Re: Das verlassene Dorf
von Dart » Mi 18. Sep 2019, 21:52
Es hatte ein paar Tage gedauert. Sich zurechtzufinden - und vor allem irgendein System hinter dem ganzen zu erkennen. Wenn man es als System bezeichnen wollte.
Das Dorf, in dem vor nicht allzu langer Zeit noch Menschen, und ein paar nicht ganz so menschliche Zweibeiner vielleicht, gelebt haben mussten, war kürzlich und offensichtlich überhastet verlassen worden. Zurückgelassen. Man hatte nicht alles noch ordentlich aufgeräumt und Strom, Heizung und Wasser abgestellt, dafür war dem Anschein nach keine Zeit gewesen. Was wiederum darauf hinwies, dass diese seltsamen Kreaturen, die bei Nacht hier und dort ohne große Vorwarnung einfach aus dem Nichts auftauchten, noch kein etabliertes Phänomen waren. D
Denn dann hätten sich die dummen, lästigen Menschen, diese Krone der Schöpfung, längst irgendeinen Plan ausgedacht, wie sie trotzdem hier weitermachen konnten.
Es war nicht das erste Mal, dass der augenscheinlich junge Mann mit den roten Haaren und den roten Augen das Dorf betrat. Beim ersten Mal hatte er sich bei Tageslicht umgesehen und festgestellt, dass es zwar ein paar Tierchen aufzuschrecken waren, dass aber eben keine Nahrungsquelle zurückgeblieben war. Mal abgesehen von Lebensmitteln. Aber davon war ja nicht die Rede.
Beim zweiten Mal hatte er sich ein wenig mit den Inneneinrichtungen von ein paar der Häuser vertraut gemacht und nach nützlichen Gegenständen gesucht. Gefunden hatte er nichts, oder wenigstens hatte er bisher noch nichts mitgenommen, weil er es außerhalb der Ortschaft auch einfach nicht brauchte. Oder allgemein. Die Viecher ließen sich mit den beiden Waffen, die er bei sich trug, gut erledigen. Oder er ging ihnen einfach aus dem Weg, wenn sie zu groß oder zu lästig waren. Er fror nicht und er schlief nicht, also trug er auch keine Decken oder einen Mantel - und auch keine Schuhe, obwohl er kurz überlegt hatte, als es einmal ziemlich geregnet hatte und der Boden aufgeweicht war.
Der Ort eignete sich abgesehen davon aber auch ganz gut, um es zwischendurch etwas gemütlicher zu haben oder die Haut doch mal zu waschen.
An diesem Abend, oder vielleicht bezeichnete man die Tageszeit auch schon als Nacht, gab es einen neuen Grund, weshalb er aufgetaucht war. Und das war der Geruch. Er hatte ihn angelockt. Der Durst war nicht sehr stark, denn nachdem er das Dorf verlassen vorgefunden hatte, hatte er wohl oder übel mit ein paar Tieren vorlieb nehmen müssen. Doch Tierblut beseitigte den Durst nie ganz.
Und das, wonach es hier nun roch... Das war kein Tier. Zumindest nicht ganz. Es roch menschlich genug. Irgendein lebendiges Wesen, das sich - vielleicht genau wie er - hierher verirrt hatte.
Aber vermutlich wollte erst das schwarze Ding beseitigt werden, das sich an demselben Haus herumtrieb, das auch sein Interesse geweckt hatte. Vielleicht überlegte es gerade, ob es einen anderen Weg hinein gab als die Haustür oder die Wand einfach zu zerstören...?
Der Rothaarige hob einen kleinen Stein auf, der am Bordstein lag und vielleicht sogar aus dem Pflaster gebrochen war, und wog ihn kurz in der linken Hand. Das Ding hatte ihn scheinbar noch nicht bemerkt, und sich einfach anzuschleichen und es von hinten anzugreifen, war doch ein wenig gemein, nicht wahr?
Die Finger schlossen sich einen Wimpernschlag lang um den Stein, und ein weiteres Blinzeln später hatte er bereits ausgeholt und ihn der Kreatur mit ziemlicher Wucht gegen die Schulter geschleudert. Sie erinnerte ein wenig an einen viel zu groß geratenen gedrungenen Hund. Und klang auch ein wenig so, als sie herumfuhr und laut knurrte.
Ein leichtes Grinsen zauberte sich auf das Gesicht des Mannes, nicht breit genug, um die spitzen Zähne zu zeigen. "Aber hallo, meine Schönheit", sagte er leise.
Vielleicht war erwähnenswert, dass er eine lange schwarze Klinge in der rechten Hand hielt, die noch nur ruhig an seiner Seite ruhte, als das Ding sich duckte und dann auf ihn lossprang...
trägt derzeit ein fast weißes, ärmelloses Oberteil, das seine Schultern vollständig bedeckt, und eine schwarze Hakama. ist barfuß unterwegs. ein Silberdolch wird an der linken Seite getragen