Re: Das verlassene Dorf
von Dart » So 22. Sep 2019, 13:45
Jetzt, wo sie es sagte... Da sie einen Bademantel trug und sich jetzt halbwegs zugedeckt hatte, war es mir nicht so aufgefallen, aber ein aufmerksamer Blick in ihr Gesicht verriet, dass sie nicht nur wegen ihrer Erkältung nicht gut bei Kräften war. Ihr Gesicht war jedenfalls ziemlich schmal und vielleicht auch ein wenig abgezehrt; gut ernährt war sie nicht. Und das wunderte mich nun auch ebenfalls. Sie befand sich immerhin in einem Dorf, das bis vor einigen Wochen noch bewohnt gewesen war, also musste es hier noch Nahrungsmittel geben. Frische nicht mehr, die hatten sicher längst das Laufen gelernt, aber Menschen hatten doch auch immer lang haltbare Vorräte oder Zeug, das gefühlt erst durch's Kochen verderblich wurde. Zum Beispiel Nudeln oder Reis.
Und das wiederum deutete auch darauf hin, dass Farûna ihre Zeit normalerweise nicht unter Leuten oder vielmehr in Ortschaften verbrachte. Ich konnte sie später danach fragen - mir gefiel nur die Vorstellung nicht, ihr irgendwas zu kochen. Erstens konnte ich das nicht besonders gut und zweitens... Also nein. Und drittens müsste man das auch noch überm offenen Feuer, wenn der Strom hier nicht funktionierte.
Aber ich konnte mich ja trotzdem mal nach etwas umsehen. Vielleicht fand ich auch etwas, das sie einfach kalt aus der Dose essen konnte. Ich stellte mir das nicht besonders lecker vor, aber es wäre für mich auch nicht besser, wenn es warm wäre.
"Okay. Ich werd mal sehen, was ich finde."
Also ließ ich sie erneut allein und verließ das Haus wieder. Ich kümmerte mich zuerst darum, Wasser zu beschaffen und hatte schon eine große Plastikschüssel damit in dem Häuschen gefüllt, in dem ich mich vor ein paar Tagen gewaschen hatte, als mir einfiel, dass vielleicht auch noch irgendwo Getränkekisten rumstanden und sich vielleicht auch noch Wasserflaschen in dem kleinen Geschäft befinden könnten, das es hier ein, zwei Straßen weiter gab. Konnte ich vielleicht beim nächsten Mal nachsehen, wenn es ein nächstes Mal gab, denn der Geruch der ganzen vergammelten Lebensmittel dort und das Ungeziefer hatten mich bisher davon abgehalten, den Laden zu betreten. Außerdem sah es von außen drinnen etwas chaotisch aus.
Ich ließ die Schüssel stehen und sah mich nach etwas Essbarem um - der Kühlschrank blieb aus gewissen Gründen geschlossen. Ich fand einige Dosen im Keller; weiße und rote Bohnen, Mais, Sauerkraut und tatsächlich auch Fertiggerichte. Einen Eintopf zum Beispiel, einen Gulaschtopf und Gemüsesuppe. Da waren auch noch zwei flache Konserven mit Hering in Tomatensoße, und da es zu viel war, um es im Arm zu tragen und die Schüssel mitzunehmen, tat die Ausbeute in eine Tasche, die an der Tür an einem Haken hing.
In diesem Haus hatte ich keine vielversprechenden Medikamente entdeckt, weshalb ich das ganze Zeug vor der Tür ablud und mich dann noch kurz woanders umsah. Vorsorglich hielt ich auch dort Ausschau nach weiteren Lebensmitteln und klemmte mir noch ein paar Dosen unter den Arm, nachdem ich diesmal auch Tabletten zum Schleimlösen und ein allgemeines Medikament gegen Erkältungssymptome gefunden hatte. Ob alles noch haltbar war, keine Ahnung, ich kannte das Datum nicht, aber es sah nicht so abgelaufen aus wie das Fiebermittel.
Ich bewegte mich vorsichtig und leise durch den kleinen Ort und ließ das Schwert auch nur zögernd verschwinden, als ich zu der Wasserschüssel und der Tasche voll Lebensmittel zurückgekehrt war. Aber anders konnte ich nicht alles tragen, erst recht das Wasser nicht. Ich schulterte die Tasche, nachdem ich das übrige gefundene Zeug reingetan hatte, hob die Schüssel auf und machte mich auf den Weg zurück zu Farûna.
Es war zwar nicht gerade eine tolle Beschäftigung, mich um sie zu kümmern, und mir lag auch nicht allzu viel daran. Aber wenigstens gab es mir überhaupt etwas zu tun, das mich von dem ablenkte, was sie mir erzählt hatte. Gut, natürlich dachte ich nebenbei immer noch daran, aber nicht so sehr wie wenn ich nur rumgesessen hätte.
"Ich hab ein bisschen was gefunden. Keine Ahnung, ob das schmeckt, aber besser als nichts", sagte ich ohne Einleitung, als ich das Schlafzimmer wieder betrat und die Schüssel fürs Erste auf dem Schreibtisch abstellte. Musste gleich mal sehen, wie sich das Wasser am besten umfüllen ließ, aber in der Küche gab es sicher genug Geschirr, Gläser und vielleicht einen Krug oder so etwas. "Hast du hier schon alles aufgegessen, was noch essbar ist?" Hier hatte ich mich nach noch haltbaren Lebensmitteln noch nicht umgesehen, aber ich wusste ja auch nicht, dass Farûnas Problem schon beim Dosenöffnen anfing. Ich kramte die Medikamente aus der Tasche und trug auch die zum Bett, lud sie ab, und nachdem ich die Antwort abgewartet hatte, verschwand ich noch einmal in der Küche, um ein Glas und eine Kanne zu holen - oder gegebenenfalls festzustellen, ob ich das mit dem Wasser lieber in der Spüle oder im Badezimmer machte.
trägt derzeit ein fast weißes, ärmelloses Oberteil, das seine Schultern vollständig bedeckt, und eine schwarze Hakama. ist barfuß unterwegs. ein Silberdolch wird an der linken Seite getragen