Wald ohne Ende




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Ein weitläufiger Wald, in dem nicht nur gewöhnliche Tiere, sondern auch allerhand Wundersames zu finden ist. Die Bäume stehen oft sehr dicht und man kann sich leicht verlaufen, denn es gibt keinen einzigen Weg, der ganz durch dieses grüne Labyrinth führt. Zum Tal hin wird der Wald immer dschungelähnlicher.

Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Cerielle » So 7. Jun 2020, 20:44

Natürlich bekam ich mit, dass Yulivee nach einer Weile anfing die unangenehme Stille zu brechen und mit Caelan zu reden. Und ich musste zugeben, dass sie das ziemlich gut machte. Sie gab sich jedenfalls alle Mühe, damit er sich besser fühlte, das merkte sogar ich. Ab und an warf ich einen Blick nach vorne zu den beiden, machte aber nicht auf mich aufmerksam und sah schnell wieder weg, wann immer ich merkte dass Caelan dabei war den Kopf zu drehen. Er sah jedenfalls bald nicht mehr so niedergeschlagen aus. Und ich wusste nicht recht, wie ich mich dabei fühlen sollte. Einerseits war ich froh darum, dass er nicht mehr so trüb dahertrottete... Andererseits fühlte ich mich mehr abgeschnitten denn je. Mehr wie eine Last und jemand der ohnehin nichts Gutes beizutagen hatte - und das stimmte ja auch.
Es war schon verrückt. Ich hatte schon immer viel Wut in mir gehabt, seitdem ich zu Alastair gekommen war. Aber erst jetzt merkte ich wirklich die Abgründe, die sich in mir auftaten. Das alles hatte angefangen seit... seit wir da an den Klippen gewesen waren...
Als der Tag voranschritt, wurden die Schmerzen wieder stärker, aber ich biss die Zähne zusammen und sagte nichts. Es war sowieso kaum noch was von dem Schmerzmittel da. Umso erleichterter war ich, als Yulivee verkündete, dass wir fast da waren. Das sagte sie zwar ständig, aber langsam mussten wir doch wirklich mal ankommen...
Ich warf wieder einen Blick nach vorne, als Caelan von Eierkuchen sprach. Eierkuchen... Ich konnte mich nicht erinnern, dass er sowas mal für mich gemacht hatte. Aber er hatte bis kurz vor unserer Flucht ja nichtmal gewusst dass ich existierte... Wäre vielleicht besser gewesen, es wäre so geblieben...
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von Anzeige » So 7. Jun 2020, 20:44

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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Yulivee » So 7. Jun 2020, 20:52

Erleichtert stellte ich fest, dass meine Bemühungen mit der Zeit tatsächlich halfen und Caelan bald wieder lächelte und schon viel besser aussah. Ich gab mir auch Mühe, ihm zu den Pflanzen und den anderen Dingen das zu beantworten was ich wusste, wenn er mich was fragte. Klar, manchmal waren seine Fragen irgendwie komisch, und ich verstand das auch nicht alles. Aber ich verstand eben viele Dinge nicht, das hatte ich immer gemerkt, wenn ich in der Stadt oder so unterwegs war, und Caelan hatte ja auch bei den Menschen gelebt, also war das bestimmt deshalb, dass wir so anders waren. Aber das machte ja nichts. Es machte eher ziemlich Spaß mit Caelan.
Zwischendurch, wenn es still wurde, lauschte ich auch immer wieder, denn ich musste ja aufpassen, dass nichts Gefährliches in der Nähe war, auch wenn Roku natürlich auch noch da war und aufpasste. Aber ich führte ja, also musste ich wachsam bleiben, und das war ich auch. Vor allem jetzt wo wir näher zum Waldrand kamen und hier auch andere Leute unterwegs sein könnten. Auch wenn das nicht mehr so oft vorkam, seitdem diese Monster da waren.
Meine Ohren spitzten sich zu Caelan bei seiner Frage. "Was ist denn Eierkuchen?", fragte ich. Schien was zu essen zu sein, jedenfalls hatte es was mit Eiern zu tun. Ich hatte zwar viele leckere Sachen probiert, als ich damals mit Mo in der Stadt gewesen war, aber das war so lange her und das meiste wusste ich nicht mehr.
Bild Yuli mit ihrem Begleiter Roku
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Bild Yulivee besitzt schwarze Wolfsohren und einen Wolfsschwanz, sowie leicht spitze Zähne. Ihre Sinne sind schärfer als die eines Menschen.
. . Bild Sie kann sich in einen schwarz-weißen Wolf verwandeln, was bei Vollmond allerdings unfreiwillig geschieht.
Bild Mit ihrem Geist kann sie Lebewesen in ihrer Umgebung erspüren, wenn sie sich darauf konzentriert.
. . Bild Der Wald ist ihr Zuhause, trotz der Monster darin. Yuli kämpft mit Pfeil und Bogen, Dolchen, Klauen und Zähnen; sie kann sich verteidigen und jagen.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Caelan » Mo 8. Jun 2020, 21:00

