr so aufgebracht wie zuvor. Jareth nahm das alles so oder so nicht persönlich und er hatte echtes Verständnis für die Situation. Er nickte daher nur leicht und warf Ninui einen Blick zu. Es war gut, dass sie sich zumindest in der Hinsicht -das Jareth etwas über das Dorf verraten würde- keine Sorgen zu machen brauchte...er hoffte jedenfalls, das sie sich darüber keine weiteren Gedanken machte.
Allerdings schien es so, als beschäftigte sich die Sylphe noch immer gedanklich damit, während Jareth nun wieder dazu über ging, die Umgebung im Auge zu behalten. Sie äußerte jedenfalls einen Moment später die Vermutung, das Lilian ihr helfen konnte.
"Hm...vielleicht ändert sich noch etwas daran?", sagte und fragte Jareth halb, während seine grünen Augen auf einem zerstörten Mehrfamilienhaus ruhte. Er wusste nicht genau, wie sich Lilian rufen ließ, fragte jedoch auch nicht. Vielleicht konnte Jareth Ninui ja irgendwie helfen, wenn sie wieder in Sicherheit waren...
Sein Blick streifte Ninui als diese die ausladende Handbewegung machte. Er nickte leicht und runzelte die Stirn. "Ja, das ist schon ein guter Grund, lieber unter sich zu bleiben", sagte er leise, "aber...vielleicht hat es ja doch die ein oder andere Sylphe auf die Insel verschlagen...so wie dich?" Er ließ den Satz in einer Frage ausklingen, da ihn durchaus interessierte, wieso Ninui davon ausging, dass, außer ihr, keine andere Sylphe sich außerhalb des Dorfes aufhielt. War sie in dieser Hinsicht eine so große Ausnahme? Gut, wenn er darüber nachdachte, wie vielen Sylphen er bisher begegnet war, dann musste sich Jareth eingestehen, das Ninui die Einzige blieb...
Sie erreichten die lädierte Außenmauer der Stadt. Nun war es nicht mehr weit bis zu dem Flieger. Das hieß...
"Wir sollten versuchen, wieder über das Geröll zu klettern", schlug Jareth vor und besah sich den Schutthaufen vor ihm. Je schneller sie voran kamen umso besser war es...auch wenn der Weg über das Geröll nicht so toll gewesen war.

[Ninui]

Vielleicht änderte sich…was? Dass ich mich doch noch an den versteckten Eingang zum Sylphendorf erinnerte? Oder daran, dass Lilian sich wieder rufen ließ?! Ich war mir nicht ganz sicher, was von Beidem unwahrscheinlicher war. Mir entfuhr ein leises Seufzen, ehe ich den Kopf wieder in Richtung Jareth drehte. „Jareth, wir…Sylphen haben nicht so ein gutes Gedächtnis wie ein Mensch. Wir vergessen Dinge mit der Zeit und man hatte mich damals genau davor gewarnt, dass so etwas passieren könnte. Das ich mich nicht mehr erinnern werde, wo ich herkomme, weißt du?! Ich hatte damals Angst, dass ich das Dorf ganz vergessen würde, deswegen hatte Lilian mich dorthin gebracht. Aber ich wollte auch nicht lange dableiben, weil ich sonst irgendwann auch dich vergessen hätte.“
Mein Blick huschte noch einmal zu den zerstörten Gebäudekomplexen, als Jareth leise kommentierte, dass die Wesen ein guter Grund warum um unter sich zu bleiben.
„Es gibt einige wenige Sylphen, die es damals nach draußen verschlagen hatte, ja. Aber diejenigen, die nicht zurückgekommen sind, die werden das gleiche Problem haben wie ich. Sie kennen den Weg zurück nicht mehr, Jareth.“ Ich zuckte zerknirscht mit den Schultern. Und ich hatte in den letzten Jahren, seitdem ich nicht mehr zurückgekehrt war, sie alle nicht einmal vermisst. Mir war nicht einmal aufgefallen, wie schleichend meine Erinnerungen erloschen. Wie hatte noch einmal mein bester Freund geheißen? Ich wusste es nicht mehr. Nicht einmal der verdammte Anfangsbuchstabe wollte mir einfallen! Die Erinnerungen an die Bucht und das Dorf selbst waren verschwommen wie alte Fotos, die zu lange der Sonne ausgesetzt waren. Wie gern wäre ich zurück gegangen und hätte in diesem Augenblick diese zerstörte Stadt hinter mir gelassen, aber es ging nicht. Ich wusste nicht zurück.
Die Erkenntnis steckte wie ein großer Klos in meinem Hals und ließ sich nicht herunterschlucken. Was solls..Es brachte ja alles nichts, ich kam nicht mehr zurück. Man hatte mich gewarnt, ich hatte nicht gehört und jetzt gab es auch noch andere Probleme. Der Weg zurück über die Mauer war das Erste.
Etwas zögernd blickte ich auf den Haufen voller Gestein. „Also schön, dann hoffen wir einfach mal, dass wir es noch einmal heile rüber schaffen.“ Ich ließ Jareth den Vortritt, ehe ich langsam Stein für Stein hinter ihm her kletterte. Nicht nur einmal löste sich ein Stein unter unseren Schuhsohlen, aber wenigstens kam man vorwärts.