„Du kennst… keine Eierkuchen?“ Ich war baff. „Also das ist… ähm…“ Und im Erklären war ich auch nicht besonders gut. „Lecker“, war das Erste, das mir nach kurzem Überlegen einfiel. „Also man nimmt Eier und Milch und Mehl und…“, ich zählte alles auf, was mir so schnell einfiel. „Die kann man dann mit Erdbeeren essen. Oder Äpfeln.“ Ob sie sich jetzt besser etwas darunter vorstellen konnte oder nicht, vermochte ich nicht zu sagen. „Aber ich kann uns welche machen! Dann kannst du kosten!“ Das war wenigstens etwas, mit dem ich mich auskannte. „Zur Feier des Tages, dass wir endlich wieder in Sicherheit sind!“ Ich konnte es kaum erwarten. Und während ich noch vergnügt vor mich hin grinsend vorwärts stapfte und die Sonne langsam tiefer sank, lichten sich die Bäume. Ich konnte es kaum erwarten. Endlich glaubte ich, so etwas wie Dächer in weiter Ferne aufblitzen zu sehen. „Ist das…?“ Ich selbst war ja noch nie im Dorf gewesen. Aber meine Stimme überschlug sich trotzdem fast vor Aufregung.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Cerielle » Di 9. Jun 2020, 11:43

Eher nur mit halbem Ohr hörte ich Caelans begeisterter Stimme zu, mit der er Yulivee versuchte zu erklären was Eierkuchen waren. Eigentlich wollte ich gar nicht mal zuhören, aber es war ja nicht zu überhören, so wie er sich aufführte... War also sicher auch besser, ich machte nicht auf mich aufmerksam. Auch mein Blick war wieder abgeschwiffen und hatte sich etwas gesenkt, denn ich wollte den beiden nicht zusehen.
Erst nach einer Weile, als sich plötzlich etwas in Caelans Stimmlage änderte, hob ich den Blick wieder. Und dann sah ich es auch. Der Wald lichtete sich da vorne, und es waren die ersten Gebilde zu sehen, die sicher nicht natürlichen Ursprungs waren. Erleichterung machte sich in mir breit, ein riesiger Stein der mir vom Herzen fiel. Und die Sonne stand noch weit genug über dem Horizont.
Wir hatten es geschafft... Endlich.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Yulivee » Di 9. Jun 2020, 11:54

Ich schüttelte den Kopf und sah Caelan mit gespitzten Ohren an, während er nach kurzem Überlegen versuchte mir zu erklären was das war. Was zu essen, das hatte ich ja gewusst! Mit der Beschreibung konnte ich zwar nicht allzu viel anfangen, aber 'lecker' klang schonmal gut, und mein Lächeln wurde auch sofort breiter, als Caelan verkündete dass er das für uns machen konnte. "Au ja! Das klingt gut", stimmte ich auch gleich zu. Ich probierte ja eigentlich gern Sachen aus, vor allem etwas Neues zu essen, denn da gab es wirklich eine ganze Menge die ich nicht kannte.
Ich drehte den Kopf und spitzte die Ohren, als Caelan eine halbe Frage stellte, und sah nach vorne in die Richtung in die sein Blick ging. "Oh ja! Wir sind da", verkündete ich und mein Gesicht hellte sich auf, wobei ich auch einen Blick zurück zu Roku und Cerielle warf. Ein Stückchen mussten wir noch gehen, aber das war ja schnell bewältigt, und bald kamen wir dem Dorf näher und man konnte die ersten Häuser zwischen den Bäumen hindurch erkennen. Ich blieb wachsam, denn in der Nähe des Dorfes war ich immer vorsichtig, auch wenn ich wusste, dass es eher verlassen war. Tatsächlich lag es ruhig da und auch Roku schien nicht beunruhigt. Auf den ersten Blick schien auch alles normal zu sein. Die meisten Häuser jedenfalls waren auch noch intakt, aber bei manchen waren Teile zerstört worden. Und wenn man genauer hinsah, konnte man auch sehen, wie verlassen alles aussah. Keine Menschen. Keine fahrenden Autos. Hier und da zerschlagene Fenster oder achtlos offen gelassene Türen.
Ich blieb zwischen den ersten beiden Häusern stehen und ließ den Blick über die schmale Straße schweifen, um zu warten bis die anderen aufgeschlossen hatten. "Wo müssen wir hin?", fragte ich dann. Ich wusste ja nicht wo sie wohnten.
Bild Yuli mit ihrem Begleiter Roku
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Bild Yulivee besitzt schwarze Wolfsohren und einen Wolfsschwanz, sowie leicht spitze Zähne. Ihre Sinne sind schärfer als die eines Menschen.
. . Bild Sie kann sich in einen schwarz-weißen Wolf verwandeln, was bei Vollmond allerdings unfreiwillig geschieht.
Bild Mit ihrem Geist kann sie Lebewesen in ihrer Umgebung erspüren, wenn sie sich darauf konzentriert.
. . Bild Der Wald ist ihr Zuhause, trotz der Monster darin. Yuli kämpft mit Pfeil und Bogen, Dolchen, Klauen und Zähnen; sie kann sich verteidigen und jagen.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Caelan » Di 9. Jun 2020, 20:25