[Jareth]

Bevor Jareth sich daran machte, den Fuß auf die ersten Geröllbrocken zu stellen, blieb er noch einmal stehen und blickte Ninui an, diesmal mit seiner ungeteilten Aufmerksamkeit. Sylphen vergaßen mit der Zeit...
Wenn man genau hinsah, war da eine leichte Regung in seinem Blick als Ninui mit ihrer Erklärung über den natürlichen Gedächtnisverlust der Sylphen geendet hatte. Und sie aussprach, was er gerade noch vermutet hatte. Sie würde also auch ihn vergessen, wenn sie länger in ihrem Dorf blieb...das...hatte er nicht gewusst...
Das traf ihn auf eine Art und Weise, wie er es sich gerade gar nicht erklären konnte. Vielleicht, weil es sich ganz und gar nicht schön anfühlte, zu wissen, dass eine ihm ans Herz gewachsene Person ihn einfach so vergessen würde? Das Ninui alles, was sie bisher gemeinsam überstanden hatten, vergessen würde? Es...bedeutete ja doch auch, dass sie es irgendwann einmal tun würde, oder? Sie würden immerhin nicht für immer gemeinsam unterwegs sein, irgendwann würden ihre Wege sich trennen und während er sich weiter an sie erinnerte, würde sie ihn einfach...vergessen...
Jareth schluckte diesen imaginären Kloß, der sich plötzlich in seinem Hals bildete, herunter. Jetzt war nicht die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Außerdem...wenn Ninui gar nichts dagegen tun konnte, würde er der Letzte sein, der ihr deswegen ein schlechtes Gewissen machen wollte, indem er ihr sagte, dass es ihm weh tun würde und...das war einfach sein Problem. Es hatte ja auch immerhin etwas Gutes: sie würde nichts vermissen, wenn sie sich nicht daran erinnerte...
Allerdings wirkte Ninui gerade auch nicht besonders glücklich und Jareth war sich ziemlich sicher, dass es kein tolles Gefühl war, wenn man sich doch noch teilweise an etwas erinnerte, nur eben nicht mehr an Einzelheiten erinnern konnte. Er hatte selbst so einige Erinnerungen, die nur noch verschwommen waren und an die er sich nicht mehr sicher erinnern konnte...so ähnlich nur noch schlimmer musste sie sich fühlen...
Glücklicherweise war es die Sylphe, die nun dafür sorgte, dass sie weiter gingen, weswegen Jareth seine Gedanken zurück in die Gegenwart zwang. Sein Blick ruhte allerdings doch noch einen Moment länger auf seiner Begleiterin, weil er noch gerne etwas gesagt hätte. Irgendetwas, das ihr vielleicht einen Hoffnungsschimmer oder Trost spenden würde, doch um ehrlich zu sein wollte ihm gerade nichts einfallen, weswegen er den Mund, nachdem er ihn bereits leicht geöffnet hatte, unverrichteter Dinge wieder schloss, nickte und sich ebenfalls dem Schutthaufen vor ihnen zuwandte.
Ninui ließ ihm den Vortritt damit, einen Weg über das Geröll zu finden. Es war nicht einfacher als heute Morgen, als sie von der anderen Seite hier hinauf gestiefelt waren, doch es war machbar, wenn Jareth auch ab und an seine Hände mit benutzen musste und es auch eine Weile dauerte, bis sie schließlich oben waren.
Der Weißhaarige seufzte schließlich leicht als das glänzende Flugschiff hinter dem Geröllberg auftauchte. Hier war also alles in Ordnung.
Jareth wartete noch einen Moment und ließ den Blick über die Umgebung schweifen, um auch wirklich sicher zu gehen...dann machte er sich mit Ninui an den Abstieg...

---> Wiesenlandschaft

[Ninui]

Mit meinen Worten hatte ich Jareth wohl mundtot gemacht. Vielleicht verstand er jetzt, dass es nicht so einfach war in mein Dorf zurückzukehren. Und vielleicht verstand er auch das von mir Unausgeprochene. Ich vergaß nicht nur den Weg dort hin zurück, sondern ich vergaß sogar meine Heimat.
Ich war froh, als er endlich den Blick von mir abwandte und sich stumm daran machte auf dem Schutt nach oben zu klettern. Auch dieses Mal lösten sich ständig kleinere Steine und ich ging bereits in vorgebeugter Haltung, um schnell mit den Händen festen Halt suchen zu können, sobald es nötig wurde. Einmal rutschte ich ein Stück auf den Knien wieder hinab, ehe ich erneut Halt fand und wieder zu Jareth aufschloss. Ein wenig Steinstaub verfärbte an den Knien den Stoff meiner Jeans.
Sobald wir endlich den Schutthaufen zurückerklommen hatten, hielt Jareth kurz Inne. Ich konnte den erleichterten Seufzer von ihm hören und erkannte auch recht schnell weshalb. Das seltsame Flugschiff stand noch an Ort und Stelle, wo wir es heute Morgen zurückgelassen hatten. Außerdem sah es unbeschädigt aus, offensichtlich war es auch hier außerhalb der Mauer ruhig geblieben. „Sieht so aus, als hätten sie weiterhin auf uns gewartet.“ Von hier konnte man zwar nicht sehen, ob dieser Dave und noch ein paar andere Menschen noch im Inneren des Flugobjekts waren, aber warum sollte es sonst noch dastehen? Etwas ermutigter kletterte ich ihm nach und war erleichtert, sobald ich das Gras unter meinen Sohlen fühlte.
"Weißt du, woran mich das hier gerade ein wenig erinnert?" Mein Blick huschte kurz zu ihm, wobei sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen bildete. "Es erinnert mich etwas an die Zeit, wo wir campen waren. Mit dem Herumgeklettere und langen Laufwegen."

---> Wiesenlandschaft

(Als Reminder, Lilian hat Jareth damals die Erinnerungen komplett genommen )