Yulivee freute sich tatsächlich über das angebotene Abendessen! Ich war so glücklich, dass ich mich beinahe umgedreht und Cerielle vor lauter Überschwang gefragt hätte, was sie auf die Eierkuchen drauf haben wollte. Doch dann fiel mir schlagartig wieder ein, dass alles, was ich sagte falsch war und ich hielt vorsichtshalber den Mund. Auch wenn ich doch sehr gerne gewusst hätte, ob sie sich auch freute. Aber noch weniger wollte ich, dass sie wieder sauer war. Ob Yulivee mir erklären konnte, was ich immerzu falsch machte? Dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, danach zu fragen, begriff selbst ich. Und so beschränkte ich mich aufs Schweigen und kurze Zeit später darauf mit großen Augen das Dorf zu betrachten. Mein Blick schwenkte von links nach rechts. So viele Häuser! Ich war so überwältigt, dass mir überhaupt nicht auffiel, dass alles verlassen war. Wie auch? Ich wusste nicht, wie es hier normalerweise war. Was mir jedoch auffiel, waren die zerborstenen Scheiben und ein halb eingefallenes Dach. Ich legte den Kopf schief. War es dann im Inneren nicht kalt und bei Regen nass? Das war doch das Gute an Fensterscheiben, oder? Dass das Wetter nicht im Haus zu spüren war. Doch warum machte sich dann niemand die Mühe, es zu reparieren? "Ich dachte immer, die Leute mögen es nicht, wenn es drinnen kalt wird?", sprach ich meine Gedanken laut aus. Dass irgendetwas nicht ganz stimmte, kam mir nicht als erstes in den Sinn. Die Führung zu Alastairs Haus musste ich eh Cerielle überlassen, da ich hier noch nie gewesen war. Also hatte ich umso mehr Gelegenheit die Umgebung zu betrachten. Steine lagen um ein halb eingestürztes Haus herum und waren auch auf den befestigten Weg gerollt, so dass ich einen Bogen um diese machen musste.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Cerielle » Di 9. Jun 2020, 20:37

Auch ich bemerkte nicht sofort, dass etwas nicht stimmte. Dazu war ich einfach viel zu froh, dass wir endlich da waren, so sehr dass ich nichtmal daran dachte, wie auffällig Yulivee und Roku mitten im Dorf sein würden.
Das fiel mir erst auf, als wir auf die Straße hinaus traten und Yulivee nach dem Weg fragte. Ich ließ den Blick umherschweifen, und je länger ich mich umsah, umso unruhiger wurde ich. Es war zu still... und plötzlich sah ich ein zersprungenes Fenster mit einer zertrümmerten Fensterbank darunter. Mir wurde eiskalt.
"Da lang", sagte ich mit monotoner Stimme und deutete in eine Nebenstraße, die uns am Dorfrand entlang in Richtung von Alastairs Haus führen würde. Wenn Roku mich nicht getragen hätte, wären mir jetzt die Knie weich geworden und ich hätte wahrscheinlich gar nicht mehr laufen können. Außerdem war ich noch viel zu erschrocken. Aber meine grauenhafte Vermutung festigte sich bald, als unsere kleine Gruppe sich wieder in Bewegung setzte und weiter ins Dorf hinein ging. Keine Menschenseele irgendwo... Und da hinten, war das nicht die kleine Bäckerei? Die Frontscheide war zertrümmert und lag in Scherben herum. Bei dem Haus daneben war ein Loch im Dach.
"Ich glaub nicht dass hier noch Leute sind denen kalt werden kann...", sagte ich immer noch tonlos auf Caelans Worte hin und dachte gar nicht darüber nach, was er sich dachte - oder eben nicht dachte. Ich war viel zu eingenommen von dem was ich sah. Mein schreckgeweiteter Blick richtete sich auf Yulivee. "Was ist hier passiert? Waren das die Monster?"
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Yulivee » Di 9. Jun 2020, 20:48

Auf Cerielles Geheiß hin folgten wir ihrer Wegweisung durch das Dorf. Obwohl es leer schien, blieb ich trotzdem aufmerksam, denn es konnte immer sein, dass wir nicht die einzigen waren, die hier Zuflucht suchten. Es war hier immerhin sicherer als so manch andere Orte in der Wildnis.
Dabei beobachtete ich aber auch die Reaktionen der beiden anderen, die sehr unterschiedlich ausfiel. Caelan schien eher erstaunt und Cerielle eher erschrocken. Sie hatten wohl wirklich keine Ahnung gehabt wie es hier aussah. Und aus welchem Grund auch immer vielleicht gedacht, die Ungeheuer kämen nicht hierher. Naja...
Ich schwieg so lange, bis Cerielle sich direkt an mich wandte, dann zuckten meine Ohren kurz und ich nickte schließlich. "Die Menschen sind alle weg. Glaub ich jedenfalls, ich hab keine mehr gesehen. Sieht aus als wären die meisten geflohen." Auch meine Stimme hatte einen ernsteren Tonfall angenommen. Ich war tatsächlich manchmal hier gewesen, denn man fand schon ein paar nützliche Dinge. Aber Leichen hatte ich keine gefunden... und tatsächlich auch nicht viel Blut, was hieß dass diese Ungeheuer zwar einige umgebracht und mitgenommen hatten, aber eben nicht alle. Die meisten Häuser standen auch noch und waren einfach verlassen. Die Menschen hatten sicher gemerkt, dass sie hier nicht sicher waren. Wo sie hingegangen waren, keine Ahnung.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Caelan » Do 11. Jun 2020, 19:40

"Weg? Geflohen?", wiederholte ich die Worte, die durch meinen Kopf echoten und doch irgendwie noch nicht zu mir durchdringen wollten. Zu schrecklich war die Vorstellung, auch wenn es sich nicht mehr wirklich leugnen ließ. "Wegen den Monstern?" Ich war eindeutig blass geworden. "Dann...dann sind sie gar nicht nur im Wald?" Mein Blick glitt Hilfe suchend und beinahe flehend zwischen Cerielle und Yulivee hin und her. Irgendjemand musste mir doch widersprechen und mich und meine Frage für dumm erklären. "Aber...aber das kann doch gar nicht sein...Ich...ich war doch nachts mal im Garten. Da waren keine Ungeheuer. Und unser Haus war auch immer ganz!" Und wenn ich sie vielleicht genauso wenig hatte sehen können wie Cerielle noch vor kurzer Zeit... ein kaputtes Dach hätte ich bemerkt! "Wo...wo sollen die denn plötzlich hergekommen sein?" Meiner Stimme war anzuhören, dass ich nur zu gern nach jedem noch so kleinen Strohhalm griff, wenn er denn nur bedeutete, dass wir endlich wieder in Sicherheit waren.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Cerielle » Do 11. Jun 2020, 19:50

Auch wenn ich es schon befürchtet hatte, war es trotzdem schrecklich, Yulivees Bestätigung zu sehen. Wie hatte ich auch denken können, hier wären wir sicher? Es war eine sinnlose Hoffnung, an die ich mich geklammert hatte... und Caelan auch, wie es schien. Wo mir die Sprache für ein paar Momente wegblieb, schien er nur umso mehr zu reden, aber im Moment war mir das egal. Ich warf ihm einen beunruhigten Blick zu und sah dann zu Yulivee, der die Sache zwar nicht zu gefallen schien, die aber nicht überrascht aussah. Sie hatte es gewusst...
"Das heißt, hier ist es auch nicht sicher?", fragte ich fast schon ein wenig verzweifelt. Was sollten wir denn dann tun? Wo konnten wir hin? Plötzlich war alles was an dem Haus verlockend erschienen war wie weggeblasen. "Was machen wir denn jetzt?"
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Yulivee » Do 11. Jun 2020, 20:03

Mit immer noch leicht zuckenden Ohren sah ich zwischen Cerielle und Caelan hin und her. Warum sie gedacht hatten, dass die Monster nicht hierher kamen, wusste ich nicht.
"Sie sind überall", antwortete ich leise. "Sie mögen kein Wasser und gehen nicht in den Sumpf, wo es nass ist, oder kommen nicht bei Regen raus, aber sonst sind sie überall." Jedenfalls hatte ich noch keine Gegend gefunden, wo sie nicht waren. Ich hatte mich aber auch nicht groß vom Wald entfernt, schließlich kannte ich mich da am besten aus. Und zwischen den dicht stehenden Bäumen gab es auch nur kleine von diesen Monstern. Die großen waren da, wo es Platz gab... Das schienen die beiden aber alles nicht zu wissen.
"Es fing einfach plötzlich irgendwann an", antwortete ich, als Caelan fragte wo sie alle herkamen, und zuckte ratlos mit den Schultern. "Diese leuchtenden Risse, wo die rauskommen. Keine Ahnung warum die jetzt da sind. Aber es hört irgendwie nicht mehr auf. Sie kommen jede Nacht." Wieder schweifte mein Blick zwischen den beiden hin und her, und auch Roku sah ich einmal an. Wir waren stehen geblieben, ich wusste sowieso nicht wohin sie wollten, und das hier war besser im Stehen zu besprechen. Ich seufzte leise.
"Wir müssen einen sicheren Ort finden. Am besten ist tief in einer Höhle, wo sie nicht reinkommen, oder hoch auf einem Baum, oder irgendwo im Wasser, aber das ist zu kalt für die ganze Nacht. Ich glaub nicht dass wir in so einem Haus sicher sind", sagte ich und deutete auf das mit dem halb eingestürzten Dach. Naja, genau genommen waren wir wohl nirgends so wirklich sicher, oder zumindest gab es nicht viele Orte wo wir das waren. Die kleinen kamen in so ein Haus vielleicht nicht rein, aber die großen schon.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Caelan » Do 11. Jun 2020, 20:33

Schweigend hörte ich zu und meine Augen wurden mit jedem gehörten Wort größer. "Aber was sollen wir denn dann machen?", fragte ich zeitgleich mit Cerielle. Ich war felsenfest davon ausgegangen, dass hier alles wieder so wie immer sein würde. Ohne Alastair eben, aber sonst wie immer. Das hier allerdings riss mir den Boden unter den Füßen weg. Auf die Idee Yulivee in irgendeiner Art Vorwürfe zu machen, dass sie nichts gesagt hatte, kam ich indes nicht. "Jede Nacht...", murmelte ich vor mich hin. Das war...oft. Und so eine Nacht konnte verdammt lang werden. "Und...und wenn wir zum Meer gehen? Wenn sie kein Wasser mögen, vielleicht mögen sie dann auch nicht in die Nähe?" Tatsächlich waren die Monster ja an den Klippen geblieben. "U-und wenn doch können wir schnell rein laufen..." Ich klang genauso verzweifelt wie ich mich fühlte. Das war doch alles keine Lösung! Wir konnten doch nicht jede Nacht schwimmen gehen! Zumal ich gar nicht schwimmen konnte!
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Cerielle » Do 11. Jun 2020, 20:51

Auch wenn die Lage für mich ziemlich aussichtslos erschien und ich vor Verzweiflung am liebsten geheult hätte, blieb Yulivee ruhig und erklärte uns die Lage. Ihre Ruhe färbte vielleicht auch ein wenig ab, oder half zumindest, dass ich nicht vollends die Nerven verlor. Caelan war da nämlich keine große Hilfe. Während ich schwieg und das Wolfsmädchen anstarrte, schien er zu überlegen, und auch in meinem Kopf begannen die verschiedenen Möglichkeiten hin und her zu rattern, die Yulivee genannt hatte. Auf einen Baum wollte ich ganz sicher nie wieder...
Mein Blick huschte zu Caelan, als er das Meer erwähnte. Yulivee hatte zwar Recht, es wäre zu kalt, die ganze Nacht im Wasser zu verbringen, aber da waren wir wohl wirklich am sichersten. Ich dachte an die Nacht, die ich mit Alastair in diesem Tümpel verbracht hatte... Am Morgen war ich zwar vollends durchgefroren gewesen, aber immerhin am Leben.
"Das Meer ist zu weit, das schaffen wir nicht mehr", sagte ich leise. Ich war den Weg ja erst vor kurzem gegangen. Kurz bevor das alles angefangen hatte... Als Alastair...-
Yulivee unterbrach meine Gedanken. "Aber der See ist näher", sagte sie und lächelte.
Ja... Das schien vielleicht keine schlechte Idee zu sein. Ich warf einen Blick zu Caelan, noch immer besorgt. "Wir könnten ein paar Decken oder so mitnehmen. Damit es nicht so kalt ist, wenn wir nass sind", schlug ich leise vor. Und Schmerzmittel... Ich brauch dringend Schmerzmittel... Vielleicht gab es sogar noch anderes Nützliches.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Yulivee » Do 11. Jun 2020, 20:59

"Sie kommen schon in die Nähe, aber sie werden nicht gern nass. Wir müssten gar nicht tief rein, nur ein Stück vom Ufer weg", sagte ich und nickte Caelan zu. Und wenn tatsächlich keins in der Nähe war, könnten wir draußen bleiben. Außerdem hatte ich immer noch meinen Bogen, so konnten wir sie loswerden. Die Idee mit dem Meer fand ich also eigentlich gar nicht schlecht, auch wenn ich bisher noch kaum je da gewesen war. Nicht auf der anderen Seite der Wiese jedenfalls. Wie weit es war, wusste ich also nicht. Cerielle aber scheinbar schon.
Ich überlegte nur kurz, dann fiel mir der See ein, und dort war ich auch schon öfter gewesen. Das könnte zwar auch ein wenig knapp werden, wie ich mit einem Blick in Richtung der untergehenden Sonne feststellte, aber wenn wir uns beeilten, schafften wir es vielleicht. Auch wenn etwas Warmes vielleicht auch gar nicht schlecht wäre, wie Cerielle sagte. Für sie zumindest.
"Dann sollten wir uns beeilen. Die Häuser stehen alle leer, wir können also einfach irgendwo rein", sagte ich. Die Menschen störte das ja nicht mehr. Ich warf einen Blick zu Roku. "Vielleicht solltest du mit Cerielle schonmal vorgehen." Mein Blick huschte fragend zu Caelan, um zu sehen was er von der Idee hielt. Ich konnte eigentlich auch allein Sachen besorgen, wenn ich wusste was. Ich war auf jeden Fall schneller beim Einholen der anderen.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Caelan » So 5. Jul 2020, 07:12

Ich nickte stumm auf die Vorschläge der beiden anderen hin. Insgesamt fühlte ich mich wie vor den Kopf gestoßen. Dahin waren die schönen Vorstellungen eines gemütlichen Abends, eines warmen Bettes, einer Dusche und dem Duft von Eierkuchen. Stattdessen drohten sich die inzwischen gut bekannten Klauen von Furcht und Schrecken erneut anzupirschen und mit jedem Herzschlag und dem unausweichlichen Untergehen der Sonne näher zu kommen. Ich wollte das alles nicht mehr! Warum hatten wir hier nicht einfach in Sicherheit sein können? Warum konnten wir uns nicht einfach einmal ausruhen? Warum mussten diese Ungeheuer überhaupt existieren? Warum standen wir auf ihrer Speisekarte? Ich driftete mit meinen Gedanken ab und hätte am allerliebsten den Kopf in den Sand gesteckt - oder zwischen meinen Händen vergraben und geheult. Einzig und allein der Gedanke daran, dass Cerielle mich daraufhin ordentlich zusammenfalten würde, stellte einen gewissen Damm für meine feucht werdenden Augen dar. Richtig... was sollte Cerielle denn sagen? Sie war verletzt und hatte Schmerzen. Ihr war kalt. Und sie hatte bestimmt auch Angst. Ihr ging es deutlich schlechter als mir. Was hatte ich also für ein Recht rumzujammern, während die beiden überlegten, was zu tun war? "Decken sind gut. Und Essen. Vielleicht finden wir noch irgendwas, was haltbar ist. Vorzugsweise etwas, das man nicht erst erhitzen muss." Selbst ich wusste, dass Feuer in der Dunkelheit keine gute Idee war, wenn man von Feinden umzingelt war. "Außerdem vielleicht eine Plane. Oder ein Zelt oder sowas. Gegen den Wind." Mir machte das wenig aus, aber Cerielle fror so schon und mit Wind wurde das sicher nicht besser. "Vielleicht finden wir auch eine dickere Jacke für Cerielle", versuchte ich meinen Teil beizutragen. In der Lage, irgendwelche Entscheidungen zu treffen, fühlte ich mich allerdings nicht. "Was du meinst, was besser ist. Ich kann tragen helfen oder mit Cerielle vor gehen." Nur allein bleiben wollte ich nicht - zumal ich keine Ahnung hatte, wo der See war. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich von dem kleinen Aussichtspunkt hinter Alastairs Haus das Dorf genauso wenig sehen können wie einen See.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Cerielle » So 5. Jul 2020, 15:55

Yulivee schien mit meinem Vorschlag über den See einverstanden zu sein, diesmal schwieg ich aber und sah nur unsicher zu ihr. Mein Blick huschte auch zu Caelan, als er Yulivees und meine Überlegungen weiterführte, und eigentlich fand ich seine Ideen auch gar nicht schlecht. Ich sagte aber immer noch nichts, und zudem wusste ich nicht, ob wir für das alles genug Zeit hatten. Ich wollte auch nicht, dass Caelan und Yulivee zu spät kamen... Und ich bangte ein wenig, weil ich mit Roku alleine vorangehen sollte, aber andererseits wusste ich auch, dass er mit mir viel zu langsam wäre. Und ich hatte einfach Angst...
"Okay", sagte ich daher leise zu Yulivees Vorschlag, auch wenn sie eher mit Roku gesprochen hatte. Ich warf ihr einen Blick zu und sah dann zu Caelan. Er war doch auch nicht besonders schnell... Aber die Wiese war immerhin anders als der Wald, da gab es nicht so viele Möglichkeiten, wo was passieren konnte. Hoffte ich zumindest.
"Aber sei vorsichtig...", sagte ich leise zu Caelan. Roku war offenbar bereit zu gehen.

-----> Blue Lake
Zuletzt geändert von Cerielle am Di 7. Jul 2020, 14:09, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
~
Oh won't you come with me
Where the moon is made of gold
And in the morning sun
We'll be sailing free

Oh won't you come with me
Where the ocean meets the sky
And as the clouds roll by
We'll sing the song of the sea

~ ~ ~ ~ ~
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Yulivee » So 5. Jul 2020, 16:05

Cerielle stimmte mir zu, worüber ich ganz froh war, denn zur Not konnte ich mich ja immer noch beeilen, und Caelan hoffentlich auch. Das bekamen wir schon hin. Aber sie war verletzt und kam nicht so schnell voran, selbst auf Rokus Rücken ging es nicht so gut. Ich nickte und wandte mich Caelan zu.
"Ein Zelt?", wiederholte ich und runzelte leicht nachdenklich die Stirn, weil ich überlegen musste. Das war doch so ein Unterschlupf den man abbauen konnte, oder? Hatte ich jedenfalls schonmal gesehen. Und eigentlich war das auch keine schlechte Idee, aber ich glaubte nicht, dass wir so viel Ruhe kriegen würden. Vielleicht aber ja doch. Wenn wir Glück hatten.
"Wir haben nicht viel Zeit", erinnerte ich Caelan dann auch. "Und morgen früh können wir immer noch weiter nützliche Dinge suchen, aber für heute müssen wir uns beeilen." Ich wandte mich bereits zu dem nächsten Haus um, sah aber noch zu den anderen. "Dann komm du besser mit mir Caelan, ich kenn mich mit den Menschensachen nicht aus. Roku, bring Cerielle zum See."
Der weiße Wolf wandte sich um, und sofern niemand mehr etwas dagegen sagte, würde er sich auch gleich mit Cerielle auf den Weg machen.
"Ich suche Decken, und du kannst eine Jacke oder Essen oder so suchen, ja?", meinte ich zu Caelan und sah zu ihm, während ich auf die halb offenstehende Haustür zuging. Decken waren kein Problem, aber mit Menschenessen kannte ich mich nicht gut aus. Vielleicht fand ich ja auch eine Jacke, das bekam ich hin. Wie ein Zelt aussah, wenn es zusammengepackt war, wusste ich auch nicht, daher musste das auch Caelan machen. Aber ob wir für das alles Zeit hatten, bezweifelte ich. "Nimm nur das wirklich Nötige und such nicht zu lange, sonst schaffen wir es nicht bevor es dunkel wird", erinnerte ich ihn.
Bild Yuli mit ihrem Begleiter Roku
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Bild Yulivee besitzt schwarze Wolfsohren und einen Wolfsschwanz, sowie leicht spitze Zähne. Ihre Sinne sind schärfer als die eines Menschen.
. . Bild Sie kann sich in einen schwarz-weißen Wolf verwandeln, was bei Vollmond allerdings unfreiwillig geschieht.
Bild Mit ihrem Geist kann sie Lebewesen in ihrer Umgebung erspüren, wenn sie sich darauf konzentriert.
. . Bild Der Wald ist ihr Zuhause, trotz der Monster darin. Yuli kämpft mit Pfeil und Bogen, Dolchen, Klauen und Zähnen; sie kann sich verteidigen und jagen.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Caelan » Di 7. Jul 2020, 05:43

"Klar." Das aufmunternd klingende 'Ich bin doch immer vorsichtig' wollte mir einfach nicht über die Lippen kommen und auch das Lächeln, das ich zum hoffentlich nur kurzen Abschied zustande bringen wollte, war höchstwahrscheinlich nicht als solches zu erkennen. Kurz darauf war Roku mit Cerielle auf dem Rücken auch schon ein gutes Stück entfernt. Ich wusste, dass wir keine Zeit zu verlieren hatten und trotzdem konnte ich nicht anders, als den beiden hinterher zu starren. Das Bild der kleiner werdenden Cerielle brannte sich in meine Netzhaut ein. Ich hob die Hand und ließ sie doch gleich wieder sinken. Nein, nicht gehen!, wollte ich schreien. Lass mich nicht alleine. Doch alles, was über meine Lippen kam war ein leises "nein", bevor ich mich unterbrach und versuchte das Gewicht, das plötzlich auf meinem Brustkorb zu lasten schien, abzuschütteln. Das war albern. So albern! Und trotzdem fühlte ich mich miserabel, weil ich wusste, dass es irgendwann genau so kommen würde. Selbst Yulivees Stimme schien aus großer Entfernung zu kommen. "Decke, Jacke, Essen...ja...", wiederholte ich abwesend, bevor ich mich zwang den Blick abzuwenden. Yulivee stand schon nicht mehr neben mir, sondern war auf eine der Türen zugegangen. "Ähm....was soll ich suchen?", musste ich dann doch nochmal nachfragen, während ich schweren Herzens auf eines der Häuser zuging. Irgendwie war alles anders, als ich es mir vorgestellt hatte... Lag das an mir? Hatte ich eine so falsche Vorstellung von der Welt gehabt? Fast wünschte ich mich zurück in jene Zeit bei Alastair. Jene Zeit, als ich Cerielle das erste Mal gesehen hatte und trotzdem noch eine gewisse Sicherheit verspürt hatte. Jene Zeit, bevor Alastair mich in den Keller gebracht hatte... Aber...war das nicht irgendwie alles untrennbar miteinander verbunden? Wenn ich nicht krank geworden wäre, wenn ich weiter so getan hätte, als könnte ich Cerielle nicht sehen... vielleicht...
"Yuli? Hast du...dir schon mal gewünscht, dass die Zeit sich rückwärts bewegt?", fragte ich das Wolfsmädchen.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Yulivee » Di 7. Jul 2020, 14:08

"Komm schon!", rief ich Caelan zu, der noch immer da stand und zurück blickte, und ich stand schon kurz davor, wieder zu ihm zu gehen und ihn bei der Hand zu nehmen, aber da drehte er sich endlich zu mir um und folgte mir. Er schien mir gar nicht zugehört zu haben.
"Irgendwas, das du nützlich findest. Morgen früh kommen wir wieder zurück", wiederholte ich und trat als erstes durch die offene Tür in das verlassene Haus. "Aber beeil dich." Der Wind hatte einige Blätter von draußen über den Flur geweht, den wir betraten. Ansonsten sah das Haus noch recht intakt aus, bis auf die Tatsache, dass es eben verlassen war. Man konnte aber auch sehen, dass schon vor uns jemand hier gewesen war, und das ein oder andere mitgenommen hatte. Es schien aber schon länger niemand mehr hier gewesen zu sein.
Der kurze Flur öffnete sich in ein Wohnzimmer, durch das ich meinen Blick schweifen ließ auf der Suche nach etwas Nützlichem für die Nacht. Decken würde es aber wohl im Schlafzimmer geben.
Ich wollte gerade auf eine Tür zutreten, als Caelans Frage meine Gedanken unterbrach und mich inne halten ließ. Ich schwieg und sah ihn ein paar Augenblicke lang an, während meine Ohren unruhig zuckten. "Dass das was passiert ist nicht passiert wäre?" Ich gab ein schiefes Lächeln von mir und nickte. Keine Ahnung ob es das war was er meinte. Jetzt gerade wäre es mir auch lieber, wenn die Zeit stehen bleiben würde und die Nacht nicht so schnell käme. Aber so war es eben nicht.
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Re: Wald ohne Ende

Beitragvon Caelan » Sa 24. Okt 2020, 05:01

„Ja, genau“, bekräftigte ich Yulivees Nachfrage. Mehr sagte sie nicht und ich wusste auch nicht genau woran es lag, aber ich hatte das Gefühl, dass sie wusste, was ich meinte. Und dass ihr das Gefühl nicht fremd war. Ich war jedenfalls schon froh, dass sie mich nicht schief anguckte oder auslachte. Am liebsten hätte ich ihr alles erzählt, was mir gerade auf dem Herzen lag, doch selbst mir war bewusst, dass wir dafür gerade keine Zeit hatten. Die Sonne näherte sich ungnädig immer weiter dem Horizont und die Schatten wurden mit jeder Sekunde, die ich hier tatenlos herumstand und grübelte, länger.
„Ach ja, eine Jacke…“, half ich mir selbst wieder auf die Sprünge und machte endlich Anstalten dem Wolfsmädchen in den Eingangsbereich des Hauses zu folgen. Es fühlte sich komisch an, durch diese Tür zu treten. Wie ein Teil aus einem anderen Leben, wenn nicht gar aus einer anderen Welt, der vertraut und dennoch so fremd war. Ich war noch nie in einem anderen Haus gewesen als dem von Alastair. Zumindest nicht, soweit ich mich erinnern konnte. Natürlich sah alles anders aus, aber eben auch auf merkwürdige Art und Weise vertraut. Zumindest entsprach es mehr dem, was ich kannte, als der Wald mit seinen hohen Bäumen, moosbewachsenen Felsen und rutschigen Abhängen. Noch ein bisschen zaghaft zog ich eine der Schubladen der Garderobe auf. Alastair hätte mich windelweich geprügelt, wenn er mich dabei erwischt hätte, einfach in Schubladen zu schauen, die mich nichts angingen. Aber der Magier war nicht hier… würde es nie wieder sein… Ein Kapitel war unwiderruflich geschlossen worden und ich wusste noch nicht so recht wie mir die ersten Seiten im neuen gefielen.
Ich fand ein paar Handschuhe und einen Schal und nahm beides an mich. Gut, das war noch nicht viel, aber besser als nichts. Und Cerielle war immer kalt. Vielleicht würde sie sich freuen. Ob sie ihr auch passten? Ich schlüpfte in einen der Handschuhe. Mir passten sie. Vielleicht ein bisschen groß, aber damit könnte ich leben. Aber die Selkie? Ihre Hände waren so klein und schmal… Die nächste Schublade folgte, doch darin waren nur Schuhcrème und Schnürsenkel zu finden. Die würden wir wohl hoffentlich nicht brauchen. Ich wandte mich der Schranktür zu und kramte in den darin hängenden Sachen herum, wurde jedoch nicht wirklich fündig. Bei dem großen Regenmantel fiel selbst mir auf, dass er jemandem wie Cerielle nicht nur bis zu den Knöcheln, sondern vermutlich sogar darüber hinaus gereicht hätte. Ein bisschen zögerlich wandte ich mich der Treppe zu. „Meinst du, ich kann auch oben nachsehen?“ Es war wohl wieder eine dumme Frage, denn genau dafür waren wir ja eigentlich da, aber ich hatte trotzdem Skrupel einfach so durch das Haus zu wandern. Was, wenn doch jemand kam? Jemand, wie Alastair, der keinen Spaß verstand? Andererseits würde die Nacht kalt werden. Und Cerielle ging es nicht gut. Sie brauchte eine Jacke und alles andere warme, was se bekommen konnte. Ich erklomm die ersten Stufen und nachdem mich dort nicht der Blitz getroffen hatte auch die nächsten.
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